Top-Ten der Loire-Schlösser

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Die Schlösser der Loire sind so viele und so großartig, dass die Unesco gleich das ganze Loire-Tal zum Weltkulturerbe ernannte. Also, worauf noch warten? Die Top-Tipps für eine Schlösser-Tour.

2000 hat die Unesco (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) gleich das ganze Loire-Tal als Weltkulturerbe klassifiziert – und das zurecht. Das Loire-Tal zwischen Sully-sur-Loire und Chalonnes ist „eine herausragende Kulturlandschaft“, begründet die Unesco diese Entscheidung. Das Loire-Tal mit seinen vielen Kulturdenkmäler veranschauliche die Ideale der Renaissance und des Zeitalters der Aufklärung auf westeuropäisches Denken und Gestalten. Die Schlösser sind imposant, die Gärten und Parks außerordentlich und die historischen Städte pittoresk. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Kulturreisende haben die Qual der Wahl unter mehr als 400 Schlössern und Schlösschen entlang der Loire und ihren Nebenflüssen. 400 Schlösser zu besuchen, ist eine Mammutaufgaben – es versteht sich von selbst, dass Auswählen zwingend ist. Selbst, wer nur die Highlights dieses Weltkulturerbes besichtigen will, ist mindestens eine Woche unterwegs. So viel Zeit sollten sich Kulturreisende und Genießer zumindest nehmen. Übrigens, das Loire-Tal und seine Nebenflüsse sind nicht nur für Kultur bekannt, sondern auch für Kulinarik – ein doppelter Genuss. Das Loire-Tal ist mit seinen 70.000 Hektar eines der größten Weinanbaugebiete Frankreichs.

Nirgends sonst auf der Welt ballen sich so viele Schlösser auf einem Fleck. Nicht von ungefähr ist die Loire „Tal der Könige“. Wer das Loire-Tal bereist, wird erstaunt sein, wie unterschiedlich die Schlösser sind, von den Gärten ganz abgesehen. Darüber hinaus locken Kirchen und Museen so wie beschauliche Dörfer und Städte jedes Jahr Touristen an.

Anreise

Wer aus Süddeutschland kommt, fährt am besten durch die Schweiz über Basel, Mulhouse, Besançon, Beaune und Auxerre. Es lohnt aber ein Abstecher von Beaune über Nevers nach Sancerre. Wer aus Norddeutschland fährt über Paris nach Orlean.

Top-Ten der Loire-Schlösser

  1. Sully-sur-Loire

 

sully-sur-loire

Sully-sur-Loire – der ideale Startpunkt für eine Schlössertour

Sully-sur-Loire ist der Startpunkt für die Schlössertour entlang der Loire. Das Wasserschloss des Herzogs von Sully wirkt trutzig und war es wohl auch in den vergangenen Jahrhunderten. Umgegeben von Wasser und ausgestattet mit dicken Mauern, war Sully gut gerüstet, um den Zugang zur Loire zu verteidigen. Aus der Vogelperspektive gesehen, wird schnell klar, dass die Burg aus zwei getrennten Teilen besteht, jeder Teil mit seinem eigenen Verteidigungssystem. Der Bergfried stammt aus dem Jahr 1395; der Hof ist von Ecktürmen begrenzt und umfasst den Turm „Philipp Augustus“, gebaut 1218. Sully-sur-Loire, obwohl nicht so prachtvoll wie Chambord, stimmt doch auf die Loire-Schlösser-Tour ein. Zurzeit meines Besuchs im August gab – und gibt es noch bis 6. November 2022 – es eine Ausstellung des Fotografen Yann Arthus-Bertrand mit teils verstörenden und radikalen Motiven – im großen Saal und ihm Ehrensaal.

Nicht nur das Schloss ist interessant, sondern auch die Umgebung: Nach Gien ist es nicht weit und auch nicht nach Briare, insofern lohnt sich eine Übernachtung in Sully-sur-Loire. Das Château de Gien beherbergt Frankreichs größtes Jagdmuseum, interessant ist darüber hinaus die Faïencerie von Gien, aus der bekanntes Tafelservice stammt aus zweihundert Jahren. Das Museum ist im Geländer der Manufaktur und lohnt einen Besuch – ideal für Shopping im Factory-Outlet.

