Per Wohnmobil durch Deutschland

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Per Wohnmobil in Deutschland – wer auf den Geschmack gekommen ist, wird zum Wiederholungstäter. Alpen, Ost- und Nordsee, Fachwerkhäuser, Burgen und Schlösser – Deutschland hat viel zu bieten. Worauf noch warten?

Deutschland macht in Deutschland Urlaub – Corona sei’s geklagt oder gedankt. Camping- und Wohnmobilstellplätze waren die Gewinner der Corona-Pandemie. Der  Bundesverband der Deutschen Campingwirtschaft e.V. (BVCD) meldete für den Monat Juli 2020 einen neuen Rekord von 8,57 Millionen Übernachtungen auf deutschen Camping- und Wohnmobilstellplätzen vermelden – im Gegensatz zur deutschen Hotellerie, die einen Rückgang verbuchte.

Per Wohnmobil durch Deutschland

Die Deutschen entdeckten Deutschland in diesem Jahr statt Andalusien oder Zakynthos. Viele dürften erstaunt gewesen sein über die Vielfalt und Romantik deutscher Destinationen. Mir ging es nicht anders – statt Portugal tourten wir durch Deutschland. Wir ließen uns inspirieren vom „Großen Wohnmobilbuch Deutschland“ mit Routen inklusive Stellplatztipps von Petra Lupp, Norbert Böttchers Reiseerlebnissen mit dem Wohnmobil und Baedekers „Deutschland“, der es auf den Punkt bringt: Deutschland ist „ein Ziel, das nicht mit Palmenstränden punktet und ewig blauem Himmel, dafür aber mit Historie, mit spannenden Städten, klaren Seen, schroffen Bergen, urwüchsigen Festen und eigenwilligen Menschen, mit weltberühmten Kunst- und Kulturevents, Bauwerken, Burgen, Schlössern und Denkmälern“. Dem ist nur hinzufügen, dass es im Corona-Jahr 2020 nichts war mit „urwüchsigen Festen“ und „weltberühmten Kunst- und Kulturevents“. Sebastian Schläger hat einen Ratgeber („Camping für alle: Barrierefrei, mit Hund und Katz, als Solo-Frau oder Pärchen“) geschrieben, was unterschiedliche Zielgruppen wie Singles, Senioren oder Haustierliebhaber beim Campen beachten sollten. Überaus nützlich.

Top-Ten Highlights in Deutschland

1. München und Oberbayern

Wer in oder bei München wohnt, für den liegen die Alpen natürlich fast vor der Haustür, deswegen will er natürlich etwas Anderes sehen, denn in die Alpen fährt ein Münchner zwischendurch. Für alle ist klar, die Alpen sind ein absolutes Muss einer Deutschlandtour. Wer echte Münchner Atmosphäre schnuppern will, bummelt über den Viktualienmarkt, isst ein Eis an der Münchner Freiheit und schmunzelt bei einem Besuch des Valentin-Musäums, wo er sich zum krönenden Abschluss im Turmstüberl eine Weißwurst servieren lässt. Ein Maß im Hofbräuhaus zu stemmen, ist ein besonderes Erlebnis. Oder wie wäre es, den Boule-Spielern im Hofgarten zuzuschauen. Das sonst so hektisch München hat auch seine ruhigen Ecken. Von München aus geht’s dann Richtung Tegernsee oder zum Starnberger See. Dank seiner Nähe zu den Alpen ist München im Süden umrundet von Seen. Ein Abstecher auf die Zugspitze, den höchsten Berg Münchens lässt sich bequem einbauen – von Garmisch aus geht’s per Seilbahn oder per Zahnradbahn zu Zugspitze.

Aber wie gesagt, für Oberbayern ist das nichts besonders, aber für alle anderen Deutschland-Touristen.

