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Die Sozialabgaben für Rente, Kranken- und Pflegeversicherung steigen. Damit finanzieren wir Leistungen, die der Staat zahlen müsste – eine versteckte Last, vor allem für Normalverdiener.
Die Lasten im Überblick
- Mehr als 40 Prozent: So hoch sind die Sozialabgaben – Tendenz steigend.
- 40 Milliarden Euro: So viel fehlt allein in der Rentenkasse, weil der Staat gesamtgesellschaftliche Aufgaben nicht vollständig aus Steuermitteln bezahlt.
- 9,2 Milliarden Euro: Diese Kostenlücke entsteht, weil die Beiträge für die Gesundheitsversorgung von Bürgergeld-Empfängern nicht ausreichen und von den Versicherten getragen werden.
Kernproblem: Der Staat bestellt, Sie zahlen
Der Begriff „beitragsfremde Leistungen“ klingt technisch, das Prinzip ist aber einfach: Es sind Leistungen der Sozialversicherungen, die nicht auf eigenen Beiträgen beruhen, sondern der gesamten Gesellschaft dienen und nicht den Beitragszahlern zugutekommen.
Beispiele dafür sind:
- Mütterrente: Anerkennung von Kindererziehungszeiten.
- Gesundheitskosten für Bürgergeld-Empfänger: Der Staat erstattet den Krankenkassen nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten.
- Rente mit 63: Ein politisch motivierter, früherer Renteneintritt.
- Rentenpunkte für pflegende Angehörige: Eine wichtige Leistung, die aber aus der Pflegeversicherung statt aus Steuern finanziert wird.
Wer zahlt die Zeche? Eine Gerechtigkeitsfrage
Das System ist auch deshalb unfair, weil nicht alle an der Finanzierung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgaben beteiligt werden:
- Arbeitnehmer und Arbeitgeber: Sie tragen die Hauptlast über ihre Beiträge.
- Geringverdiener: Sie werden prozentual am stärksten belastet, da ihr Einkommen fast vollständig beitragspflichtig ist.
- Gutverdiener: Ihre Beiträge sind durch die Beitragsbemessungsgrenze gedeckelt. Einkommen darüber hinaus wird nicht herangezogen.
- Beamte, viele Selbstständige und Vermieter: Sie zahlen in eigene Versorgungswerke oder gar nicht in die gesetzlichen Sozialkassen ein. Ihre Einkommen (Pensionen, Mieten, Kapitalerträge) werden zur Finanzierung dieser Aufgaben nicht herangezogen.
Experten wie der Wirtschaftsweise Martin Werding kritisieren dies scharf: Die Politik schafft immer neue, teure Leistungsversprechen, wälzt die Kosten aber systematisch auf die Beitragszahler ab.
Versprechen der Regierung
Am 14. Mai 2025 versprach Vizekanzler Lars Klingbeil eine Rentenreform „zügig“ anzugehen. Die Zeit läuft. Zeit seit Abgabe des Versprechens
My count-up
Zeit seit Abgabe des Versprechens
Was Experten fordern – und was Sie tun können
Die Intransparenz des Systems schützt die Politik vor unangenehmen Finanzierungsdebatten. Deshalb fordern Fachleute und sogar der Bundesrechnungshof:
- Transparenz-Gebot: Eine klare gesetzliche Definition, welche Leistungen beitragsfremd sind und aus Steuern finanziert werden müssen.
- Ehrliche Finanzierung: Der Bund muss die Kosten für gesamtgesellschaftliche Aufgaben vollständig und nicht nur pauschal erstatten.
- Überprüfung von Leistungen: Veraltete Leistungen, wie die klassische Witwenrente, sollten durch moderne Lösungen wie das Rentensplitting ersetzt werden.
Finden Sie es gerecht, dass gesamtgesellschaftliche Aufgaben hauptsächlich von Beitragszahlern finanziert werden? Teilen Sie diesen Artikel, um auf das Problem aufmerksam zu machen und die Debatte anzustoßen!
Der Abgaben-Check
Es gibt zwar mehrere Rentenrechner, die Ihnen helfen können, Ihre Nettorente nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben zu berechnen, aber ein spezieller „Abgaben-Check“ für beitragsfremde Leistungen – also Leistungen, die aus der Rentenkasse bezahlt werden, obwohl sie nicht durch Beiträge gedeckt sind – ist nicht als offizieller Rechner verfügbar.
🧮 Was es gibt:
- SoVD-Rentenrechner: Berechnet Ihre Brutto- und Nettorente unter Berücksichtigung von Sozialabgaben und Steuern.
- Online-Rechner der Deutschen Rentenversicherung: Bietet verschiedene Tools zur Berechnung von Rentenbeginn, Rentenhöhe, Hinzuverdienst etc.
- Teufel-Tabelle: Diese Tabelle zeigt die Höhe der versicherungsfremden Leistungen seit 1957 und den Anteil, der nicht durch Bundesmittel gedeckt ist. Laut dieser Quelle machen beitragsfremde Leistungen etwa 34–40 % der Rentenausgaben aus, während die Bundesmittel nur etwa 26–27 % abdecken.
📌 Was fehlt:
Es gibt keinen öffentlich zugänglichen Rechner, der Ihnen individuell ausrechnet, wie viel Ihrer persönlichen Rente monatlich für versicherungsfremde Leistungen verwendet wird. Diese Zahl ist systemisch und betrifft die Gesamtheit der Rentenbeiträge, nicht individuell nachvollziehbar pro Rentner.
Um eine Beispielrechnung zu erstellen, wie viel theoretisch von einer monatlichen Rente für beitragsfremde Leistungen verwendet wird, müssen wir ein paar Annahmen treffen, da es keine individuelle Zuweisung gibt. Wir orientieren uns dabei an den durchschnittlichen Anteilen, die in Studien wie der „Teufel-Tabelle“ genannt werden.
📊 Annahmen für die Beispielrechnung
- Monatliche Bruttorente: 1.500 €
- Anteil der Rentenausgaben für beitragsfremde Leistungen: ca. 35 %
- Bundeszuschuss zur Rentenversicherung: ca. 27 %
- Differenz, die durch Beitragszahler gedeckt wird: ca. 8 % (also der Teil der beitragsfremden Leistungen, der nicht durch Steuermittel gedeckt ist)
🧮 Beispielrechnung
Posten | Betrag in € | Erläuterung |
Monatliche Bruttorente | 1.500 € | Ausgangswert |
Anteil für beitragsfremde Leistungen (35 %) | 525 € | Gesamtanteil, theoretisch |
Davon durch Bundeszuschuss gedeckt (27 %) | 405 € | Wird durch Steuern finanziert |
Theoretisch durch Beitragszahler gedeckt (8 %) | 120 € | Belastung durch Beiträge |
🧠 Interpretation
- 525 € Ihrer Rente wären theoretisch Teil der Leistungen, die nicht durch eigene Beiträge gedeckt sind.
- Davon übernimmt der Staat 405 € über Steuermittel.
- Die verbleibenden 120 € werden indirekt durch die Beiträge anderer Versicherter finanziert.
Natürlich ist das keine individuelle Belastung, sondern eine systemische Umverteilung innerhalb der Rentenkasse. Aber es zeigt, wie groß der Anteil beitragsfremder Leistungen ist – etwa für Mütterrenten, Fremdrenten, Renten für Spätaussiedler. Ohne diese beitragsfremden Leistungen könnten die Renten um diesen Betrag höher ausfallen.
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