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Das Gesundheitssystem verschlingt immer mehr Geld – da kommen Politiker und Ärztefunktionäre auf erstaunliche Idee. Jüngst denken sie über eine Gebühr für die Notaufnahme nach, ähnlich der Praxisgebühr in den 00er-Jahren.
Der Hartmannbund (Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands) lotet die Möglichkeit aus, eine Gebühr von Patienten in der Notaufnahme zu erheben, die Nicht-Notfälle sind. Dr. Thomas Lipp, Vorsitzende des Hartmannbund Landesverbandes Sachsen fordert eine Notfall-Gebühr ähnlich der 2012 abgeschafften Praxisgebühr. Die Notfallgebühr solle natürlich nur für Nicht-Notfälle gelten und sozial-verträglich gestaltet werden. Das heißt, wer die Notaufnahme eines Krankenhauses oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst aufsucht, aber kein echter medizinischer Notfall ist, soll dafür zur Kasse gebeten werden. Ärzteverbände sowie die Kassenärztlichen Vereinigungen in Bremen und Niedersachsen fordern eine solche Gebühr, so der „Weser Kurier“.
Gebühr für die Notaufnahme?
Der Vorsitzende des Bremer Ärzteverbands, Michael Langholz, sagte dem „Weser Kurier“, dass „bereits heute zahlreiche Notaufnahmen eigentlich schon über ihre Belastungsgrenzen hinaus gefordert sind, auch in Bremen“. Dies führe zu einer noch höheren Arbeitsbelastung der Teams, die im Fall der Fälle unter Hochdruck Leben retten sollen, zu langen Wartezeiten und schlussendlich zu Mehrkosten im System.“
Ursache für die Inanspruchnahme der Notaufnahme sind die langen Wartezeiten bei Ärzten, vor allem bei Fachärzten – in ihrer Not wenden Patienten dann eben an die Notaufnahme.
Die Bremer sind offensichtlich nicht die einzigen, denn auch die Ärzte-Verbände in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg hätten sich für die Gebühr ausgesprochen.
Scheitern wie die Praxisgebühr?
Das Ganze könnte allerdings nach hinten losgehen, wie ein Kommentator des „Weser Kurier“ ganz richtig feststellt: „Eine Gebühr für Nicht-Notfälle birgt aber auch Nebenwirkungen: indem sie die Falschen abschrecken und so womöglich Leben gefährden kann. Man denke an ältere Menschen, oft mit wenig Rente, die bei möglichen Anzeichen für einen Infarkt abwarten. Und: Wann ist ein Notfall ein Notfall – nur, wer stationär aufgenommen wird? Was ist mit dem Heimwerker, der sich den halben Finger absäbelt, aber nach Hause gehen kann? Dazu kommt der bürokratische Aufwand für das ohnehin knappe Personal. Eine Art Eintritt, um die Zahl der Arztbesuche zu reduzieren, ist zudem mit der Praxisgebühr schon einmal gescheitert.“
Gut gemeint, ist eben nicht immer gut gemacht. Das sollten Ärztefunktionäre vielleicht langsam begreifen.
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