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Rente ist schrecklich, so die Sendung bei Maischberg. Ist das wirklich so? In der Rente verändert sich einiges: Zeit für ein paar Wahrheiten. Die Lüge vom glücklichen Ruhestand.
Die Rente mit 63 ist seit etwa einem Jahr in Kraft. Rund 300.000 Arbeitnehmer haben sie mittlerweile beantragt. Das sind weit mehr als viele Experten erwartet haben. Doch was erwartet Rentner im „wohlverdienten Ruhestand“? Mehrere Studien kommen zu dem Schluss, dass ein Leben ohne Arbeit viele Menschen unglücklich macht. Die Rente könne auch der Gesundheit schaden, schrieb kürzlich die „Zeit“. Ist der anhaltende Trend, immer früher in Rente zu gehen, der falsche Weg?
Rente ist schrecklich
Die Meinungen gehen da auseinander
Karl Dall (Entertainer)
„Mir geht es gut. Ich muss nicht mehr, aber ich möchte arbeiten“, sagt der 74-Jährige, der nach fast 50 Jahren auf der Bühne jetzt mit seinem neuen Stück „Der alte Mann will noch mehr“ auf Tournee geht. Es war ein Schock für viele Fans, als der beliebte Komiker vor zwei Jahren in der Schweiz wegen Vergewaltigung verhaftet und vor Gericht gestellt wurde.
Gertrud Höhler (Autorin)
„Die Ruhestandsregeln in Deutschland liefern Gleichschaltung statt Leistungsfreude für das neue Lebenskapitel.“ Die Beraterin für Politik und Wirtschaft wirft der Regierung eine fehlgeleitete Rentenpolitik vor. Statt der Rente mit 63 solle man das Potential an Erfahrungen nutzen. „In der Rente erleben die wenigsten Menschen ihre Erfüllung“, glaubt Gertrud Höhler. Auch in ihrem eigenen Umfeld erfahre sie, dass ältere Menschen immer weniger gefragt werden. „Jeder redet von Fachkräftemangel. Aber als Ingenieur mit 55 bekommt man trotzdem keinen Job.“
Leni Breymaier, SPD (Ver.di-Landeschefin)
„Es gibt ein Recht auf Faulheit“, stellt die Gewerkschafterin klar. Wer sein Leben lang gearbeitet habe, dürfe ohne schlechtes Gewissen in den Ruhestand gehen. Die ehemalige Verkäuferin warnt davor, das Rentenalter aufzuweichen, anzuheben oder flexibel zu gestalten. „Natürlich kann der Professor mit 75 Jahren auf seiner Terrasse noch schlaue Aufsätze schreiben. Aber bei Schichtarbeitern und Verkäufern mit harten, eher schlecht bezahlten Jobs ist das anders, zumal sie im Schnitt deutlich früher sterben“, so Leni Breymaier.
