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Hat Riester bald ausgedient? Geplant ist, Riester durch ein Altersvorsorgedepot zu ersetzen. Zudem wird die staatliche Förderung drastisch vereinfacht und die Auszahlung flexibilisiert.
Ist das jetzt der groĂe đ Wurf? Bekommt die private Altersvorsorge einen neuen âĄïž Schub? Am 17. Dezember wird voraussichtlich der Gesetzentwurf zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge, bekannt als „Riester-Reform“, im Kabinett beschlossen. Ziel ist eine grundlegende Ăberarbeitung, um das Sparen fĂŒrs Alter wieder attraktiver zu machen. Ăbrigens, die Idee dafĂŒr stammt vom ehemaligen Finanzminister Christian Lindner (FDP). Er wollte ein Altersvorsorgedepot, das Riester ablöst.
Was wir bislang darĂŒber wissen:
Riester-Reform bringt Altersvorsorgedepot
Die wichtigsten Neuerungen im Ăberblick:
1. Kapitalmarktnahes Altersvorsorgedepot ohne starre Garantie
Das KernstĂŒck der Reform ist die EinfĂŒhrung eines neuen Altersvorsorgedepots als Nachfolger der klassischen Riester-Rente.
- đ Höhere Renditechancen: Das Depot soll kapitalmarktnahe Anlagen (ĂŒber ETFs) ermöglichen.
- đ€ Wegfall der 100-%-Garantie: Die starre Pflicht, alle eingezahlten BeitrĂ€ge und Zulagen zu garantieren, entfĂ€llt. Dies war bisher der Hauptgrund fĂŒr niedrige Renditen der Riester-Rente. Der Verzicht auf die Garantie ermöglicht einen gröĂeren Anteil an renditestĂ€rkeren Anlagen (Risikoklasse bis 5).
- đłïž Wahlfreiheit: Produkte mit 80 % oder 100 % Garantie bleiben weiterhin wĂ€hlbar, das neue garantiefreie Depot ist eine zusĂ€tzliche Option.
2. Vereinfachte und höhere Zulagen
Die komplizierte Berechnung des Mindesteigenbeitrags entfÀllt. Die Förderung wird auf eine einfache, prozentuale Struktur umgestellt, bei der nur eine Mindesteinzahlung von 120 Euro pro Jahr nötig ist.
- Grundzulage: 30 Cent pro eingezahltem Euro (30 % Förderung) bis 1.200 Euro jĂ€hrlich. FĂŒr BeitrĂ€ge zwischen 1.201 Euro und 1.800 Euro gibt es 20 Cent pro Euro. Der Maximalbetrag der Grundzulage steigt somit auf 480 Euro.
- Kinderzulage: BetrÀgt einheitlich 25 Cent pro Euro, maximal 300 Euro pro Kind.
- Starterbonus: Der einmalige Zuschuss von 200 Euro fĂŒr Berufseinsteiger unter 25 Jahren bleibt erhalten.
Problem bei Riester: Lediglich die HÀlfte der Millionen Sparerinnen und Sparer nutzen die Förderung der Riester-Rente nicht richtig und verschenken damit Geld. Denn sie zahlen bei der staatlich geförderten Altersvorsorge nicht genug selbst ein, was bedeutet, dass sie die Zulagen nicht voll ausschöpfen.
Zahl der Riester-VertrÀge
3. Standardprodukt mit Kostendeckel und Zillmerungs-Ende
Um die Kosten fĂŒr Sparer zu senken, mĂŒssen Anbieter kĂŒnftig ein einfaches Standarddepot anbieten:
- Kostendeckel: FĂŒr dieses Standardprodukt ist ein Effektivkostendeckel von maximal 1,5 Prozent der durchschnittlichen jĂ€hrlichen Renditeminderung vorgesehen.
- Verteilung der Kosten: Abschluss- und Vertriebskosten mĂŒssen kĂŒnftig ĂŒber die gesamte Vertragslaufzeit verteilt werden (Ende der Zillmerung), was die Rendite in den ersten Jahren schont.
Die Zillmerung ist ein Begriff aus der Versicherungsmathematik und bezeichnet eine spezielle Methode, wie die Abschluss- und Vertriebskosten bei kapitalbildenden VersicherungsvertrĂ€gen (wie Lebens- oder Rentenversicherungen, zu denen auch die Riester-Rente gehört) behandelt werden. Bei der Zillmerung werden die gesamten einmaligen Abschluss- und Vertriebskosten, die ĂŒber die gesamte Laufzeit des Vertrags anfallen, sofort â in der Regel in den ersten fĂŒnf Vertragsjahren â von den eingezahlten BeitrĂ€gen abgezogen. Das bedeutet, dass die BeitrĂ€ge, die in den ersten Jahren gezahlt werden, zuerst dazu dienen, die hohen Vermittlungsprovisionen und Verwaltungskosten zu decken. Das eigentliche Deckungskapital (der Sparanteil, der Rendite bringen soll) wird dadurch anfangs kaum aufgebaut. Wenn der Vertrag in den ersten Jahren gekĂŒndigt oder beitragsfrei gestellt wird, ist der RĂŒckkaufswert (der Betrag, den man zurĂŒckbekommt) oft sehr niedrig oder liegt sogar deutlich unter der Summe der eingezahlten BeitrĂ€ge. Die Zillmerung dient primĂ€r dazu, die Kosten fĂŒr den Versicherer (insbesondere die Provision fĂŒr den Vermittler) sofort zu begleichen, auch wenn der Kunde seine BeitrĂ€ge ratierlich (monatlich, jĂ€hrlich) ĂŒber Jahrzehnte zahlt.
