Minus-Zins kostet Rentner 400 Millionen

Finanzen

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Die Rentenkasse hat Reserven und zahlt Strafzinsen an die  Europäische Zentralbank (EZB). 2020 waren es 110 Millionen Euro. Insgesamt schröpft die EZB die Rentenkasse binnen sechs Jahren um 400 Millionen Euro.

Die Deutsche Rentenversicherung ist in einem Dilemma. Sie hat Rücklagen und muss diese Rücklagen weitgehend bei der EZB zwischenlagern – die aber bestraft die Rentenkasse dafür mit Negativzinsen. Schon seit Mitte 2014 liegt der Zinssatz für die sogenannte Einlagenfaszilität im Minus, mittlerweile bei -0,5 Prozent (in Worten minus null-Komma-fünf). Das ist der Zins, zu dem Banken Geld bei der EZB parken, formuliert es „Finanztip“. Da die Rentenkasse ihr Geld ja nicht anders anlegen als in der Art, dass es jederzeit verfügbar ist, zahlt sie natürlich Strafzinsen an die EZB unter ihrer neuen Chefin Christine Lagarde. Das wird sich so schnell auch nicht ändern.

Pro Rentner 5,24 Euro Minus

Das heißt im Umkehrschluss, die EZB zehrt die Rücklagen der Deutschen Rentenversicherung systematisch auf. Das Perfide dabei, je höher die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage, desto mehr zahlt die Rentenkasse an die EZB. Bei rund 21 Millionen Rentner büßt rein rechnerisch wegen Lagardes Negativzinspolitik jeder Rentner 5,24 Euro ein. Das ist nicht viel, wird aber von Jahr zu Jahr steigen, da der Negativzins voll durchschlägt. Lagarde sabotiert mit ihrer Geldpolitik das deutsche Sozialsystem. Sie höhlt es langsam, aber systematisch aus, indem das Geld seinen Wert verliert. Der Euro verliert somit seine Wertaufbewahrungsfunktion.

Wer die Strafzinsen von sechs Jahren addiert, kommt auf eine Summe von rund 400 Millionen Euro, denn die Rentenkasse musste ja schon 2017 Strafzinsen für ihre Rücklagen zahlen – und das wird von Jahr zu Jahr mehr. 2020 waren es laut Rentenversicherungsbericht 2020 mit 110 Millionen sogar 32 Millionen mehr als veranschlagt. Da die EZB-Chefin in die Fußstapfen ihres Vorgängers Mario Draghi tritt, wird der Strafzins eher noch höher. Aus -0,5 könnte in zwei, drei Jahren -0,9 Prozent werden. Dann reden wir nicht mehr von 110 Millionen Euro Strafzins pro Jahr, sondern von weit mehr.

Sechs Jahre Negativzinsen

JahrVermögensverluste in Mio. Euro
201748
201849
201968
2020110
202197
202222
20231 (plus)

Quelle: Rentenversicherungsbericht 2020

Lagarde schröpft Rentner

Jeder, der größere Beträge bei Banken oder direkt bei der EZB bunkert, muss Strafzinsen zahlen. Da die Deutsche Rentenversicherung eine „Nachhaltigkeitsrücklage“ von 40 Milliarden Euro vorhält, gehört sie natürlich auch zu den Verlierern der Negativzinspolitik. Übrigens, wer’s nicht glauben will, kann das sogar ganz offiziell im Rentenversicherungsbericht 2020, nachlesen in der Übersicht B 1 auf Seite 30 in der Zeile „Vermögenserträge“. Die Minuszinsen und die Anleihekäufe untergraben laut „Welt“ den deutschen Sozialstaat. Denn das Geld der Beitragszahler in den Sozialversicherungen verliere schleichend an Wert, weil die Kassen die gehorteten Milliarden nicht mehr sinnvoll anlegen können oder sogar Strafzinsen zahlen müssen

Millionen Rentner abgezockt

Diese 110 Millionen Euro Minus im vergangenen Jahr sind leider kein einmaliger Ausrutscher, denn der Zins für die sogenannte „Einlagefazilität“ liegt seit Juni 2014 unter null. Im Dezember 2015 wurde der Strafzins auf minus 0,4 Prozent erhöht, im September 2019 auf minus 0,5 Prozent. Im März 2016 verschlechterte sich die Lage für Sparer weiter.

Rentenkasse muss bluten

Die Deutsche Rentenversicherung kann zwar etwas jonglieren, aber im Großen und Ganzen muss sie die Nachhaltigkeitsrücklage „liquiditätsnah“ (O-Ton Rentenversicherung) anlegen, das heißt in Form von Termingeldern. Das heißt wiederum, sie kann das Geld laut Sozialgesetzbuch nur so anlegen, dass „ein Verlust ausgeschlossen erscheint“ – ein Dilemma, denn so, wie sie es jetzt anlegt, macht sie automatisch Verlust. Das Geld hat dank Draghi seine Wertaufbewahrungsfunktion verloren. Für Tagesgeld gibt es im Schnitt noch 0,01 Prozent, wie die Finanzberatung FMH auf ihrer Seite ausweist. Das gilt aber eben nur für kleinere Beträge. Die Rentenkasse jongliert aber mit Milliarden und läuft damit automatisch in Lagardes Messer.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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