Von Gien ist es nicht mehr weit nach Briare. Hauptattraktion Briares ist der Pont-Canal, der Brückenkanal. Gustave Eiffel, Konstrukteur des Eiffelturms, hat auch den Brückenkanal gebaut, eine Trogbrücke. Zu seiner Zeit 1891 war sie mit 662 Metern die längste Europas, mittlerweile ist Kanalbrücke Magdeburg mit 918 Meter deutlich länger – aber seitdem sind ja mehr als 130 Jahre vergangen. Von seiner Anziehungskraft hat Eiffels Konstruktion bis heute nichts verloren.

  1. Chambord

Chambord – was für ein Schloss

Es geht weiter, an Orleáns vorbei, nach Chambord, dem absoluten Highlight jeder Loire-Schlösser-Tour. Chambord ist der Hotspot unter den Loire-Schlösser – und für jeden Touri ein Muss. Entsprechend geht es in den Sommermonaten auch zu. Die Parkplätze sind schon kurz nach Öffnung überfüllt; Menschenmassen wälzen sich Richtung Schloss. Der Anblick Chambords ist atemberaubend, egal, ob sich der Besucher per Velo durch den Park nähert und sich vom Parkplatz Richtung Kasse schieben lässt. Das Schloss von Franz I. übertrifft alle anderen im Loire-Tal, allein schon dank seiner Größe. Mit dem Bau wollte der französische Renaissancefürst vor allem andere gekrönte Häuptern imponieren, entsprechend groß und bombastisch ist Chambord angelegt: 156 Meter große Fassade, mehr als 400 Räume, 77 Treppen, 282 Schornsteine, 56 Meter hoch. Nachteil dieser Größe: Immer wieder verstellen Gerüste den Blick auf das Schloss, weil permanent etwas ausgebessert werden muss. Wer Glück hat, sieht es einmal ohne. Eines der herausragende Meisterleistungen der Baumeister ist die Doppelwendeltreppe, deren Pläne von Leonardo da Vinci stammen sollen. Sie besteht aus „zwei Treppenläufen, die sich übereinander um einen zentralen, von Fenstern durchbrochenen Kern winden“, so die offizielle Beschreibung. Übrigens, überall im Schloss ist der Salamander zu finden, das Symbol des Königs – insgesamt mehr als 300 Mal auf Böden und Decken. Vermutlich verlässt jeder, der Chambord besucht hat, den Ort entzückt und benommen angesichts des Eindrucks, den Chambord auf ihn macht.

Um die Gartenanlage zu genießen, steigt der Besucher am besten auf die Terrassen des Schlosses – sie sind der Endpunkt der großen Treppe auf der Spitze des Donjon (Wohnturm). Sie sind eine „Symbiose aus Flamboyantgotik und italienischer Renaissance“, heißt es offiziell. Von hier eröffnet sich ein Panoramablick auf Schloss, das Dorf und die umliegenden Gärten. Hier ist der Besucher den Kaminen, Erkern, Wasserspeiern und Laternen ganz nah.

Chambord ist aber mehr als nur ein Schloss – Chambord ist Location für Kultur, Erlebnispark und Multimedia-Event. Wer Glück hat, trifft in den Schlossräumen auf eine Ausstellung von Bühnengewändern, kann sich im Park an einer Pferdeshow erfreuen, leiht sich ein Rad, um den Park zu erkunden, macht eine Tour mit dem Geländewagen durch das Reservat und bildet sich in Workshops weiter. Einige Unternehmen bieten sogar Heißluftballonfahrten rund um Chambord an.

Es dürfte klar geworden sein, dass Besucher für Chambord ein bisschen Zeit mitbringen sollten, um dieses gewaltige Märchenschloss samt Park zu genießen.

