Systemversagen – Abrechnung mit dem Status quo

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Die Renten sicher? Von wegen. Gabor Steingart zeigt in „Systemversagen“, wie der Staat gegen die Wand fährt und kosmetische Reformen nicht mehr reichen.

Gabor Steingart ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. In seinem aktuellen Buch „Systemversagen“ seziert der Journalist und Herausgeber des „Pioneer Briefing“ den Zustand der Bundesrepublik. Für uns „Best Ager“ und angehende Ruheständler ist das Werk eine spannende, wenn auch teils bittere Lektüre, denn es stellt die Frage: In welchem Land wollen wir eigentlich alt werden – und was hinterlassen wir?

Deutschland im Verwaltungsmodus

Steingart argumentiert, dass Deutschland den Anschluss verliert, weil es sich in einem „Verwaltungsmodus“ befindet. Während die Welt um uns herum digitalisiert und innoviert, ersticken wir in Deutschland an:

  • Überbordender Bürokratie: Die uns lähmt, statt zu ermöglichen.
  • Mangelndem Mut: Politische Entscheidungen werden oft nur noch im Kleinstformat getroffen.
  • Einer bröckelnden Infrastruktur: die den Wirtschaftsstandort gefährdet.

Aktuelles Gegenbeispiel Dänemark – das Land zeigt, wie konsequente digitale Transformation funktioniert, statt eines verwalteten Stillstands. Dänemark baut seine Briefkästen ab, weil das Land zum 31. Dezember 2025 die klassische Briefzustellung durch den staatlichen Anbieter PostNord offiziell eingestellt hat. Die Gründe: Seit der Jahrtausendwende ist die Menge der verschickten Briefe in Dänemark um mehr als 90 Prozent eingebrochen; im Gegensatz zu Deutschland hat Dänemark die Kommunikation mit Behörden bereits vor Jahren fast vollständig digitalisiert. Das System „Digital Post“ ist für Bürger und Unternehmen verpflichtend. Ob Steuerbescheid, Krankenhaus-Termin oder Rentenmitteilung – alles landet in einem gesicherten digitalen Postfach. Nur weniger als fünf Prozent sind dazu technisch nicht in der Lage und erhalten noch physische Post über private Ausnahmedienste. Dänemark ist das globale Labor für die Zeit „nach dem Papier“.

Warum uns das alle angeht

Gerade für die Generation, die den Wohlstand dieses Landes mit aufgebaut hat, ist Steingarts Analyse relevant. Er warnt davor, dass der Generationenvertrag unter der Last eines ineffizienten Systems zu brechen droht. Er fordert eine Rückkehr zu marktwirtschaftlichen Prinzipien und mehr Eigenverantwortung – Themen, die auch die Debatte um die Rentensicherheit und die private Vorsorge streifen.

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Stil und Kritik

Steingart schreibt gewohnt eloquent, pointiert und provokant. Man muss nicht jede seiner marktwirtschaftlich-liberalen Schlussfolgerungen teilen, um den Wert des Buches zu erkennen. Es dient als Weckruf und Diskussionsgrundlage. Kritiker könnten ihm vorwerfen, dass er zwar die Wunden präzise benennt, die Lösungen aber manchmal etwas plakativ bleiben.

O-Ton Steingart

Wir verwalten den Mangel an Zukunft mit einer Überdosis an Vergangenheit.

(Ein Plädoyer gegen das Festhalten an alten Strukturen wie der reinen Umlagerente.)

Der Sozialstaat in seiner jetzigen Form ist kein Schutzschild mehr, sondern eine
Fessel für die produktiven Kräfte dieses Landes.

(Steingarts Kritik an der ausufernden Bürokratie und den hohen Altlasten.)

Politik ist heute oft das Handwerk der Besitzstandswahrung, während die Welt
um uns herum das Betriebssystem wechselt.

(Wie es auch anders geht, zeigen uns die Dänen.)

Pflichtlektüre für alle

„Systemversagen“ ist Pflichtlektüre für alle, die sich nicht mit dem „Weiter so“ abfinden wollen. Es ist ein Plädoyer für einen Neustart, das Mut macht, Deutschland wieder groß zu denken.

Gabor Steingart Systemversagen

Gabor Steingart
564 Seiten
30,00 Euro
Penguin Verlag
ISBN-978-3-328-60422-8

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Helmut Achatz

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