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Ein weiterer Tag in Graubünden – von Zernez geht’s über St. Moritz und Chur nach Sumvitg, mit einem Abstecher nach Vals und zum Zerveilasee.
Wer St. Moritz im Sommer besucht, ist ziemlich enttäuscht über den unspektakulären Ferienort im schweizerischen Engadin – also von wegen Luxus und High-Society: Rentnerinnen und Rentner trinken ihren Cappuccino oder mampfen ihr Croissant. Seitdem die betuchte russische Klientel ausbleibt, ist es ruhiger geworden in St. Moritz. Wer den Charme des Kurorts erleben will, muss im Winter wiederkommen.
Also, weiter Richtung Chur – mit einem Abstecher zum Silsersee und Silvaplana. Leider ist es gar nicht so leicht, irgendwo einen Parkplatz zu finden, um den See in aller Ruhe zu genießen. Wer nicht gerade Kanu oder Kajak fahren will oder Stand-up-Paddler ist, darf den See getrost abhaken. Auf einigen Bilder sieht der See spektakulärer aus, als er in Wirklichkeit ist.
Alpenlängsung Tag 7
Der Straße nach Chur klettert über den Julierpass und führt an der Lenzerheide vorbei. Der einstige Passort ist zum Hotspot für Wintersportler und Biker geworden. In dem Hochtal auf 1500 Meter reiht sich ein Skilift an den anderen. Die Straße durch den Ort ist entsprechend gespickt mit Hotels, B&B-Pensionen und Appartementhäusern.
Wer von der Lenzerheide nach Chur hinunter kurvt, dürfte etwas enttäuscht sein über die Hauptstadt des ostschweizerischen Kantons Graubünden. Mehrere Hochhäuser verschandeln das Stadtbild. Chur hat von oben so wenig Liebliches. Angeblich soll die durchgehend autofrei Innenstadt mediterranes Flair versprühen – von oben ist davon allerdings wenig zu spüren. Die Klotz-Architektur wirkt nicht gerade einladend.
Wo bleibt der graubünderische Charme?
War’s das schon mit graubünderischem Charme? Den Tag rettet ein Ausflug nach Vals, in ein Seitental, das von Ilanz abgeht. 20 Kilometer pittoreske Landschaft, viele Kurven und Gallerien – und am Ende ein einspuriger Tunnel. Das Bergdorf vereint Moderne mit kulturelle Identität und Tradition. Viele Häuser sind noch aus Holz mit einem soliden Steindach. Auf den steilen Hängen bringen die Bauern die Heuernte ein – und mitten im Dorf hat der Architekt Kengo Kuma einen außergewöhnlichen Neubau aus 350 Tonnen Valser-Stein und Holz entworfen. Das Dorf ist so außergewöhnlich, dass sich ein Ausflug auf alle Fälle lohnt. Schaurig-schön ist schon allein der Weg dorthin, der durch einen einspurigen Tunnel führt, dessen Wände nur grob verputzt sind. Nicht von ungefähr wurde Vals 2012 mit dem europäischen Dorferneuerungspreis ausgezeichnet.
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