  1. Blois

Blois

Blois – Son et Lumière

Wie Chambord ist Blois eng mit dem Schicksal von Franz I. verquickt, der ließ in Blois einen Wendeltreppenturm bauen – und die italienisch inspirierte Fassade mit den vielen Loggien trägt seinen Namen. Der Flügel Franz I. muss jeden imponieren der davor steht und nach oben schaut. Eine Loggia reiht sich an die nächste – und das über eine ganze Fassade. Dann geht’s vom Parkhaus erst einmal hoch zum Schloss, das auf einem Bergsporn steht. Das Königsschloss von Blois ist ein Sammelsurium verschiedener Stile, aber im positiven Sinn. Vier Flügel rahmen den Innenhof ein und lassen erahnen, was französische Architektur vom 13. bis zum 17. Jahrhundert hervorgebracht hat. Kein Wunder, denn das wurde von sieben  Königen und zehn Königinnen von Frankreich bestimmt. Für die Könige Ludwig XII. und Franz I. war Blois Hauptresidenz, entsprechend ließen sie das Schloss häufig umbauen – es folgten aber weitere Umbauten im 17. Jahrhundert. Während der Französischen Revolution plünderten Revolutionäre das Schloss und entfernten alle Herrschaftssymbole. Blois war allerdings eines der ersten Schlösser, die nach der Revolution wieder restauriert wurde. Wer gruselig will, schlendert durch das Schlafzimmer von Katharina von Medici, die dort ihre Gifte aufbewahrt haben soll. Von April bis Ende September – und auch während der Allerheiligenferien – bietet das Schloss seinen Besuchern ein Son-et-Lumière-Spektakel, sprich eine 45-minütige Ton-Licht-Show.

Maison de Magie in Blois – mit seinen Hydraköpfen

Gegenüber dem Schloss steht das Maison de la Magie. Schon allein das Äußere ist bemerkenswert: Aus einige Fensteröffnungen blecken Hydras ihre Zähne – und das jede halbe Stunde. Das Haus der Magie ist gerade für Familien mit Kindern ein Muss. Die Ausstellung erzählt die Geschichte von Magie und Illusion sowie das Leben und Werk des berühmten Illusionisten Jean-Eugène Robert-Houdin. Das Haus der Magie steckt voller Kuriositäten – mit Animationen, optischen Spiele und Täuschungen aller Art.

Villesavin

Wer ein bisschen Zeit mitbringt und sich etwas von Chambord und Blois erholen will, macht einen Abstecher zum Château de Villesavin – nur 17 Kilometer von Blois und neun Kilometer von Chambord entfernt. Erbauer war kein anderer als Jean Le Breton, Finanzminister des Königs Franz I.  Jean Le Breton war Aufseher über die Arbeiten am Königsschloss Chambord, nicht von ungefähr bekam das

Château de Villesavin den Spitznamen „Baubaracke von Chambord“. Das Besondere sind zwei Museen: ein Hochzeits- und ein Pferde- und Kinderkutschen-Museum. Darüber hinaus haben die Schlossbesitzer das Taubenhaus aus dem 16. Jahrhundert wieder saniert. Das Musée du Mariage enthält 1.500 Objekten – von der Mitgift bis zur Brautkammer, Kostüme aus den Jahren 1850 bis 1950 und 350 Modelle von Hochzeitskronen.

 

  1. Chaumont

chaumont

Chaumont – für Gartenfans ein Muss

Ein burgähnlicher Bau mit lieblichem Park – auf den Nenner lässt sich Chaumont-sur-Loire bringen. Chaumont hat eine bewegte Geschichte vorzuweisen: Ursprünglich als Festung gebaut, ließ Louis XI. Chaumont schleifen, worauf Pierre I. von Amboise uns sein Sohn ein neues Schloss bauten, das Katharina von Medici kaufte, um es gegen Schloss Chenonceau zu tauschen, dass der Mätresse von Heinrich II., Diane de Poitiers gehörte – ein Geschenk des Königs an Diane. Diane de Poitiers ließ Chaumont grundlegend erweitern. 1750 bekam das Schloss nach dem Abriss des Nordflügels eine ausgedehnte Terrasse mit herrlichem Blick auf die Loire. Chaumont verliert etwas seinen Festungscharakter und gewinnt an Lieblichkeit. Dramatisch verändert hat Chaumont allerdings Prinz Henri-Amédée de Broglie 1880, in dem er einen Park anlegen ließ – und dazu ließ er das dort stehende Dorf mit 113 Häusern, einer Kirche und Presbyterium abreißen, finanzierte aber den Wiederaufbau des Dorfes am Ufer der Loire. Das Dorf ist binnen vier Jahren einem Landschaftspark gewichen – und der zieht heute Zigtausende an. Der Landschaftsarchitekt Henri Duchêne, verwandelte das Gelände des ehemaligen Dorfs in  einen großen Zierpark im englischen Stil. Damit bekam Chaumont einen komplett anderen Charakter. Garten und Kunst spielen heute in Chaumont die Hauptrolle, was sich auf dem ganzen Gelände manifestiert, das durchzogen ist mit verschlungener Alleen und einladenden Sitzgruppen. Nebenwege verbinden sich in einem Spiel aus Tangenten, Ellipsen und Spiralen. Beeindruckend sind vor allem die dunkelgrünen Nadeln der rund um das Schloss gepflanzten Zedern, die hervorragend kontrastieren zu dem hellen Stein des Schlosses.

