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Was hilft, wenn wir ein ganzes Leben zusammen waren und der andere dann stirbt? Wie die Trauer bewältigen? Der Verlust eines lieben Menschen ist eine Zäsur. Am besten, sich Unterstützung holen
Den meisten Paaren ist bewusst, dass sie das Ende nicht zusammen erleben werden. Doch viele verdrängen den Gedanken an den Tod – bis einer stirbt. „Wenn Paare so lange zusammen sind, haben sie eine lange gemeinsame Geschichte – wenn die zu Ende geht, tut das weh“, sagt Roland Kachler, Psychologe und Theologe aus Remseck, im Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber“. Was Betroffenen hilft, und warum es bei Trauer kein Richtig und Falsch gibt.
Wichtig ist, den Verlust zu verarbeiten
Wer zurückbleibt, steht vor einer oft schier unmöglichen Herausforderung: ohne den Menschen weiterzuleben, mit dem man jeden Tag gelacht, geredet oder auch mal gestritten hat. Selbst wenn der Tod keine Überraschung war und man sich verabschieden konnte, trifft einen die Einsamkeit oft mit voller Wucht. Was für ein Gefühl, allein am Frühstückstisch zu sitzen oder abends kein „Gute Nacht“ mehr zu hören.
Wichtig ist in jedem Fall, dass der Verlust verarbeitet wird. „Jede nicht geweinte Träne stellt sich hinten wieder an“, sagt Annelie Michel, systemische Trauerbegleiterin aus dem oberbayerischen Bruckmühl. Michel rät, alle Gefühle zuzulassen. Und das sind viele: „Trauer ist nicht nur schwarz. Sie ist bunt, widersprüchlich, wild, wie ein Kaleidoskop.“ Wut, Liebe, Verzweiflung, manchmal auch Erleichterung gehören dazu. Niemand sollte sich schämen, wenn er nicht nur weint, sondern auch aufatmet, sagt die Trauerbegleiterin.
Hilfe bieten Hospize, Kirchen oder Trauercafés
Für die Dauer des Schmerzes gibt es keine Norm. „Jeder darf so lange trauern, wie er oder sie es braucht“, so Annelie Michel im Gespräch mit dem „Senioren Ratgeber“. Auch das „Trauerjahr“ von früher sei eher eine gesellschaftliche Vorgabe gewesen. Wie lange es wehtut, hängt nicht von der Dauer einer Beziehung oder der Intensität der Liebe ab. „Viele Menschen funktionieren in den ersten Monaten, wenn das Umfeld Rücksicht nimmt. Ist der Ausnahmezustand vorbei und alle anderen leben ihr Leben weiter, brechen die Gefühle oft erst richtig auf“, so die Trauerbegleiterin.
Mit Außenstehenden sprechen
Mit Außenstehenden zu sprechen – sei es in einer Gruppe oder mit einer Trauerbegleitung – ist besonders wichtig. Ansonsten drehen sich die Gedanken im Kreis und ziehen einen hinab. Hilfe bieten Hospize, Kirchen, private Träger oder Trauercafés, auch online gibt es Plattformen, zum Beispiel verwitwet.de mit mehr als 16.000 Community-Mitgliedern. „Manchmal reichen wenige Gespräche – mit wachsendem Abstand“, so Michel. Und wenn der Schmerz nicht nachlässt? „Wenn man über Wochen nicht schlafen, essen oder rausgehen kann oder sich wie betäubt fühlt, sollte man professionelle Trauerbegleitung oder ärztlichen Rat suchen“, erklärt Annelie Michel.
Bild: Wort & Bild Verlagsgruppe – Gesu | Getty Images/Digital Vision/Siri Stafford
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