Heidi Steenbock (Rentnerin)
„Ich muss arbeiten, bis ich umfalle“, sagt die 66-Jährige. Wenn sie von ihrer Rente die Miete und alle Fixkosten abzieht, bleiben ihr 170 Euro im Monat. „Davon kann man nicht leben, also muss ich hinzuverdienen.“ Die Bäckereifachverkäuferin arbeitete über 30 Jahre, lange Zeit davon als Filialleiterin. „Ich habe immer gut verdient und in die Rentenkasse einbezahlt.“ Doch nach zweijähriger Selbständigkeit musste Heidi Steenbock in die Insolvenz. Arbeitslosigkeit und Hartz IV folgten. Heute jobbt sie wieder in einer Bäckerei, steht jeden Morgen um 3:30 Uhr auf. Beschweren will sich die Berlinerin nicht: „Den Gedanken an die Zukunft verdränge ich.“
Abraham Teuter (Zwangspensionierter Lehrer)
Mit 65 Schluss? Das wollte der Frankfurter Lehrer nicht akzeptieren. Vor zwei Jahren musste der 67-Jährige gegen seinen Willen in Pension. Sein Antrag auf Dienstverlängerung war abgelehnt worden. Abraham Teuter klagte wegen Altersdiskriminierung. Unterstützt wurde er von Schülern und Eltern. Der streitbare Pädagoge verlor jetzt in zweiter Instanz, findet sich aber mit dem Urteil nicht ab, sondern will vor dem Europäischen Gerichtshof gegen seine Pensionierung kämpfen. „Ich habe keine Lust auf den Ruhestand. Ich halte das nicht für einen erstrebenswerten Zustand“, sagt
Wolfgang Prosinger (Journalist)
„Wäre die Rente ein Medikament, würde man sie verbieten, wegen der Nebenwirkungen“, sagt der 67-Jährige Autor. Es gebe mehr Selbstmorde, mehr Depressionen, mehr Alkoholismus, nachdem die Rente begonnen habe. Neben der Gesundheit leide auch die Partnerschaft unter dem Ruhestand. „Nur zugeben wollen die wenigsten diese Schwierigkeiten“, sagt Wolfgang Prosinger, der bei Recherchen zu seinem Buch „In Rente“ festgestellt hat: „Bei kaum einem Thema wird so viel gelogen.“
Dahl: Ich habe ziemlich viel in Anwälte investierte. Bin nicht mehr scheu, dass ich nicht mehr rausgehe.Von Vorwurf der Verwaltigung freigesprochen. Wurde nach einem Konzert in Sankt Gallen abgeführt. Dahl … irgendwie ist das alles daneben, was er erzählt. Was hat das mit der Sendung zu tun? Hat er Fehler gemacht? War war zu vertrauensselig. Mein Gott, was soll Dahl in der Sendung? „Warum bist’de so blöd?“, ja, die Frage ist berechtigt. Er muss nicht arbeiten … schön für ihn. Er bekommt 381 Euro Rente. Seine Lebensversicherung hat er sich schon auszahlen lassen. Für ein kleines glückliches Dasein reicht es. Das Publikum ist ihm nicht untreu geworden. Fehler gemacht, war zu blauäugig. Als er 21 war, hat er sich alt gefühlt … mein Gott, was für ein Schwachsinn.
Höhler: Wir haben hier einen privilegierten Rentner gehört. Wenn man sich anschaut, wie unsere Vorhaben mit dem Leben umgehen, dann wird klar, was schief ging. Wir haben 4 x 20. Die ersten 20 vertrödeln wir mit Ausbildung vertrödelt. Die Erwerbszone machen wir 2 x 20 … wir haben wirklich eine Wettbewerbssituation aufgebaut, die die Menschen als nicht mehr entrinnbar empfinden. Wir haben eigentlikch ein so sattes gutes Leben … dass man sich wundert, dass wir uns rumschlagen … Renten macht alt, Rente macht krank.
Steenbock:
Prosinger: Das Leben nach Renteneintritt – ein Desaster. Wer will das schon zugeben. Alle Probleme werden nur zugekleistert. Es gibt zahllose Rentner, die freuen sich ihres Lebens. Ebenso viele fallen in ein ganz tiefes Loch. Das lässt sich statistisch erhärten. Die Rente ist ein dreifacher Schock. Plötzlich ist man ohne Struktur. 2. Finanziell. Jetzt sind es grad noch 60 Prozent des letzten Einkommens. 3. Mit Rentnerausweis bin ich in die letzte Kurve meines Lebens eingetreten. Es geht dem Ende zu. Männer bekommen Depressionen. Alkoholprobleme. 27 % der Männer trinken so viel, dass es ihrer Gesundheit schadet. Suizidrate extrem hoch. Es gibt in unserer Gesellschaft ein Gebot, glücklich zu sein. Welche unglaubliche Abgründe da lauern. Der Rentenausweis ist ein schmuckloses Papier. Ich schreibe weiter für den Tagesspiegel. Das Fallbeil ist nicht runtergesaust.
