Läuft die Rente aus dem Ruder?

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Wieder einmal schlägt die Bundeswirtschaftsministerin eine umfassende Rentenreform vor? Läuft die Rente tatsächlich aus dem Ruder? Was taugen die Vorschläge von Wirtschaftsweisen?

Die Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) lässt nicht locker und fordert eine umfassende Rentenreform. Dafür hat sie sich die Expertise von vier Ökonomen geholt, darunter die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, Justus Haucap, Stefan Kolev und Volker Wieland*.

Änderungen seien notwendig, da ein „dysfunktionales Rentensystem nicht nur ökonomische Risiken birgt, sondern auch sozialen Sprengstoff für die alternde Gesellschaft“, so der Kernsatz der vier Autoren in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Die Regierung müsse dringend handeln, schreibt Grimm auch auf X.

Was schlagen die Experten vor, damit die Rente in Deutschland auch in Zukunft finanzierbar bleibt?

Vorschläge für eine zukunftsfähige Rente

  1. Rente an Lebenserwartung koppeln

Die Experten schlagen vor, das Rentenalter automatisch an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. Ab 2031 soll die Anhebung schrittweise erfolgen: Pro drei gewonnene Lebensjahre sollen zwei Jahre länger gearbeitet werden. Ziel ist es, für Klarheit zu sorgen und ständige politische Debatten zu vermeiden.

 

  1. Rentenanstieg an Preise koppeln

Bisher richten sich Rentenerhöhungen nach der Lohnentwicklung. Die Experten fordern eine Änderung: Die Renten sollen künftig an die Inflationsrate gekoppelt werden. Das sichert die Kaufkraft der Rentner, dämpft aber gleichzeitig die steigenden Belastungen für die Rentenkasse.

 

  1. Standardrentner-Definition anpassen

Die Definition des sogenannten „Standardrentners“ soll realistischer werden. Statt 45 sollen künftig 47 Beitragsjahre als Basis dienen, um der Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 67 Jahre bis 2031 Rechnung zu tragen. Dies würde die Rentenformel an die realen Erwerbsbiografien anpassen und das System entlasten.

  1. Nachhaltigkeitsfaktor wieder einführen

Der Nachhaltigkeitsfaktor sorgt dafür, dass die Renten langsamer steigen, wenn es im Verhältnis mehr Rentner als Beitragszahler gibt. Die Experten wollen diesen Faktor reaktivieren, um die Rentenformel an die demografische Entwicklung zu koppeln und so das System langfristig zu stabilisieren.

 

  1. Private Vorsorge stärken und Frührenten abschaffen

Die Experten raten, die umstrittene „Rente mit 63“ abzuschaffen und die Mütterrente nicht weiter auszuweiten. Stattdessen soll die private Altersvorsorge durch verpflichtende Konten für alle Arbeitnehmer gestärkt werden, ähnlich dem schwedischen Modell.

Versprechen

Am 14. Mai 2025 versprach Vizekanzler Lars Klingbeil eine Rentenreform „zügig“ anzugehen. Die Zeit läuft.
Zeit seit Abgabe des Versprechens

My count-up

Was ist mit Beamten und Selbstständigen?

Die Ökonomen winken ab bei der Idee, Beamte und Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen. Sie argumentieren, dass dies das Problem der Rentenfinanzierung nicht nachhaltig löst. Für Selbstständige schlagen sie eine kapitalmarktbasierte Vorsorgepflicht vor, die höhere Renditen verspricht.

Wie geht es weiter?

Bundeskanzler Friedrich Merz hat einen „Herbst der Reformen“ angekündigt. Die Vorschläge der Experten, die auch von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche unterstützt werden, könnten die Basis für dringend notwendige politische Entscheidungen bilden.

Übrigens, SPD-Fraktionschef Matthias Miersch meint dazu:

Also erstmal wundere ich mich schon ein bisschen, dass die Bundeswirtschaftsministerin gerade mit diesen Dingen jetzt an die Öffentlichkeit geht. Die zuständige Fachministerin ist Bärbel Bas, die ja auch das Thema Rentenreform mit einer Kommission besetzt hat.

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*Veronika Grimm ist Professorin an der Technischen Universität Nürnberg und Leiterin des Energy Systems und Market Design Lab. Sie gehört außerdem dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der Gesamtwirtschaftlichen Entwicklung an („Wirtschaftsweise“).

Justus Haucap ist Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Stefan Kolev ist Wissenschaftlicher Leiter des Ludwig-Erhard-Forums für Wirtschaft und Gesellschaft in Berlin.

Volker Wieland ist IMFS Stiftungsprofessor für Monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität Frankfurt und geschäftsführender Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability.

Die vier Ökonomen bilden den neu geschaffenen Wissenschaftlichen Beraterkreises für evidenzbasierte Wirtschaftspolitik der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche (CDU).

Bild: KI-generiert mit Nightcafé

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Helmut Achatz

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