2. Quedlinburg

Uns zog es dieses Mal gleich gen Norden, genauer gesagt, nach Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Quedlinburg ist nicht von ungefähr Unesco-Welterbestadt. Kaum zu glauben, Quedlinburg war einmal die „Hauptstadt“ des deutschen Reichs – ist aber nach den Ottonen in einen Dornröschenschlaf gefallen. Seit der Wende hat sich die Stadt aber herausgeputzt und ist ein absolutes Muss für Deutschlandtouristen, die sich auch mal abseits der ausgetretenen Pfade auf Entdeckungsfahrt aufmachen. Unbedingt sehenswert ist die Stiftskirche St. Servatii – das Herzstück der Quedlinburg. Sie ist Romanik pur und geht auf eine Stiftsgründung Anfang des 10. Jahrhunderts zurück. Hier stimmt einfach alles – die aufgeräumte Klarheit, die steinerne Ornamentik und die hölzerne Kassettendecke. Dazu der historische Domschatz. Erstaunlich, welche Kunst die Goldschmiede und Tischler zu jener Zeit schufen. Der Domschatz prunkt mit Elfenbeinschnitzereien sowie Holz- und Textilarbeiten, teilweise tausend Jahre alt. Der Domschatz hat eine bewegte Geschichte hinter sich – einige Stücke kehrten erst nach einer langen Odyssee nach Quedlinburg zurück. Die Stadt hatte das große Glück, von den Bombardements im Zweiten Weltkrieg verschont geblieben zu sein. So schlendert der Besuch durch Straßenzüge mit bemerkenswert erhaltenen Fachwerkhäusern. In Quedlinburg steht auch das älteste vollständig erhaltene Fachwerkhaus Deutschlands aus dem frühen 14. Jahrhundert. Überall in der Stadt trifft der Besucher heimelige Plätze mit einladenden Cafés und Bistros. Wer sich hier nicht zurückversetzt fühlt in eine andere Zeit, dem ist nicht zu helfen.

3. Potsdam

Auf der „Deutschen Alleenstraße“ geht es weiter von Quedlinburg nach Potsdam – Potsdam und nicht Berlin. Potsdam kann sich ebenfalls die Auszeichnung Unesco-Weltkulturerbe ans Revers heften. Absolutes Highlight ist das Schloss Sanssouci. Potsdam ist preußisch geprägt von Friedrich II. Dabei ist Sanssouci nicht das einzige Schloss in Potsdam. Der Park Sanssouci verbindet das Neue Palais mit Sanssouci. Darüber hinaus gibt es noch die Schlösser Charlottenburg, Schönhausen, Glienicke, Pfaueninsel, Cecilienhof und das Marmorpalais. Wer sie alle besichtigen will, niemand sich am besten eine ganze Woche frei. Als Wohnmobilisten haben wir unser rollendes Zuhause natürlich brav auf einem Womo-Stellplatz abgestellt und sind durch den Park geradelt – die wohl beste Idee, den Ensemble erschließt sich dem Potsdam-Besucher am besten mit dem Rad. Da geht es vorbei an den Römischen Bädern und dem Chinesischen Haus. Schade, dass wir Sanssouci nur von außen bewundern konnten – wir hätte uns im Voraus anmelden müssen, denn die Besucherkontingente sind beschränkt. Aber die Radtour durch den Park entschädigt für das Vermisste. Im Park liegt ein kleines Juwel: der Botanische Garten der Universität Potsdam. Architektonischer Mittelpunkt ist der nach Vorgaben Friedrich Wilhelms IV. erbaute Stibadium (eine halbkreisförmige Variante der Aufstellung von schrägen Liegebänken, von Säulengängen überschattet) mit dem daneben liegenden Wasserkaskaden einem Wasserbecken. Der Botanische Garten ist sozusagen das „Grüne Klassenzimmer der Uni Potsdam – und einen Besuch wert.

Potsdam ist nicht nur die Landeshauptstadt von Brandenburg, in Potsdam wurde auch das Potsdamer Abkommen geschlossen, in dem das Schicksal Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg von Truman, Churchill und Stalin besiegelt wurde. Also ein historischer Ort.

Leider ist vom barocken und klassizistischen Potsdam nicht mehr viel übrig geblieben, das zerstörten britische Bomber 1945.

