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Kanzler Friedrich Merz rät jungen Leuten, 10 bis 50 Euro für die Rente zu sparen. Das reicht nicht – sein Rat ist irreführend! Wie viel Sie für eine sichere Rente brauchen.
Bundeskanzler Friedrich Merz sorgt mit einem Ratschlag zur privaten Altersvorsorge in den sozialen Medien für Aufsehen. Seine Botschaft an junge Menschen: Schon zehn bis 50 Euro Sparen im Monat sichern ein „sicheres Alterseinkommen“. Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur von Finanztip, warnt: Diese Aussage ist irreführend und bagatellisiert das massive Problem der Rentenlücke.
Merz bagatellisiert Rentenproblem
Auf die Instagram-Frage eines Nutzers, ob er sich bereits Sorgen um seine Rente machen müsse, antwortete Bundeskanzler Friedrich Merz:
„Nein. Vorausgesetzt (…) du tust in jungen Jahren genug für deine Altersversorgung. Verlass dich nicht nur auf die gesetzliche Rentenversicherung. Ein ganz klein bisschen zu sparen im Monat, 10 Euro, 20 Euro, 50 Euro und das über eine lange Zeit, einfach festlegen, sichert ein sicheres Alterseinkommen. Damit kann man gar nicht früh genug anfangen.“
Hermann-Josef Tenhagen, Finanzexperte und Chefredakteur des unabhängigen Geldratgebers Finanztip, ordnet diese Aussage ein.
Merz‘ Ratschlag ist eine „Nebelkerze“
„Wenn Friedrich Merz jungen Leuten rät, früh für das Alter vorzusorgen, ist das im Grundsatz richtig und wichtig“, so Tenhagen. „Allein auf die gesetzliche Rente sollte sich niemand verlassen. Aber man sollte den jungen Menschen auch nichts vormachen.“
Die zentrale Kritik des Finanzexperten: „Die Botschaft von Friedrich Merz, schon 10 oder 20 Euro im Monat reichten für ein sicheres Alterseinkommen, ist irreführend und bagatellisiert das große Problem der Altersvorsorge. Mit solchen Beträgen kommt man nicht weit – und das sollte die Regierung der jungen Generation ehrlich sagen.“
Was 10 Euro Sparen wirklich bringen
Um die Aussage des Kanzlers zu überprüfen, hat Finanztip nachgerechnet. Das Ergebnis ist ernüchternd und zeigt, wie weit die Empfehlung von der Realität entfernt ist.
- Das Szenario: Eine 20-jährige Person investiert jeden Monat 10 Euro in einen globalen Aktien-ETF (z. B. auf den MSCI World), der eine durchschnittliche Rendite von 6 Prozent pro Jahr erzielt.
- Das Ergebnis nach 47 Jahren: Zum Renteneintritt mit 67 Jahren wären daraus rund 30.000 Euro geworden (vor Steuern).
- Die monatliche Rente: Um sicherzustellen, dass das Geld bis zum Lebensende reicht, sollten pro Jahr maximal 3 Prozent des Kapitals entnommen werden. Das ergibt eine monatliche Zusatzrente von weniger als 80 Euro.
- Der Kaufkraftverlust: Berücksichtigt man eine durchschnittliche Inflation von 2 Prozent, haben diese 80 Euro in 47 Jahren nur noch eine heutige Kaufkraft von 30 Euro.
Dieses Beispiel zeigt deutlich: Ein „sicheres Alterseinkommen“ lässt sich mit Kleinstbeträgen nicht aufbauen.
So viel müssen Sie wirklich sparen
Um die persönliche Rentenlücke – also die Differenz zwischen dem letzten Gehalt und der gesetzlichen Rente – effektiv zu schließen, sind deutlich höhere Sparraten nötig. Berechnungen von Finanztip mit über 900 Musterfällen zeigen:
- Wer mit 20 anfängt: Eine 20-jährige Person mit 30.000 Euro Bruttogehalt sollte etwa 10 Prozent ihres Nettogehalts sparen. Das entspricht einer monatlichen Rate von rund 190 Euro in einen weltweit streuenden Aktien-ETF.
- Wer mit 30 anfängt: Wer erst später beginnt, muss deutlich mehr zurücklegen – mindestens 15 Prozent vom Netto.
Tenhagen stellt klar: „Die für die private Altersvorsorge erforderlichen Summen sind also viel höher, als Friedrich Merz jungen Nutzern nahelegt. Und als ehemaliger Aufsichtsratschef von Blackrock sollte er es besser wissen. Junge Menschen brauchen klare Fakten, keine Nebelkerzen.“
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Sorge vor Altersarmut wächst
Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß. Eine repräsentative Finanztip-Umfrage von Anfang 2025 zeigt:
- 57 Prozent der Befragten machen sich große oder sehr große Sorgen um ihre Altersvorsorge.
- 27 Prozent zahlen ausschließlich in die gesetzliche Rentenversicherung ein und verzichten auf jede zusätzliche private oder betriebliche Vorsorge.
Diese Zahlen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf. Statt das Problem zu verharmlosen, muss die Politik verlässliche Rahmenbedingungen für eine effektive Altersvorsorge schaffen.
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