Boomer sollen ein soziales Pflichtjahr machen

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Die Diskussion um ein soziales Pflichtjahr will nicht verstummen. Der Soziologe Klaus Hurrelmann und einige Jungen wollen, dass wir Boomer ein solches ableisten. Geht’s noch!

Weil die Forderung nach einem Pflichtjahr für Jüngere aufkommt, verlangen jetzt einige von ihnen, die Boomer, sprich die Generation der 1946 bis 1964 Geborenen, solle doch ein soziales Pflichtjahr machen. Die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder setzt sich an die Spitze dieser Bewegung. In der „Welt“ macht sie den Vorschlag: „Wie wäre es, 👵 Ältere 👴 zum Beginn ihres Ruhestands zu einem Dienst an der Gesellschaft zu verpflichten?“ Sie verlangt „nur“ 20 Stunden pro Woche – „vielleicht auch mit der Möglichkeit, diese Stunden in den Jahren zuvor kumulativ durch ehrenamtliches Engagement abzuleisten“. Sie könnte sich vorstellen, dass wir Alten „in 🧑‍🏫 Schulen und 👶 Kindergärten, in der Flüchtlingshilfe, als Coach für Jüngere“ da sein sollten. Schöder kann sich vorstellen, dass „gerade die Generation der Babyboomer und meine eigene könnte damit zumindest ein wenig zur Lösung der Probleme beitragen, die wir den Jüngeren hinterlassen“. Der Bayerische Rundfunk hat die Diskussion in Bayern 2 im „Tagesgespräch“ 2024 fortgeführt und folgende Frage aufgeworfen: „Soziales Pflicht-Jahr für Babyboomer – was halten Sie davon?“

Soziales Pflichtjahr für Rentner

Schröder hat vermutlich nicht weiter über ihren 💡 Vorschlag nachgedacht. Denn, er wirft viele 🤔 Fragen auf, wie die Redaktion von Bayern 2 feststellt: „Was wäre mit den vielen Männern, die bei der Bundeswehr waren oder Zivildienst gemacht haben? Was wäre mit jenen, die sich als Großeltern schon jetzt viel um die Enkel kümmern? Was wäre mit Menschen, die partout nicht wollen? Was wäre mit Beamtinnen und Beamten? Was wäre mit Menschen, die nach einem langen Berufsleben körperlich nicht mehr können?“

Jetzt hat der Soziologe und Jugendforscher Klaus Hurrelmann den Vorschlag wieder aufgegriffen: Er fordert ein Pflichtjahr für Senioren. Im „Spiegel“ begründet er das damit, dass die junge Generation bereits viel leiste, während viele noch fitte Senioren die Beine hochlegten. Junge Menschen seien bereits solidarisch, so Hurrelmann: „Sie tragen das Rentensystem, obwohl nicht klar ist, ob und wie viel sie später selbst davon haben werden. Sie müssen auch diese immensen Schuldenberge abtragen, die wir ihnen gerade aufbürden.“ Offensichtlich hat Hurrelmann keinen Wehrdienst abgeleistet, wie Hunderttausende Männer, sonst käme er nicht auf diese Idee. Alle anderen haben ihren Pflichtdienst, entweder bei der Bundeswehr oder als Zivildienstleistende, bereits hinter sich. Sollen sie also zweimal Pflichtdienst leisten? Was ist mit seinem Pflichtjahr?

Wehrdienst wieder einführen?

Die „Welt“ lässt die Frage „Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr – sogar für Ältere?“ nicht los. Welche Möglichkeiten hat der Staat? Die rechtlichen Hürden für ein soziales Pflichtjahr sind jedoch hoch. Deutlich einfacher ist es, den Wehrdienst einschließlich Zivildienst wieder einzuführen.

Pflichtjahr für junge Menschen

Losgetreten hatte diese Diskussion Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Ihm ging es allerdings um ein Pflichtjahr für junge Menschen. Für stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt wünscht sich der Bundespräsident der „Tagesschau“ zufolge eine Debatte über eine soziale Pflichtzeit. Die öffentliche Reaktion fiel heftig aus. Steinmeier meint, es täte unserem Land gut, „wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen“.

