Frauenmagazin auf der Kippe

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Nach „Brigitte Wir“ hat jetzt auch das Frauenmagazin „Emotion“ Probleme – der Verlag meldete Insolvenz an. Die Inflation und rückläufige Werbeerlöse waren der Grund für diesen Schritt.

„Heute ist die wahrscheinlich bitterste Stunde unserer Reise mit „Emotion“, bedauert Herausgeberin und Geschäftsführerin Katarzyna Mol-Wolf. Sie musste den Gang zum Amtsgericht Hamburg antreten, um Insolvenz anzumelden. Die wirtschaftliche Situation der vergangenen Monate sei sehr angespannt gewesen und die Lage habe sich so weit verschlechtert, dass der Verlag gezwungen gewesen sei, beim zuständigen Gericht Insolvenz anzumelden. Der Geschäftsbetrieb bleibe vorerst bestehen; die Redaktion arbeite an der kommenden Print-Ausgabe und am Online-Portal weiter.

Frauenmagazin am Ende?

Emotion

Emotion – Juli-Ausgabe

13 Jahre gibt es „Emotion“ mittlerweile. Die Herausgeberin ist davon überzeugt, dass es „Emotion“ gelungen sei, „einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten: Weibliche Fähigkeiten sind unabdingbar für unsere Zukunft“. Diversität sei der Fortschritt, den unsere Gesellschaft so dringend brauche. „Emotion“ habe „unzählige Frauen be- und gestärkt, ihren Weg zu gehen und selbstbewusst ihre Talente ins Spiel zu bringen“.

Die Gründe für diesen Schritt: Gestiegene Papier- und Druck­preise, hohe Energie­kosten sowie rückläufige Anzeigen- und Vertriebs­erlöse. Die verkaufte Auflage der Zeitschrift lag dem Branchendienst „turi2“ im 1. Quartal bei etwa 53.000, die Zahl der Abos war allerdings um rund 30 Prozent auf rund 5.500 eingebrochen. In ihrem Video bei Instagram erläutert sie diesen Schritt im Detail. Damit endet wohl der Weg von „Emotion“, anders als der Untertitel „Für Frauen, die ihren Weg gehen“ verspricht. Damit ist „Emotion“ nach „Brigitte Wir“ bereits das zweite Frauenmagazin, das in die Bredouille gekommen ist.

Gibt es zu viele Frauenmagazine?

Dazu ein satirischer Beitrag in „Welt am Sonntag“ vom 12. Februar 2023:

Wer kann das alles noch lesen?
RTL hat Deutschland gerettet. Der mutige Betreiber eines Volksbildungsfernsehsenders hat den gewissenlosen Zeitschriftenverlag Gruner & Jahr praktisch liquidiert. Und das ist gut so. In Zeiten, in denen Lese- und Konzentrationsfähigkeiten der Menschen immer stärker nachlassen, ist es ein Verbrachen, die Kioske mit immer neuem Lesestoff zu fluten. Es stellt sich ja längst nicht mehr die Frage, wer das alles lesen soll, sondern wer das alles lesen kann. Und die Drecksarbeit bleibt mal wieder an den Frauen hängen, die über 80 Prozent aller Druckerzeugnisse konsumieren. Aber Frauen haben es schon schwer genug, den Gender-Pay-Gap, MeToo und die Work-Life-Balance in den Griff zu kriegen. Und dann setzt Gruner & Jahr sie zusätzlich unter Druck und suggeriert ihnen, sie müssten außerdem noch „Brigitte Woman“, „Brigitte Wir“, „Brigitte Leben!“, „Brigitte Be Green“ und „Brigitte Mom“ lesen. Deutschlands Rentner sind seit Jahren kurz vor dem Burn-out, weil sie neben Enkelbetreuung, Immobilienverwaltung, Kreuzfahrtbuchungen und Wanderexzessen auch noch „GEO Saison“, „GEO Kompakt“, „GEO Wissen“, „GEO Wissen Gesundheit“, „GEO Wissen Ernährung“, „GEO Epoche“, „GEO Epoche Edition“, „GEO Epoche Panorama“, „GEO Walden“, „GEO Wohllebens Welt“ und „Peter Moosleitners Interessantes Magazin“ lesen müssen. Und weil es leider immer weniger Arztpraxen gibt, fehlt es ganz einfach an Wartezimmern, in denen man solche Zeitschriften bisher immer unauffällig entsorgen konnte.

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Helmut Achatz

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