4. Mecklenburgische Seenplatte

Die mehr als tausend Seen der Mecklenburgischen Seenplatte sind teils durch Kanäle oder Flüsse miteinander verbunden – ein Paradies für Wassersportler. Dank seiner Nähe zur Großstadt Berlin ist dieses Erholungsgebiet überaus beliebt. Wer beispielsweise in Waren am Müritzsee campen will, sollte unbedingt rechtzeitig reservieren, weil er sonst keine Chance auf einen Platz hat. Leider hatten wir nicht daran gedacht, entsprechend holten wir uns eine Absage nach der anderen, so dass wir schließlich in Malchow am Plauer See gelandet sind – auch nicht schlecht. Viele haben sich auf den Campingplätzen dauerhaft eingerichtet und fahren so oft wie möglich Richtung Seenplatte. Die häufig ganzjährig geöffneten Campingplätze haben sich entsprechend darauf eingestellt und bieten alles von Waschmaschine, Trockner bis Partyausschank. In der Hauptsaison räuchern viele auch mehrmals in der Woche Fisch.

Die Müritz ist der größte See dieser Region und Deutschlands größter See überhaupt – noch vor dem Bodensee, der nur zu einem Teil zu Deutschland gehört. Allerdings ist er mit im Schnitt vier bis sechs Meter Wassertiefe eher flach. Wer in den Mecklenburgischen Seen schwimmen will, muss teilweise weit hinauswaten.

Highlight ist eine Fahrt mit der Weißen Flotte. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, macht die sechsstündige Fünf-Seen-Tour, die von der Drehbrücke in Malchow nach Untergöhren und über Waren zurück nach Malchow führt. Von der Inselstadt Malchow steuert das Schiff den Fleesensee, es geht durch einen Kanal weiter auf den Kölpinsee und in den Eldenburger Reeck, am Ende des Eldenburger Reeck kommt das Schiff auf die Binnenmüritz, der nördlichste Teil über der Müritz, an der auch die Waren liegt.

Der 1990 eingerichtete Nationalpark ist Unesco-Weltkulturerbe. Mit etwas Glück kann der Besucher Kranichen, See- und Fischadler sichten. Die Region ist nicht nur etwas für Kanufahrer, sondern auch für Radler. Besondere Attraktion von Waren ist das Müritzeum, Deutschlands größtes Aquarium für heimische Süßwasserfische.

5. Stralsund | Zingst

Von einem Aquarium zum nächsten, denn Hauptattraktion in Stralsund ist das Ozeaneum. In Corona-Zeiten empfiehlt es sich, vorzubestellen, weil es sonst sein kann, abgewiesen zu werden. Das Meeresmuseum in Stralsund macht’s möglich, abzutauchen in die Unterwasserwelt von Ost- und Nordsee sowie Nordatlantik. Beeindruckend ist das Nordsee-Aquarium mit einem Schiffswrack. Es ist schwer, sich dem Zauber dieses Ambientes zu entziehen. In 2,6 Millionen Liter schwimmen Makrelenschwärme vorbei, Rochen und Haie. Das weckt in jedem Besucher das Gefühl, ein Teil dieser Welt zu sein, die sich weitgehend unserer direkten Wahrnehmung entzieht. In einer riesigen Halle schweben Modelle von Walen und Riesenkalmaren von der Decke – in Originalgröße. Auf einer Liege ausgestreckt bekommt der Besucher ein vages Gefühl dafür, wie es unter Wasser zugeht. Großartig! Wer schon das Meeresmuseum besucht, sollte unbedingt durch den Hafen schlendern. Attraktion ist der Großsegler Gorch Fock I.

Aber Stralsund lohnt nicht nur wegen des Meeresmuseums einen Besuch – die Altstadt hat einiges zu bieten, die 2002 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Zu den Sehenswürdigkeiten – und Wahrzeichen – Stralsunds zählt das Rathaus mit seiner prächtigen Fassade, das vermittelt, was norddeutsche Backsteingotik heißt.