Die Domaine von Chaumont-sur-Loire versteht sich als „das erste Kunst- und Naturzentrum, das sich ganz der Beziehung zwischen Natur und Kultur, des künstlerischen Schaffens und der Landschaftserfindung“ versteht. Für die Kunstsaison 2022 hat Chaumont einige zeitgenössische Künstler eingeladen, die in Stallung, Heuboden und Wirtschaftshof ausstellen – mit Installationen, Fotografien und kreativer Gartengestaltung. Da ist beispielsweise Henrique Oliveira mit seiner faszinierenden und monströsen Spirale, die sich um die Balken und Treppen des Bauwerks windet. Klaus Pinter hat unter dem Vordach der Stallung eine gigantische Kugel mit tausenden Goldblumen installiert und in der Reitbahnrotunde trifft der Besucher auf eine Installation von Stéphane Guiran aus 5000 Quarzblumen.

Was wäre ein Schlossbesuch in Frankreich ohne Restaurant – und davon gibt es in Chaumont gleich mehrere: le Grand Velum, le Comptoir des Tilleuls und das Café des Savoirs et des Saveurs, das Café du Parc und den Salon de Thé und L’Estaminet.

Chaumont ist ein Augen- und Gaumenschmaus.

  1. Chenonceau

 

chenonceau

Chenonceau – alles andere als Idylle

Chenonceau ist neben Chambord der zweite Hotspot der Loire-Schlösser. Chenonceau hat viele Etiketten, unter anderem „Chef-d’œuvre de la Renaissance“ und „Schloss der Damen“ – „Damenschloss“ deswegen, weil sieben Frauen in der mehrhundertjährigen Geschichte das Sagen hatten. Chenonceau war Liebesnest und Bühne für Intrigen. Das Schloss über dem Wasser der Cher schenkte der französische König Henri II. seiner Mätresse Diane de Poitiers, das ihr dann aber von Henris Königin Katharina von Medici wieder abgenommen wurde. Das Herzstück Chenonceaus ist die Gallerie: 60 Meter lang, sechs Meter breit und von 18 Fenstern erhellt. Dank des schwarz-weißen Tuffstein-Parketts wirkt die Galerie überaus luftig. Sie ist der Inbegriff eines Ballsaals.

Während des Ersten Weltkriegs war die Galerie dann Lazarett für verwundete Soldaten ein. Im Zweiten Weltkrieg, war die Cher und damit die Galerie auf der Cher die Grenze zwischen dem besetzten und dem nicht besetzten Frankreich, über die  zahlreichen Widerstandskämpfern von einem Frankreich ins andere geschleust wurden.

Wer will, kann auf der Cher um das Schloss herum paddeln oder vom Ausflugsboot aus das Bauwerk bewundern.

Wer Chenonceau besucht, sollte keine Ruhe erwarten, sondern das Gegenteil. Pro Jahr besuchen weit mehr als eine Millionen Menschen das Damenschloss. Insofern ist es sinnvoll, möglichst früh am Tag an der Kasse zu stehen, um wenigstens einen Hauch von Romantik einzufangen.

