Wohnen wir Alten einfach falsch?

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Die Bauministerin Klar Geywitz will eine Umverteilung – ihr Mantra: Wir Alten belegen zu viel Wohnraum. Wir sollten doch in kleinere Wohnungen umziehen und unseren „Wohnflächenkonsum“ verringern.

„Was ist gutes Wohnen eigentlich?“, fragte „Zeit Online“ und bekam von Bundesbauministerin Klara Geywitz die Antwort: „Wir müssen das, was die Menschheit über Jahrhunderte gemacht hat, wieder einüben – das, was da ist, weiter zu nutzen; dazu muss sich ganz viel ändern.“ Aus ihrer Sicht sei es wichtig, dass wir eine Debatte über den Wohnflächenkonsum führen, sagte sie bereits im Juli 2022 dem „Südkurier“. Jetzt rudert sie wieder etwas zurück, wie „Welt“ berichtet: „Wir können und wollen Menschen nicht zum Umzug zwingen, nur weil sie in einer großen Wohnung wohnen.“ Ein Forscherteam des Immobilieninstituts IREBS der Universität Regensburg hatte laut „Welt“ vor wenigen Tagen vorgeschlagen, Kappungsgrenzen und Mietpreisbremse abzuschaffen. Vor allem Mieter mit lang laufenden Verträgen und mit relativ großen Wohnflächen wären dann zum Auszug gezwungen, und neue Mieter, die die großen Flächen tatsächlich benötigten, könnten einziehen, so die „Welt“. „Damit spielen wir Jung und Alt beziehungsweise Bestandsmieter und Neumieter gegeneinander aus“, sagte die Bauministerin.

Debatte über den Wohnflächenkonsum

Was ist gutes Wohnen eigentlich – auch in punkto Wohnflächenkonsums? Der ist gestiegen: von 25 Quadratmetern pro Person nach dem Krieg auf jetzt über 47 Quadratmeter. Geywitz fragt, ob das schon das Ende der Erkenntnis sei. Die „Zeit“ unterstellt Geywitz, dass sie „Witwerinnen“ (die „Zeit“ gebrauchte tatsächlich Witwerinnen) und Witwern sage, ihre Häuser seien zu groß. Davon könne keine Rede sein, so ihre Antwort, aber sie glaube, „dass wir mal anfangen müssen, das Thema Wohnraum anzusprechen“. Das sei aber nicht Sache der Bauministerin.  Die „Zeit“ bohrt weiter: „Ist es denn unanständig, allein auf 170 Quadratmetern zu leben?“. Geywitz‘ Antwort: „Nein, überhaupt nicht.“  Worauf die „Zeit“ fragt, ob es glücklich mache, allein in einem Bauernhof zu leben. Schon allein die Frage lässt darauf schließen, wes Geisteskind die beiden „Zeit“-Redakteure Anna Mayr und Bernd Ulrich sind. Um das Ganze noch zu toppen, kommt die Frage: „Sind die 47 Quadratmeter Wohnfläche pro Kopf ein Index für Einsamkeit?“

Wohnen wir Alte falsch?

Woher kommt Geywitz‘ Idee, wir, gerade wir Alten, würden falsch wohnen? Die „Welt“ mutmaßt, die Bundesbauministerin wolle vom „absehbaren Scheitern ihre Neubauprogramms“ ablenken. „Welt“-Redakteur Alan Posener gibt Geywitz denn den Rat: „Statt ‚den meisten Leuten‘ Naivität zu unterstellen, die Landverschickung der Städter zu propagieren und die Tatsache zu bedauern, dass ältere Leute länger Freude am erarbeiteten Eigentum haben als früher, sollte die Bundesbauministerin das tun, wofür sie angestellt ist: bauen – und zwar dort, wo die Leute wohnen wollen“.

280.000 statt geplanter 400.000 Wohnungen

Fakt ist, dass die Die Ampelregierung versprochen hatte, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, davon 100.000 Sozialwohnungen. Davon ist die Regierung und damit auch Klara Geywitz weit entfernt. „Die Ziele aber wurden im vergangenen Jahr weit verfehlt, das große Versprechen bereits gebrochen“, so T-Online. Schätzungsweise nur 280.000 Wohnungen seien 2022 neu gebaut – und für dieses Jahr sehen die Prognosen noch schlechter aus.  Wegen hoher Inflation und hohen Bauzinsen wird deutlich weniger gebaut. Insofern wäre es ehrlich, die Ziele nach unten anzupassen. Annika Leister von T-Online meint deswegen, Scholz und Geywitz sollten „die 400.000-Fantasterei endlich einstellen und lieber einsehen, was schon Bertolt Brecht empfahl: Wer A sage, der müsse nicht B sagen. ‚Er kann auch erkennen, dass A falsch war‘“.

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Helmut Achatz

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