Höhler: Warum gründet er keine Firma? Ein bisschen zu defensiv erscheint mir das. Dieses Aussortiertwerden mit der Rente bedeutet … Aufmerksamkeit weg. Das weiß man, 15 Jahre vorher mindestens. Wenn ich … die Versicherungen müssen anfangen, eine andere Partnerschaft, die es sich leisten können, mit ihrer Gesundheit produktiver umzugehen … Wir haben immer mehr Menschen, die alleine sind. Es fehlt diese Lust, wie ein Kind …
Breymaier: Bei vielen Veränderungen im Leben … zwischen 55 und 65 sind am unglücklichsten. Mein Ziel ist es, dass sie ein würdiges Leben leben können.
Prosinger: Ich habe mich nicht vorbereiten können. Die Rente ist so unterschiedlich wie die Menschen,. Man kann Hilfestellungen geben, aber das ist schwer. Es ist schwierig, sich vorzubereiten.
Dahl: Den Alkoholismus habe ich vor 30 Jahren hinter mir. Selbstdisziplin … ich komme eher in den Suff, wenn ich herumhänge.
Steenbock: … wird weiter arbeiten müssen. Steht um 3.30 h auf. Habe gesagt, ich fange nie mehr in einer Bäckerei auf. Muss trotz Rente weiter arbeiten. Habe 3000 bis 4000 Mark verdient. Als ich mich selbstständig gemacht. Habe mich fast zu Tode gearbeitet. Hatte eine Trombose … meine Lebensversicherung musste ich kündige. Bin mit Schulden raus. Habe einen großen Fehler gemacht … 2014 Rentenbescheid: 700 Euro … heute 842 Euro. Ich muss arbeiten. Muss das Gefühl haben, gebraucht zu werden. 170 Euro bleiben nach Abrechnung der Fixkosten. Was, wenn’s nicht mehr geht? Es kommt, wie es kommen soll. Keine Angst … Gerecht ist es nicht, aber ich versuche, das Beste draus zu machen.
Höhler: Das REntensystem lebt von der Gutmütigkeit der Leute.
Breymaier: Möchte, dass diese Frauengeneration anständig in Rente gehen kann. Ich rede von den Altenpflegerinnen … die sind kaputt, Das sind die Leute, die zehn Jahre früher sterben, weil sie sich kaputt geschafft haben.
Prosinger:
Breymaier: Diejenigen, die früher rausgehen, denen werden die REnten gekürzt
Teuter: klagte wegen Altersdiskriminierung … und Zwangspensionierung. Man übernimmt eine Klasse, um sich anzustrengen. In meinem Beruf, muss ich Kinder begeistern … geht das. Es ging. Es gibt Schüler, die überstehen jeden Lehrer … mein Gott, was erzählt der … Wenn … bekam Recht und kam an die Schule zurück. Ich habe einen Verein gemacht. habe ein Theater … arbeite mit Schülern. Ich würde in die Schule gehen.
Höhler: die Komplikationen, wenn man nur ein bisschen noch macht. Die Beiträge die anders sind als in dem schablonierten … dieses tolle Mix-Geschehen …. bei uns geht es zu schwer.
Breymaier: Das ist ein echtes Luxusproblem. Wir haben ein Jugendschutzgesetz.
Dahl: Wie lange wollen sie prozessieren (zuTeuter)?
Breymaier: n den Staat kriegt’s hin und hat die Rente mit 67 eingeführt. Mir macht mehr Kummer, dass wir keine flexible Ausstiegsmöglichkeiten haben.
Prosinger: von den 20 Millionen 800 000 die länger arbeiten. Wir halten fest an Dingen, die vor zehn Jahren so waren. Von den 20 mio haben bestimmt viele Lust, länger zu arbeiten.