  1. Villandry

Villandry – was für ein Garten

Villandry – mehr Garten als Schloss. Nach Villandry pilgern die Touristen des Gartens wegen. Villandry ist der Renaissance-Garten per excellence – dank des Engagements von Joachim Carvallo und seiner Frau Ann Coleman. Sie haben Villandry gekauft und dem Schloss seinen ursprünglichen Charakter zurückgegeben – das spürt jeder Besucher intuitiv. Die beiden bauten den Garten komplett um – wie, das lässt sich heute besichtigen. Übrigens, Garten ist bei Villandry in der Mehrzahl zu denken, denn das Ensemble erstreckt sich auf insgesamt sieben Gärten: den Ziergarten als Verlängerung des Salons, die Wälder mit kleinen blumengeschmückten Terrassen, den Wassergarten, den Sonnengarten, das Labyrinth mit einem schönen Häuschen in der Mitte, den Jardin des Simples mit Aroma- und Heilpflanzen und den Gemüsegarten. Von der Dachterrasse des Schlossturmes hat der Besucher den besten Blick über die verschiedenen Gärten – von hier aus erschließt sich die ganze Vielfalt Villandrys. Villandry ist ein absolutes Muss für jeden Gartenliebhaber. Das Gartenschloss ist aber nicht nur etwas für einen Besuch – denn die Villandry bietet übers Jahr hin verschiedene Rendez-vous. So beispielsweise am 22. Oktober 2022 die „Nacht der Schlösser“. Besucher können bei Einbruch der Dunkelheit durch das Schloss schlendern. Für einen Abend erwacht das Schloss dann zum Leben und leuchtet. Der Besucher folgt dem Tutor, dem Koch oder dem Butler, der erzählt, wie sie früher für das Funktionieren des Hauses gesorgt haben. Von Anfang Dezember bis Anfang Januar lädt Villandry zu Weihnachten im Schloss ein: Die Räume werden weihnachtlich dekoriert – und auch die Gärten.

  1. Azay-le-Rideau

Azay-le-rideau – das ideale Wasserschloss

Das Château Azay-le-Rideau ist vom Wasser umgeben und liegt auf einer Insel der Indre, einem Nebenfluss der Loire. Wasser ist das dominierende Element in Azay-le-Rideau – der Zugang zum Schloss führt über eine Brücke, das Schloss selbst ist vom Fluss umgeben, in dem es sich bei Sonnenschein spiegelt. Weil es nicht direkt an der Loire liegt, ist Azay-le-Rideau nicht ganz so überlaufen wie andere Schlösser des Loire-Tals. Der Besucher kann sich vollkommen auf dieses Ensemble einlassen, vielleicht nach einem Café mit Pain au chocolat im Salon de Thé oder nach einem Menü. Wer das Schloss schlendernd umrundet, kann das harmonische Gesamtbild vor allem auf der Südseite so richtig genießen. Das ist Idylle pur, wenn die Sonne durchkommt und sich die symmetrische Südfassade im Wasser widerspiegelt. Bänke laden zum Verweilen ein, um den Zauber des Moments so richtig zu genießen. Die Welt da draußen scheint weit entrückt. In Azay-le-Rideau vermischt sich die französische Tradition mit hohen Dächern und Türmchen mit der italienischen Strenge der Symmetrie auf perfekte Weise.

  1. Ussé

Ussé – Dornröschen lässt grüßen

Jeder kennt das Märchen von Dornröschen – und genau das ist das Château d’Ussé (auf Französisch la Belle au bois dormant). Bekannt gemacht hat Ussé vor allem der französische Dichter Charles Perrault mit seiner Dornröschengeschichte. Was Wunder, sieht Ussé doch wirklich wie ein Märchenschloss aus mit seinen Türmchen, Erkern und Schieferdächern. Um das Bild vom Märchenschloss zu perfektionieren, haben die Schlossherren in einigen Räumen Szenen aus Dornröschen mit lebensgroßen Puppen nachgestellt. Das Schloss ist deswegen so cinderella-like, weil es verschiedenen Elemente der Gotik, Renaissance und des Klassizismus vereint – was sich jeder halt so gemeinhin als Märchenschloss vorstellt. Von der Terrasse haben die Besucher einen beeindruckenden Ausblick auf die Indre und die umliegende Landschaft. Kinder werden sicher ihren Spaß im Château Ussé haben. Witzig ist auch die Ausstellung mit Kostümen aus verschiedenen Epochen – „Telle mére, telle fille“ (wie die Mutter, so die Tochter). Die Ausstellung zeigt Kostüme aus der Zeit von Anfang 1800 bis Anfang 1900.

