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Rente mit 63? Viele arbeiten über 64, 65 und 66 hinaus – 2023 waren es immerhin 1,67 Millionen Menschen, die noch im Alter arbeiten.
Der Linken-Rentenexperte Matthias W. Birkwald bohrt immer wieder bei der Bundesregierung nach, wie es denn um die Rente steht. Dieses Mal wollte er wissen, wie viele noch im Alter zwischen 63 und 67 Jahren arbeiten. Nun, ihre Zahl ist von 1,31 Millionen im Jahr 2020 auf 1,67 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen – das sind immerhin 360.000 mehr oder 27,5 Prozent.
Das heißt, für diese Menschen ist die „Rente mit 63“ kein Thema. FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner würde diesen Trend gern verstärken, in dem er Anreize schafft, „damit Menschen länger arbeiten wollen“. Das wäre besser, als die „Rente mit 63“ zu finanzieren, wobei es die Rente mit 63 gar nicht mehr gibt, denn, wer 45 Beitragsjahre vorweisen kann, kann frühesten mit 64 in Rente gehen, weil das entsprechende Alter für „besonders langjährig Versicherte“ stetig steigt.
Aus Rente mit 63 wird Rente mit 64
Die Altersgrenze für „besonders langjährig Versicherte“ verschiebt sich von 63 auf 65.
Geburtsjahr | Altersgrenze |
---|---|
1953 | 63 Jahre plus 2 Monate |
1954 | 63 Jahre plus 4 Monate |
1955 | 63 Jahre plus 6 Monate |
1956 | 63 Jahre plus 8 Monate |
1957 | 63 Jahre plus 10 Monate |
1958 | 64 Jahre |
1959 | 64 Jahre plus 2 Monate |
1960 | 64 Jahre plus 4 Monate |
1961 | 64 Jahre plus 6 Monate |
1962 | 64 Jahre plus 8 Monate |
1963 | 64 Jahre plus 10 Monate |
ab 1964 | 65 Jahre |
Birkwald mahnte, genauer auf die Zahlen zu schauen: Die Beschäftigung älterer Menschen sei stark gestiegen, wie die Statistiken zeige. Bei den 63- bis 67-Jährigen seien in den vergangenen drei Jahren die Beschäftigungsquoten in Deutschland um 26,2 Prozent gestiegen.
Mehr Ältere arbeiten länger
Tatsächlich ist die Beschäftigungsquote der höheren Altersgruppen in den vergangenen 20 Jahren schon stärker gestiegen als die Beschäftigungsquote insgesamt, und zwar „deutlich“, so das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer Studie feststellt. Laut Statistischem Bundesamt nahm die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen in den vergangenen Jahren so stark zu wie in keiner anderen Altersgruppe – von 47 Prozent 2012 auf 63 Prozent 2022. Jenseits des regulären Renteneintrittsalters hat sich der Anteil der Erwerbstätigen von elf Prozent 2012 auf 19 Prozent 2022 erhöht – das sind jene, die mit 65 bis 69 Jahren noch gearbeitet haben. Dr. Enzo Weber vom IAG meint denn auch, dass „das größte Potenzial des deutschen Arbeitsmarktes über 60 liegt“. Zuschläge für diejenigen, die die „Rente mit 63“ nicht in Anspruch nehmen, könnten seiner Meinung nach helfen, es besser zu nutzen.
Niedrige Rente – Motiv, länger zu arbeiten
Birkwald weist darauf hin, dass die Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen in der Pflicht seien, ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gute Arbeit anzubieten, sodass sie die Möglichkeit, länger zu arbeiten, auch freiwillig nutzen wollen. „Wir brauchen Zuckerbrot statt Peitsche!“
Viele Ältere müssten allerdings länger arbeiten, weil ihre Rente so niedrig sei, wie Birkwald anmerkt. Fast jeder zweite Senior oder Seniorin über 65 hierzulande habe nur ein Nettoeinkommen von unter 1250 Euro zur Verfügung, darunter sind besonders viele Frauen.
Für rund 40 Prozent der Erwerbstätigen ab 65 Jahren war die ausgeübte Tätigkeit laut Statistischem Bundesamt die vorwiegende Quelle des Lebensunterhalts – für die Mehrheit war dieses Einkommen aber ein Zuverdienst neben Rente oder Vermögen.
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