Werbung
Ab 1. Juli 2023 gibt’s zwar nominal mehr Rente, real aber weniger. Die Rentenerhöhung kann die Inflation nicht mehr ausgleichen. Unterm Strich bleibt ein Minus von 1,81 Prozent im Westen und von 0,34 Prozent im Osten.
Nach der deutlichen Rentenerhöhung 2022 gibt es auch dieses Jahr wieder eine deutliche Erhöhung für die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner. Im Westen steigen die gesetzlichen Renten zum Juli um 4,39 und im Osten um 5,86 Prozent. Parallel verfestigt sich aber die Inflation: Im Juni 2023 lag sie bei 6,4 Prozent, im Juli bei 6,2 Prozent. Darüber hinaus erhöhte sich zum 1. Juli 2023 der Beitrag zur Pflegeversicherung auf 3,4 Prozent (Versicherte mit Kindern) und 4,0 Prozent (Kinderlose). Das ist in der Berechnung des Statistischen Bundesamtes noch nicht berücksichtigt – und das trifft Rentner ganz besonders, da sie die Pflegeversicherung ganz allein tragen müssen. Alle Rentner haben von ihrer Krankenversicherung mittlerweile ein Schreiben bekommen, dass „zum 1. Juli 2023 der Beitragssatz zur Pflegeversicherung auf 3,4 Prozent angehoben wurde“. Da die allermeisten Rentnerinnen und Rentner keine Kinder mehr haben, die jünger sind 25 Jahr, sind sie von der Entlastung der Bundesregierung ausgenommen. Selbst wer vier – mittlerweile erwachsene – Kinder hat, wird so behandelt, als habe er nur ein Kind.
Pflegeversicherung bei Elternschaft
Ab dem 1. Juli 2023 beträgt der Beitragssatz zur Pflegeversicherung 3,4 Prozent. Kinderlose zahlen eine Zuschlag von 0,6 Prozent. Reduziert wird der Beitrag:
- für alle, die Kinder haben oder hatten
- zusätzlich können die Beiträge zur Pflegeversicherung für alle mit mehr als einem Kind, bei denen das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet wäre oder wurde, weiter reduziert werden (um je 0,25 Prozent Abschlag bis zum 5. Kind).
⚠️ Achtung: Wer Leistungen aus einer betrieblichen Altersvorsorge bekommt, muss seinen Dauerauftrag an die Krankenkasse ändern und mehr zahlen. Der Krankenversicherungsbetrag liegt bei 14,6 Prozent, plus durchschnittlicher Zusatzbeitrag bei 1,6 Prozent, plus Pflegeversicherung (3,4 oder 4,0) = 19,6 oder 20,2 Prozent. Spätesten jetzt ist es an der Zeit, über einen Wechsel der Krankenkasse nachzudenken, denn nicht alle Kasse verlangen 1,6 Prozent Zusatzbeitrag, einige, darunter die HKK (0,98 Prozent) kommen mit weniger aus. Besonders teuer sind einige AOKs, die sogar mehr als die durchschnittlichen 1,6 Prozent verlangen.
1,81 Prozent weniger Rente
Die Inflation trifft Rentner aber auch deswegen ganz besonders, da der Anteil der Lebensmittel wegen ihrer teils niedrigen Renten besonders ins Gewicht fällt: Gerade Lebensmittel haben sich in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich verteuert:
- im April um 17,2 Prozent,
- im Mai um 14,9 Prozent,
- im Juni um 13,7 Prozent und
- im Juli um 11,0 Prozent.
Das heißt, nach Abzug der Inflation bleibt den Rentnerinnen und Rentner weniger übrig, denn die Teuerung frisst ihre Rente komplett auf, ja sie ist sogar deutlich höher als das Rentenplus, so dass sich die Rentnerinnen und Rentner weniger für ihre Rente leisten können.
Ab Juli einheitlicher Rentenwert
2023 markiert eine Wende nach der Wende: Denn künftig ab 1. Juli 2023 beträgt der aktuelle Rentenwert in Ost- und Westdeutschland einheitlich 37,60 Euro. Annähernd 33 Jahre nach der Wiedervereinigung ist damit die Angleichung des Rentenwerts gelungen, sprich ein Jahr früher als geplant. Das heißt aber auch, dass die Renten in Ost und West in gleicher Weise steigen oder stagnieren werden.
Rentenniveau bei 48,15 Prozent
Für 2023 beträgt das Rentenniveau angesichts der guten Lohnentwicklung 48,15 Prozent. Damit wird die Haltelinie von 48 Prozent eingehalten und die Niveauschutzklausel greift nicht. Ob sich das ab 2025 halten lässt, ist die andere Frage.
Rentenerhöhungen seit 2000
Jahr | West | Ost |
---|---|---|
2000 | 0,60 | 0,60 |
2001 | 1,91 | 2,11 |
2002 | 2,16 | 2,89 |
2003 | 1,04 | 1,19 |
2004 | - | - |
2005 | - | - |
2006 | - | - |
2007 | 0,54 | 0,54 |
2008 | 1,10 | 1,10 |
2009 | 2,41 | 3,38 |
2010 | - | - |
2011 | 0,99 | 0,99 |
2012 | 2,18 | 2,26 |
2013 | 0,25 | 3,29 |
2014 | 1,67 | 2,53 |
2015 | 2,10 | 2,50 |
2016 | 4,25 | 5,95 |
2017 | 1,9 | 3,59 |
2018 | 3,22 | 3,27 |
2019 | 3,18 | 3,91 |
2020 | 3,45 | 4,2 |
2021 | 0,00 | 0,72 |
2022 | 5,35 | 6,12 |
2023 | 4,39 | 5,86 |
e=erwartet |
Werbung
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Da Rentner, zumindest die, die unter der Armutsgefährdungsgrenze liegen, praktisch nur noch Energie, Wohnkosten und Lebensmittel konsumieren, liegt der Wertverlust der Rente tatsächlich viel höher als die offiziellen Zahlen behaupten.
Ja, das ist so. Wer’s genau wissen will, nutzt am besten den Inflationsrechner des Statistischen Bundesamts: https://service.destatis.de/inflationsrechner/#result Ich habe es gerade selbst getestet: meine persönliche Inflationsrate liegt bei 11,4 %