Von Stralsund ging’s dann direkt weiter zum Ostseebad Zingst. Nach so viel Erleben wird es Zeit für etwas Ausspannen. Zingst bietet das, was sich jeder unter Ostsee-Urlaub vorstellt: Strandkorb, Sand, Meer, Fisch, Reetdächer, Kunst. Hier tickt die Uhr langsamer. Die Besucher haben Zeit, lassen ihr Auto stehen, nutzen Rad oder Kutsche, genießen Wind und Meer, schauen den Kranichen nach und beobachten freche Möwen, die um Futter betteln. Mitte September hat die Ostsee immer noch gut 18 Grad – für Hartgesottene Schwimmer kein Problem. Aber selbst wer sich nicht ganz ins Wasser wagt, kommt auf seine Kosten. Die Seeluft tut einfach gut und das Rauschen der Wellen beruhigt. Wer will, kann mit der Tauchgondel in Zingst an der Seebrücke trockenen Fußes abtauchen. Durch große Fenster beobachten die Passagiere die Unterwasserwelt unter der Seebrücke, parallel dazu erläutert eine 3D-Filmpräsentation Einblicke in das Leben unter Wasser. Für Wohnmobilisten bietet sich das Wellness-Camp Düne 6 an, das nur ein paar Meter hinter der Düne liegt – mit Hallenbad, Wellness-Bereich und Steakhaus auch für Herbst- und Winterurlaube geeignet.
Mit dem Rad touren Besucher bequem auf dem Deichweg von Zingst nach Prerow – und weiter. Dazwischen liegt Ahrenshoop, eine ehemalige Künstlerkolonie. In Ahrenshoop spielt die Kunst aber auch heute noch eine wichtige Rolle. Ein Besuch der „Kunstkate“ lohnt sich auf jeden Fall.

Impressionen von unserer Deutschlandtour

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wohnmobil

6. Warnemünde | Lüneburger Heide | Celle

Zweieinhalb Wochen sind einfach zu kurz, um Deutschland zu sehen – aber was hilft’s länger war wegen der großen Nachfrage kurzfristig kein Wohnmobil zu bekommen. Also tourten wir weiter von Zingst über Warnemünde. Eigentlich wollten wir in Wismar übernachten, was uns leider verwehrt blieb, weil der Wohnmobilpark überfüllt war.
Ein paar Worte zu Warnemünde: Was Baedeker schreibt, ist allerdings wahr, Warnemünde ist „heute eines der meistbesuchten Seebäder an der Ostsee“. Der „Alte Strom“ (plattdeutsch Vörreeg) ist die Flaniermeile Warnemündes. Hier reihen sich auf der einen Seite die Kapitänshäuser aneinander und davor liegt ein Fischkutter neben dem anderen und verkauft Fischbrötchen und Pommes. Das ist ein ständiges Kommen-und-Gehen. Die Möwen lauern auf ihren Teil – und es fällt beileibe reichlich ab. Während die Mole entlang schlendert, stößt automatisch auf die Plakatwände, auf den für die Hanse Sail Rostock geworben wird, die dieses Jahr wegen Corona ausfallen musst. Immer im August schippern hunderte von Groß- und Traditionssegler nach Rostock um vor den Besuchern zu paradieren. Das lockt jedes Jahr ein Millionenpublikum in die Hansestadt.

Warnemünde war nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Wismar, wo wir leider keinen Platz fanden für unser Wohnmobil. Also ging’s weiter Richtung Süden. Schließlich stießen wir auf Ratzeburg und ergatterten das letzte Plätzchen auf dem Wohnmobilstellplatz. Ratzeburg ist Kreisstadt des Kreises Herzogtum Lauenburg – und auf einer Insel im Ratzeburger See gelegen. Stolz Ratzeburgs ist der Dom. Heinrich der Löwe gründete 1154 das Bistum Ratzeburg und ließ den Dom bauen. In Andenken an ihn steht ein bronzener Löwe auf der Areal vor dem Dom.