Offensichtlich hat er damit einige Jüngere aufgeschreckt, denn die äußern sich in „X“ (vormalsTwitter). Bilo verweist dabei auf die Sendung „Lanz“, in der der Philosoph Richard David Precht zwei Pflichtjahre fordert: eins in der Jugend und eins im Alter. Martin Bethke forderte in „X“, „mal lieber über ein Pflichtjahr für alle #Boomer zu reden“, sprich, „diejenigen, die uns u.a. die #Klimakrise, #Artensterben, etc. mit ihrem Lebensstil eingebracht haben und sich aus der Verantwortung stehlen“. 

Boomer sind schön blöd

Wehrpass

So sah der Wehrpass aus

Eigentlich sind wir Boomer blöd, ungerecht, unverschämt und rücksichtslos. Oder? Die meisten der männlichen Boomer haben bereits ein Pflichtjahr hinter sich, entweder beim Bund oder als Zivi. Der Redakteur Kai Baumann von „Zeit Online“ findet Steinmaiers Vorschlag sogar „zynisch“. Wie zynisch war dann erst die Wehrpflicht vor 2011? Oder wie zynisch ist die moralische Pflicht einer Babyboomerin für die kranke Mutter da zu sein? Übrigens, war das nicht nur ein Jahr, sondern es waren größtenteils sogar 18 oder 15 Monate, je nach Jahrgang. Und die Babyboomerin ist in der Regel auch nicht nur ein Jahr für ihre Mutter da. Jetzt sollen wir noch ein zweites Pflichtjahr machen? Kann es sein, dass die Jungen entweder keinen Geschichtsunterricht genossen haben, nicht aufgepasst haben oder schon wieder vergessen haben? Ja, ist ja auch lange her, seit die Wehrpflicht abgeschafft wurde – und zwar genau vor mittlerweile 13 Jahren von einer Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich daran am liebsten nicht mehr erinnern will. Viele Boomerinnen haben ihr Pflichtjahr bereits erfüllt oder erfüllen es immer noch, in dem sie die Eltern pflegen oder den kranken Mann. Das zählt bei den Jungen anscheinend nicht. Wenn die Boomer ein Pflichtjahr ableisten sollen, dann müssen die Jungen zwei Jahre in die Pflicht genommen werden, um die Differenz auszugleichen.

Allein die Reaktion der Jungen in den sozialen Medien zeigt doch, dass es dringend ein Pflichtjahr braucht, damit die Jungen begreifen, dass es auch ein Gemeinwesen gibt, was zumindest einige komplett ausblenden.

 

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Wer sind die Boomer?

Wer oder was sind übrigens die „Boomer“? Das ist die Bevölkerungskohorte der zwischen 1946 und 1964 Geborenen. Auf die Babyboomer folgt die Generation X – sie sind von 1965 bis 1977 geborenen, die Generation Y entstammt dem Zeitraum zwischen 1978 und 1999. Ach ja, die Generation Z gibt es auch noch – das ist die Nachfolge-Generation der Millennials. Die Dazugehörigen kamen zwischen 1999 und heute zur Welt – die „ältesten Jungen und Mädchen der Generation Z (Jahrgänge 1999-02) sind inzwischen Teenager“, so „Wikipedia“.

Z wie Zukunft: Die Nachfolger der Generation Y sind quasi von Geburt an online und seit der Grundschule bei Instagram und Snapchat aktiv. Nur: Wer sind die nach 1995 Geborenen? Erste Untersuchungen zeigen: Sie sind spießiger als erwartet. (aus youthmedia.ch)

Generationen-Folge

  • 1933–1945 „Matures“
  • 1946–1964 „Boomers
  • 1965–1976 „Generation X“
  • 1977–1998 „Generation Y“, auch Echo Boomers oder Millenniums
  • 1999–2010 „Generation Z“
  • 2010-……  „Generation Alpha“

Wie tickt die Generation Y – ein erklärendes Video

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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