Jetzt werden Sparer so richtig gerupft

Finanzen

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Mehr als 300 Banken und Sparkassen verlangen mittlerweile Negativzinsen auf Einlagen. Damit werden Sparer systematisch gerupft – höchste Zeit umzudenken.

Die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unter der Ägide von Christine Lagarde schlägt voll auf deutsche Sparer durch – mittlerweile weisen dem Vergleichsportal „Verivox“ 300 Banken Negativzinsen für Privatkunden aus. Das sind 122 mehr als noch zum Jahreswechsel, das heißt, der Trend beschleunigt sich.

Wie Sparer gerupft werden

Zu den 300 kämen „beinahe täglich neue Banken mit Negativzinsen“ hinzu, so das Vergleichsportal. „Die Dynamik bei den Negativzinsen hat sich in diesem Jahr noch einmal deutlich verschärft“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Seit dem Jahreswechsel haben schon über 100 Institute ein Verwahrentgelt für Privatkunden eingeführt. Aktuell kommen nahezu täglich weitere Banken hinzu.“

Für die Auswertung beobachtet Verivox tagesaktuell die online ausgewiesenen Konditionen für private Tagesgeld-, Giro- und Verrechnungskonten auf den Internetseiten von rund 1300 Banken und Sparkassen. Davon verlangen aktuell 300 Häuser von ihren Kunden ein sogenanntes Verwahrentgelt. Ende 2020 waren es noch 178. Nicht alle Banken veröffentlichen ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website. Es gibt also eine Dunkelziffer und tatsächlich dürften sogar noch mehr Banken ihren Privatkunden Negativzinsen in Rechnung stellen.

Corona befeuert den Trend

Corona hat den bestehenden Trend zu Negativzinsen noch einmal beschleunigt, wie Oliver Maier erklärt: „In der Pandemie legen viele Verbraucher ihr Geld lieber aufs Konto, statt es auszugeben. Für Banken ist das ein Problem, denn sie zahlen selbst Strafzinsen auf überschüssige Einlagen. Je mehr Spargelder sie annehmen müssen, desto größer wird der Druck auf die Kreditinstitute, diese Kosten an ihre Kunden weiterzugeben.“

Lange Zeit wurden vor allem sehr hohe Sparsummen ab 100 000 Euro und mehr mit Negativzinsen belastet. Inzwischen sind aber auch deutlich niedrigere Freibeträge keine Seltenheit mehr. Mindestens 95 Banken berechnen Negativzinsen schon ab einem Gesamtguthaben von 50.000 Euro oder weniger.

Gebühren statt Negativzinsen

Nicht immer werden Negativzinsen als solche ausgewiesen. Im laufenden Jahr haben bislang  vier Geldhäuser eine Kontoführungsgebühr für das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto eingeführt. Aus Sicht der Sparer entstehen dadurch faktisch Negativzinsen. Das Geld auf dem Konto wird weniger, auch wenn die Bank nominal 0,00 oder 0,01 Prozent Zinsen ausweist. Insgesamt verlangen aktuell 18 Banken so eine Gebühr, 4 davon berechnen zusätzlich auch nominal Negativzinsen.

Zunächst nur für Neukunden

Wichtig zu wissen: In laufenden Verträgen können Banken Negativzinsen nicht einseitig einführen. Mit der Veröffentlichung im Preisaushang gelten die Verwahrentgelte deshalb zunächst nur für Neukunden. Will eine Bank auch ihren Bestandskunden Negativzinsen berechnen, muss sie das mit den Betroffenen individuell vereinbaren.

In diesem Fall sollten Bankkunden wechseln. „Negativzinsen werden immer mehr zum Standard, trotzdem haben Verbraucher noch Alternativen“, sagt Oliver Maier. „Top-Banken mit Sitz im europäischen Ausland zahlen Anlegern bis zu 0,4 Prozent Guthabenzinsen aufs Tagesgeld. Bei Anbietern mit deutscher Einlagensicherung gibt es in der Spitze 0,21 Prozent.“

Das Wichtigste in Kürze

  • 305 Banken haben Negativzinsen für Privatkunden auf ihrer Website oder in ihrem online zugänglichen Preisverzeichnis veröffentlicht.
  • 18 Banken verlangen Gebühren für das üblicherweise kostenlose Tagesgeldkonto. So entsteht ein faktischer Negativzins.
  • Einige Banken und Sparkassen erheben laut Medienberichten Negativzinsen, veröffentlichen diese aber nicht online.
  • Stand der Erhebung: 13.04.2021

Liste der Banken mit Negativzinsen

Teilweise werden Negativzinsen nur für Girokonten oder Verrechnungskonten ausgewiesen oder dort gelten abweichende Regelungen.    Hier die Liste mit Kreditinstitut, Zinssatz und Freibetrag.

Wie Negativzinsen vermeiden

Wie lassen sich Negativzinsen vermeiden? Einfachste Lösung ist sicher, die Bank oder Sparkasse zu wechseln und ein Kreditinstitut zu finden, das noch keine Negativzinsen auf Giro- und Tagesgeldkonten verlangt. Eine andere Möglichkeit, sein Vermögen langfristig zu erhalten, ist, in Aktien zu investieren. Aktien sind allerdings risikobehaftet, das heißt, es braucht einen langen Atem. Auf Dauer allerdings schlagen Aktien alle anderen Anlageformen. Gerade Anfänger sollten nicht in Einzelaktien, sondern besser in börsennotierte Indexfonds, sogenannte ETFs, investieren, weil sie deutlich weniger schwankungsanfällig sind als Einzelaktien.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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