Breymaier: Die Flexi-Rente ist nichts anderes als eine Rentenkürzung. Wir hatten vor 20 Jahren, da sind die Leute mit 55 Jahre rausgekegelt worden. Die Rente mit 63 betrifft gerade zweí Jahrgänge. Lassen wir uns doch schauen, dass wir die Leute zwischen 60 und 65 in Arbeit halten.
Höhler: Das Rentensystem, das eine Mehrheit der Bevölkerung betrifft, spiegelt wider ein geldorientierte Kultur. Unmöglich. Wir sind mit Verlegenheitsfloskeln unterwegs.
Prosinger: ndenke, dass die Rente mit 63, die 45 Jahre geschafft haben … ist diskutabel. Das ist ein Seitenproblem.
Teuter: … warum ist es für diese Menschen nicht erstrebenswert zu arbeiten. Sie erleben die Arbeit nicht als etwas, was sie zufrieden stellt.
Steenbock: wenn ich zuhause gewesen wäre, wäre ich heute krank
Maischberger: bringt die britische Queen als Vorbild … mein Gott, wie peinlich.
Die Sendung war total daneben und die Probleme komplett verkannt. Man kann sich nicht darauf vorbereiten, was kommt im Alter. Wer ist „man“ … pauschal, peinlich und daneben. Aber gut, es war ja schon spät und die Einschaltquote wahrscheinlich niedrig. So viel zum Trost.
Was meint ihr denn? Freuen mich über Kommentare.
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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Die Schlaumeier bei Maischberger repräsentieren wahrlich nicht die Mehrheit der Ruheständler.Es gibt da auch andere und bessere Alternativen. Mein Freund Hans-Heinrich hatte mit 52 seine Arbeit verloren. Das Arbeitsamt war innerhalb von zwei Jahren nicht in der Lage Hans-Heinrich zu vermitteln. Darauf entschied sich Hans-Heinrich, der das Abitur noch mit 36 Jahren gemacht hatte,Priester zu werden. Nach 5 jährigem Studium war es soweit. Mit 59 wurde Hans-Heinrich Priester. Seine Aufgabe war unter anderem auch die Betreuung von Witwen und Waisen. Besonders bei den Witwen machte sich Hans-Heinrich bald sehr beliebt. Er konnte Ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen. Aber auch diese Arbeit konnte Hans-Heinrich nicht ewig ausüben. Nach dem Besuch bei einer Witwe rief Gott Hans-Heinrich im Alter von 67 Jahren heim in sein himmlisches Reich. Die Rente hat Hans-Heinrich nie bekommen.
Hallo Hans Elmar,
vielen Dank für den Kommentar. Das ist natürlich schon ein sehr spezieller Fall 😉
Ich bin 32 und mache mir schon lange Gedanken um meine spätere (vllt.) Rente. Ich finde es erschreckend, wenn man die Kostenentwicklung der letzten Jahre betrachtet. Wenn das so weiter geht, wie soll ich dann, wenn nicht in Eigenregie Vorsorge getroffen, von dem bestehenden Rentensystem leben?! „Rente ist schrecklich“ trifft es da wohl sehr gut auf den Punkt.
Ich bin mit 63 in Frührente und bekam sofort eine schwere Depression, aus der ich nicht rauskomme, bin jetzt 67. Habe keine Freude mehr. Habe die tollste Frau, die tollsten Kinder und Enkel. Hatte Super Job mit Privilegien, Arbeitgeber bat mich auf Arbeit zu bleiben, auch mein Ehepartner. Nach einer Kopf OP war ich nicht bei Trost, sonst hätte ich nicht die Rente gewählt, sondern den Job. Komme einfach darüber nicht hinweg, will in die Vergangenheit und Fehler korrigieren, was selbstverständlich nicht geht.
Wie wäre es mit einer größeren Herausforderung. Ich bin die Tour de France von 1955 nachgefahren – mit ein paar Abrundungen und in 52 Tagen. Ganz im Hier und Jetzt zu sein, hilft.