  1. Saumur

saumur

Saumur – phantastischer Blick auf die Stadt

Wer einen Crémant de Loire kostet, sollte wissen, dass Saumur zu einem der wichtigsten Schaumwein-Produzenten Frankreichs. In Saumur lässt sich also Kultur und Kulinarik auf das vortrefflichste verbinden. Wer also etwas Zeit mitbringt, besichtigt nicht nur Schloss und Stadt, sondern gönnst sich eine Weinprobe – vielleicht im Maison des Vins D’Anjou et de Saumur in am Quai Carnot in Saumur. Hauptanziehungspunkt ist das Schloss, das sich als Schloss-Palast versteht, dennoch etwas Trutziges hat, trotz seiner Erker und Simse. Das Eingangstor sieht aus wie ein wilde Fratze, die die Zunge herausstreckt, wobei die Zunge die Treppe zum Tor ist. Die vergoldete Firstspitze kann diesen Eindruck nicht entkräften. Wie viele Schlösser an der Loire, hat auch das in Saumur eine bewegte Geschichte: Das Schloss gehörte den Grafen von Anjou, den Plantagenetes und dann König René, dem letzten Herzog von Anjou. Danach residierten im Schloss verschiedene Stadtgouverneure. Im 17. und 18. Jahrhundert war das Schloss Gefängnis. Während der Französischen Revolution blieb ihm die Zerstörung nur deswegen erspart, weil es in so schlechtem Zustand war. Napoleon machte aus dem Schloss wieder ein Gefängnis, später dann ein Waffenlager. Erst 1889 verließen die Militärs das Schloss. Anfang des 20. Jahrhunderts kaufte schließlich die Stadt das Schloss und richtete das städtische Museum ein. Heute ist daneben noch ein Pferdemuseum eingerichtet mit Gebrauchsgegenständen rund ums Pferd, darunter Gebisse, Steigbügel und Sättel.  Diese „Fabrique à Cheval“ findet sich nicht von ungefähr im Schloss, hat Saumur mit dem Cadre Noir eine der berühmtesten Reitschulen Frankreichs zu bieten. Der Cadre Noir ist indes kein Gestüt, sondern eine Reituniversität. Pferdenarren sollten sich unbedingt mit dem umfangreiche Besichtigungsprogramm und den Gala-Vorführungen befassen.

 

  1. Angers

Angers – Wandteppich der Apokalypse

Mit 6000 Jahren Geschichte ist Angers eine der ältesten Städte Frankreichs. „Das Schloss von Angers beherrscht die Stadt seit der Felsensporn besiedelt ist vom Menschen, seit dem Neolithikum“ – und das ist sicher nicht übertrieben. „Schloss“ ist übrigens untertrieben – das ist eine wahre Burg, die sich mitten in Angers emporreckt – trutzig, gewaltig, brachial und mächtig. Wer sich ihr nähert, fragt sich zwangsläufig, wie viele Generationen wohl daran gearbeitet haben. Die Umfassungsmauer ist einen halben Kilometer lang und hat 17 etwa 30 Meter hohe Türme – und sie waren in der Vergangenheit sogar noch höher, aber Ende des 16. Jahrhunderts wurden sie um zehn Meter gekappt, lediglich der Tour du Moulin hat noch seine ursprüngliche Höhe. Das Areal der Burg umfasst sage-und-schreibe 20.000 Quadratmeter. Angers ist eine Burg der Superlative. Damit nicht genug, die Burg beheimatet in ihrem Inneren den Wandteppichzyklus der Apokalypse – und der ist mehr als 600 Jahre alt. Der Tapisserie, die ursprünglich mehr als 140 Meter lang und 4,5 Meter hoch war, fehlen leider 40 Meter – die wurden während der Französischen Revolution teils als Pferdedecken verkauft. Wie der Gobelin in Bayeux, der die Eroberung Englands durch den Normannen Willhelm darstellt, ist auch der Wandteppich in Angers ein mittelalterlicher Komik – und zwar aus dem 14. Jahrhundert. Herzog Louis I. von Anjou hat die Tapisserie in Auftrag gegeben. Der Wandteppich malt die Apokalypse aus, das letzte Buch des Neuen Testaments und beschreibt die Visionen des Apostels Johannes und den Kampf zwischen Gut und Böse. In den Motiven spiegeln sich die Katastrophen des Hundertjährigen Kriegs wider mit all seinen Verwüstungen, Hungersnöten, Schlachten und Seuchen.  Allein schon deswegen ist Angers für jeden Geschichtsinteressierten ein absolutes Muss. Der Wandteppichzyklus ist herausragend, sein hohes Alter und sein Erhaltungszustand begeisternd – ein wahres Weltkulturerbe. Trotz Trutzburg, trotz mittelalterlichem Wandteppich ist Angers eine junge Stadt, eine Studentenstadt mit mehr als 25.000 Studenten – das lässt sich am Flair der Stadt spüren. Angers pulsiert und ist lebendig – bei Tag und bei Nacht.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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