4. Mehr FlexibilitĂ€t in der Auszahlphase und FrĂŒhstart-Rente
- Flexiblere Auszahlung: Die Pflicht zur lebenslangen Verrentung entfÀllt. Sparer können stattdessen einen Auszahlungsplan wÀhlen, der mindestens bis zum 85. Lebensjahr lÀuft.
- FrĂŒhstart-Rente: Ab 2027 (startend mit Jahrgang 2020) sollen Kinder monatlich 10 Euro staatlich in ein Depot eingezahlt bekommen, das mit VolljĂ€hrigkeit in das eigene Vorsorge-Depot ĂŒbergeht.
- Bestandsschutz: Bestehende Riester-VertrĂ€ge behalten ihre Bedingungen. Ein kostenloser Wechsel in das neue System soll nach den ersten fĂŒnf Jahren möglich sein.
Stoppt die Riester-Rente – eine Initiative von Finanzwende, Verbraucherzentrale und Bund der Versicherten
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đŻ Fazit fĂŒr Sparer in der zweiten LebenshĂ€lfte
Auch wenn die Riester-Reform primĂ€r auf die renditeorientierte Vorsorge fĂŒr JĂŒngere abzielt, bietet sie wichtige Vorteile fĂŒr alle, die bereits in der Auszahlphase sind oder kurz davorstehen:
- FlexibilitĂ€t beim Ruhestand: Die wegfallende Pflicht zur lebenslangen Verrentung gibt Ihnen mehr Kontrolle ĂŒber Ihr angespartes Kapital und ermöglicht eine flexiblere Entnahmeplanung bis zum 85. Lebensjahr.
- BestandsprĂŒfung lohnt sich: Mit der Option zum kostenlosen Wechsel in das neue System nach fĂŒnf Jahren sollten Sie prĂŒfen, ob Ihr bestehender, renditeschwacher Vertrag durch das neue, kostengĂŒnstigere Depot abgelöst werden kann.
Die Reform soll dem Ziel dienen, die Altersvorsorge renditestĂ€rker, kostengĂŒnstiger und flexibler zu gestalten, um die private Vorsorge in Deutschland wiederzubeleben.
â ïž Zentrale Kritikpunkte am Altersvorsorgedepot
1. Risiko durch Wegfall der 100-%-Garantie
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Verlustrisiko: Ja, Verluste der eingezahlten BeitrĂ€ge sind möglich â dafĂŒr lockt aber eine höhere Rendite.Â
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Risikomanagement in der Auszahlphase: Da Sparer ihr Kapital ohne Garantie am Kapitalmarkt anlegen, mĂŒssen sie das Kapitalmarktrisiko bis zum Renteneintritt und potenziell auch in der Auszahlungsphase selbst managen.
2. BĂŒrokratie und KomplexitĂ€t der Umsetzung
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Fehlende Vereinfachung: Die Förderstruktur soll vereinfacht werden, ob das dann auch in der Praxis umgesetzt wird, muss sich noch zeigen.
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Keine automatische Teilnahme: Das System bleibt ein Opt-in-Modell (man muss sich aktiv dafĂŒr entscheiden). Experten kritisieren, dass fĂŒr Geringverdiener und junge Menschen ein einfaches, automatisch angelegtes Standardprodukt (Opt-out) effektiver wĂ€re, um VorsorgelĂŒcke zu schlieĂen.
3. SchwÀchen des Standardprodukts (Kostendeckel)
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Begrenzte Anreize fĂŒr Vermittler: Der geplante Kostendeckel von 1,5 Prozent Effektivkosten fĂŒr das Standarddepot wird von VermittlerverbĂ€nden kritisiert. Die Sorge ist, dass die niedrige Marge dazu fĂŒhrt, dass Vermittler diese Produkte nur ungern anbieten oder den Fokus auf die teureren, optionalen Garantieprodukte legen, die höhere Provisionen ermöglichen.
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Kritik am Kostendeckel selbst: Einige Experten fordern ein noch einfacheres und kostengĂŒnstigeres staatliches Standardprodukt.
4. Langlebigkeitsrisiko in der Auszahlphase
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Risiko des Auszahlplans: Die neue Möglichkeit, anstelle einer lebenslangen Rente einen Auszahlungsplan bis zum 85. Lebensjahr zu wÀhlen, wird kritisiert. Zwar bietet es FlexibilitÀt, birgt aber das Risiko, dass das Kapital vorzeitig aufgebraucht ist (Langlebigkeitsrisiko).
5. EinschrÀnkungen im Leistungsumfang
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Ausschluss biometrischer Absicherungen: Im Gegensatz zur klassischen Riester-Rente sollen biometrische Zusatzversicherungen (z. B. Absicherung bei BerufsunfĂ€higkeit zur Beitragsfreistellung) aus dem geförderten Rahmen ausgeschlossen werden, um die Produkte zu „entschlacken“.
Zusammenfassend lĂ€sst sich sagen, dass der Fokus auf höhere Renditen durch den Kapitalmarkt zwar begrĂŒĂt wird, die Umsetzung, die RisikotragfĂ€higkeit fĂŒr alle Bevölkerungsgruppen und die EffektivitĂ€t des Standardprodukts jedoch weiterhin kritisch diskutiert werden.
Bild: picture alliance / Gilbert Novy / KURIER / picturedesk.com | Gilbert Novy
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