„Brigitte Wir“ ist eingestellt

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„Brigitte Wir“ wird sein achtjähriges Bestehen nicht mehr feiern können – das  Magazin für den weibliche Teil der 60plus-Generation ist Ende Mai 2023 eingestellt worden.

Brigitte Wir sagt „Tschüs!“. Das war die letzte Ausgabe: „Brigitte Wir“ wurde vom Verlag Gruner + Jahr abgewickelt, der seit 2021 zur RTL Group gehört, an der Bertelsmann die Mehrheit hält. RTL hat, so die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, rund 700 der 1900 Stellen bei Gruner + Jahr gestrichen und zahlreiche Magazine eingestellt, darunter auch „Brigitte Wir“. „Brigitte Woman“ gehörte ebenfalls dazu und wurde eingestellt; die Redakteurinnen verabschiedeten sich schon mal. Ausgabe Nr. 3 2023 ist die „finale“ Ausgabe der „Brigitte Wir“. Im Editorial der finalen Ausgabe sagte das Redaktionsteam „Tschüs“ und „Machen Sie es gut“.

Brigitte Wir letzte Ausgabe

„Brigitte Wir“ sagt „Tschüs!“.

Kahlschlag bei Brigitte Wir

Das heißt, mehr als jede dritte Stelle fällt weg – und das gilt auch für „Brigitte Wir“. Das „Magazin für die dritte Lebenshälfte“ steht somit vor dem Aus. Dabei wagte Gruner + Jahr mit „Brigitte Wir“ erst im September 2015 den Schritt an den Kiosk.

Ausgabepreis damals 2015 war 4,50 Euro, heute 5,90 Euro – eine Preissteigerung von mehr als 30 Prozent. Wie hoch die Auflage ist, lässt sich nur schätzen: Dem Mediendienst „Meedia“ zufolge hat das Schwestermagazin „Brigitte Woman“ eine verkaufte Auflage von 192.368 Exemplare, wobei nur annähernd 68.000 „hart“ verkaufte wurden. Die Auflage von „Brigitte Wir“ dürfte noch weit niedriger sein.

Beide, „Brigitte Woman“ und „Brigitte Wir“ fallen dem Rotstift zum Opfer. Der Stecker ist gezogen. Übrigens werden auch noch andere G+J-Magazine verschwinden, darunter Barbara, Brigitte Woman, Brigitte Leben!, Brigitte Be Green, Brigitte Mom, Chefkoch (Print), Eltern (Print), Eltern Family, GEO Saison, GEO Kompakt, GEO Wissen, GEO Wissen Gesundheit, GEO Wissen Ernährung,GEO Walden, GEO Wohllebens Welt, Guido, Guidos Deko Queen, Stern View, Stern Gesund Leben. GEO Epoche soll laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ bestehen bleiben.

Anspruch von „Brigitte Wir“

Das Leben umarmen, sich entspannen und dem Alter mit Freude und Gelassenheit entgegensehen: BRIGITTE WIR ist das Magazin für lebenskluge Frauen, die interessierter und weltoffener sind als jede Generation vor ihnen. Frauen, die wissen, was sie wollen und sich trotzdem gern überraschen lassen. Die schönsten Reisen, Porträts und das Neueste aus Kultur und Gesellschaft, Gesundheit und Psychologie … alles in der neuen Ausgabe.

Online-Angebot eher dürftig

Online gab’s bei „Brigitte Wir“ nur Appetizer wie den Artikel über „Auch mit 60 wollen Frauen es noch einmal krachen lassen“  – und eben den Link zum Shop. Das war’s dann digital aber auch schon. Digital traute „Brigitte Wir“ ihren Leserinnen offensichtlich nicht allzu viel zu. Sicher werden einige „Brigitte Wir“ nachweinen. Leider haben auch andere Magazine für die weibliche 60plus-Generation nicht überlebt.

Offensichtlich haben die Magazinmacher ihre weibliche Klientel vollkommen falsch eingeschätzt. Von den Babyboomer-Magazinen ist eigentlich nur „Meins“ übrig geblieben. RTL Deutschland hat offensichtlich den Markt und die Bedürfnisse der Bestager-Frauen verkannt, die eben keine 5,90 Euro für ein Magazin ausgeben.

Der Abschied

Die Redaktion verabschiedet sich mit folgenden Worten:

Liebe Leserin, ALS VOR ACHT JAHREN die erste BRIGITTE WIR an den Kiosk kam, waren wir ziemlich aufgeregt. Ein Magazin, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen über 60 anzusprechen, sie aus der Unsichtbarkeit zu holen und über Themen zu schreiben, die im Alter bewegen, war einzigartig auf dem Zeitschriftenmarkt. Wir fragten uns: Gibt es überhaupt genügend interessierte Frauen? Allerdings. Und was für welche! Ihre Geschichten, Ihre Briefe und Ihre Treue, liebe Leserinnen, haben uns bis zum heutigen Tag und dieser allerletzten Seite, die in den Druck geht, inspiriert, berührt und motiviert. Nun halten Sie die finale Ausgabe in den Händen. Und weil uns traurige Abschiede nicht liegen, ist dies ein fröhliches Heft geworden – mit viel Lesestoff, zu dem auch Sie einiges beigetragen haben: etwa Ihre 221 Buchkritiken für …

Gibt es zu viele Frauenmagazine?

Dazu ein satirischer Beitrag in „Welt am Sonntag“ vom 12. Februar 2023:

Wer kann das alles noch lesen?
RTL hat Deutschland gerettet. Der mutige Betreiber eines Volksbildungsfernsehsenders hat den gewissenlosen Zeitschriftenverlag Gruner & Jahr praktisch liquidiert. Und das ist gut so. In Zeiten, in denen Lese- und Konzentrationsfähigkeiten der Menschen immer stärker nachlassen, ist es ein Verbrachen, die Kioske mit immer neuem Lesestoff zu fluten. Es stellt sich ja längst nicht mehr die Frage, wer das alles lesen soll, sondern wer das alles lesen kann. Und die Drecksarbeit bleibt mal wieder an den Frauen hängen, die über 80 Prozent aller Druckerzeugnisse konsumieren. Aber Frauen haben es schon schwer genug, den Gender-Pay-Gap, MeToo und die Work-Life-Balance in den Griff zu kriegen. Und dann setzt Gruner & Jahr sie zusätzlich unter Druck und suggeriert ihnen, sie müssten außerdem noch „Brigitte Woman“, „Brigitte Wir“, „Brigitte Leben!“, „Brigitte Be Green“ und „Brigitte Mom“ lesen. Deutschlands Rentner sind seit Jahren kurz vor dem Burn-out, weil sie neben Enkelbetreuung, Immobilienverwaltung, Kreuzfahrtbuchungen und Wanderexzessen auch noch „GEO Saison“, „GEO Kompakt“, „GEO Wissen“, „GEO Wissen Gesundheit“, „GEO Wissen Ernährung“, „GEO Epoche“, „GEO Epoche Edition“, „GEO Epoche Panorama“, „GEO Walden“, „GEO Wohllebens Welt“ und „Peter Moosleitners Interessantes Magazin“ lesen müssen. Und weil es leider immer weniger Arztpraxen gibt, fehlt es ganz einfach an Wartezimmern, in denen man solche Zeitschriften bisher immer unauffällig entsorgen konnte.

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13 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Karin Schröder
    27. Mai 2023 12:53

    Ich hatte mich immer wieder auf die neue Ausgabe der „Brigitte Wir“ gefreut und sie mit Interesse erwartet.
    Anspruchsvolle Inhalte – abseits von „billigem“ Klatsch und Tratsch!
    Sehr schade 😔😕
    Der ganze Schwachsinn, den man uns Frauen über 60 zumutet und mit dem man uns in Verbindung bringt wird leider weiterhin den Markt überschwemmen.

    Antworten
  • Helmut Achatz
    27. Mai 2023 17:39

    Ja, leider. RTL hat einen Kahlschlag betrieben bei seinen Magazinen.

    Antworten
  • Schade, Schade, Schade. Brigitte WIR war das einzige noch lesenswerte Magazin.

    Antworten
  • Sehr schade, habe das Magazin gerade kennen- und schätzengelernt.

    Antworten
  • Monika Günther
    7. Juni 2023 15:02

    Es wundert mich nicht, dass RTL die Magazine Brigitte wir und brigitte women und andere interessante Zeitschriften abschießt. Diese sind eben nicht populistisch und seicht wie viele andere Blätter ( und das Programm im gleichen Sender ). Die denkfaulen und arroganten Jungspunde bei RTL vergessen einfach, dass sie auch mal älter werden. Es kotzt mich an, wie wir älteren Frauen von solchen Volldeppen behandelt werden. Den Frauen in den bisherigen Redaktionen wünsche ich alles Gute und Liebe.

    Antworten
  • Helmut Achatz
    7. Juni 2023 16:26

    Hallo Monika,
    das wünsche ich den Redakteurinnen auch. Schon hart, dass noch vielen Jahren Engagement der Verlag einfach den Stecker zieht.

    Antworten
  • Ich bin sehr sehr traurig die letzte „Brigitte Wir“ in den Händen zu haben. ich bin entsetzt, dass so einem Magazin der Stecker gezogen wird.
    Das war ein Magazin von Frauen für Frauen ohne Firlefanz und ständig unnötigen Promienews – sondern mit äusserst interssanten Inhalten und lesenswerten Artikeln !!!!

    Antworten
  • […] „Für Frauen, die ihren Weg gehen“ verspricht. Damit ist „Emotion“ nach „Brigitte Wir“ bereits das zweite Frauenmagazin, das in die Bredouille gekommen […]

    Antworten
  • […] „Brigitte Wir“ ist es nie gelungen, eine Community aufzubauen: Ende Mai 2023 wurde das Magazin für die „dritte Lebenshälfte“ eingestellt. Auch das Magazin „Emotion“ hat es nicht geschafft: Die Herausgeberin und Geschäftsführerin Katarzyna Mol-Wolf musst Insolvenz anmelden. Die Online-Seite läuft zurzeit noch weiter. Des einen Leid, des anderen Freud‘: Das Frauen-Magazin „Meins“ baut nach und nach eine Community auf und profitiert mittelbar von der Marktbereinigung. Seit Juli 2023 lädt das Frauen-Ü50-Magazin „Meins“ an jedem ersten Dienstag im Monat zum 🌸 Insta-Stammtisch ein (kostenlos) – moderiert von den Ü50-Influencerinnen.  Der Instagram-Account Generation Wow hat nach eigenen Angaben mittlerweile 18.000 Follower. „Meins“ versteht sich als 👯‍♀️ Community für Frauen 50plus, mit 💭 „allen Themen, die uns bewegen“, 🥂 regionalen Treffen & Online-Events. „Meins“ hat sich das Thema Service und Community auf die Fahnen geschrieben. […]

    Antworten
  • Ina Sachsenheimer
    1. August 2023 15:43

    Sehr Schade, dass diese tolle Zeitschrift eingstellt worden ist damit sich RTL und ntv ganz auf das Verbreiten von Fake News und die Verblödung ihrer Zuschauer konzentrieren kann.

    Antworten
  • Leider habe ich die Brigitte Wir erst vor einem Jahr entdeckt und schätzen gelernt.
    Finde es sehr schade dass jetzt Schluss damit ist. Meine Meinung ist dass RTL, wenn sie Geld sparen müssen, mal überlegen sollte dass es besser wäre die RTL Sendungen zu durchschauen. Da könnten sie etliche, kitschige, nichts sagende Sendungen weglassen. So wäre genug Geld da um manche gute Zeitschrift weiter zu führen. Schade, schade, schade.

    Antworten
  • Sabine Reinert
    4. April 2024 07:46

    Habe gerade ein älteres Exemplar „Brigitte Wir“ geschenkt bekommen. Jetzt bin ich Rentnerin, jetzt habe ich Zeit für intensive Lesestunden. So tolle Beiträge, echt schade, dass es dieses Magazin nicht mehr gibt.

    Antworten
  • Helmut Achatz
    4. April 2024 15:02

    Hallo Sabine,
    Brigitte Wir gibt’s nicht mehr. Die Zeitschrift, die noch ehesten auf die Generation 60plus eingeht, ist „Meins“ aus dem Bauer-Verlag.

    Antworten

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