Am Morgen ging’s weiter durch die Lüneburger Heide nach Celle. Wer von Norden Richtung Celle fährt, durchquert zwangsläufig die Lüneburger Heide – und sollte einen Abstecher nach Undeloh einplanen, denn dort ist das Heide-Erlebnis-Zentrum.  „Das Heide-Erlebniszentrum in Undeloh macht die Heidelandschaft begreifbar“, da ist was Wahres dran. Wir waren leider zur falschen Zeit da, denn die Heide war schon verblüht. Die Blüte ab Mitte August taucht die Landschaft in ein dezentes Pink-Violet, was ihr einen besonderen Charme verleiht. Als wir da waren, war die Heide leider nur noch braun. Das Erlebniszentrum vermittelt, wie durch den Eingriff des Menschen aus Wald Heide entstand, erzählt vom Leben der Menschen in der Heide und ihrer Plackerei. Übrigens ist das Wort dem Portal „Lüneburger Heide“ zufolge dort entstanden: „Im Mittelalter entdecken die Heidebauern dank der Schafzucht mit der Heidschnucke eine neue Wirtschaftsweise. Das anspruchslose Tier ist Wolllieferant und Dünger-Produzent für den Ackerbau. Doch der Dünger reicht nicht aus und muss gestreckt werden. Mit sogenannten Plaggen-Hieben entreißt der Bauer dem Boden das Heidekraut samt Humusschicht. Die schwere Tätigkeit, das Plaggen, hat schließlich das Wort „Plackerei“ hervorgebracht, das bis heute ein beliebtes Synonym für körperlich harte Arbeit ist.“

Und warum Celle? Ganz einfach, weil da Freunde wohnen. Celle ist vor allem für sein Fachwerkhaus-Ensemble bekannt. Kaum eine andere Stadt kann etwas Ähnliches vorweisen. Glücklicherweise ist Celle weitgehend vom Zweiten Weltkrieg verschont geblieben. Magnet ist das barocke Herzogschloss mit einem wunderschönen Park. Was auch wenig bekannt ist, in Celle stehen die meisten Bauhaus-Häuser. Der Architekt Otto Haesler hat in Celle eine ganze Siedlung mit allem Drum-und-Dran entworfen. Seine Siedlungen und Bauten sind im Originalzustand erhalten und erfüllen seit den 20er-Jahren ihre ursprüngliche Funktion.

7. Xanten

Quer durch Westdeutschland von Celle nach Xanten – ohne Stau ging das natürlich nicht. Vor allem im dicht besiedelten Ruhrgebiet muss ein Wohnmobilist mit zähflüssigem Verkehr und gelegentlichen Staus rechnen. So erreichten wir Xanten erst am späten Nachmittag, gerade noch rechtzeitig vor Schließung des Römer-Museums. Ja, richtig gehört. Xanten ist nicht nur bekannt für Siegfried und die Nibelungen, sondern auch für seinen Dom und das Römermuseum. Die Stadt hat das ehemalige Areal von Colonia Ulpia Traiana aufgekauft und Deutschlands größtes archäoligisches Freilichtmuseum draus gemacht. Der Park schließt – mit einer Ausnahme – fast das gesamte Gelände der antiken Stadt ein. Ein Teil wird von einer Mauer und Wachttürmen eingefasst. Clou des Archäologischen Parks Xanten (APX) ist das Amphitheater. Zwar ist nur ein Drittel mit Tribünen überbaut, aber der Besucher kann sich gut vorstellen, wie es einmal ausgesehen haben könnte. Weitere Highlights sind die römische Herberge, die Handwerkerhäuser, die Schiffswerft und natürlich das Römermuseum. Die Museumspädagogen schaffen es, den Besucher in die Römerzeit zurückzuversetzen. Alle zwei Jahre lädt der APX zum Römerfest XXL ein. Das für den 20. und 21. Juni 2020 geplante Römerfest wurde wegen Corona abgesagt, die nächste Ausgaben von „Schwerter, Brot und Spiele“ soll aber 2022 stattfinden. Also, schon mal Termin vormerken. Wer sich inspirieren lassen will, kann sich auch ein Youtube über APX und Römermuseum anschauen.
Weiter vorwärts in der Geschichte geht’s im Dom zu Xanten. Angeblich reicht der Ursprung in die Römerzeit zurück – und zwar auf den römischen Legionär Viktor und seine Gefährten, die als christliche Märtyrer starben. Kapellen und erste Kirchenbauten wurden über dem vermeintlichen Grab Viktors errichtet. Der Dom repräsentiert die Gotik mit einem „atmosphärisch schöne Kreuzgang“, wie das Stadtportal Xanten schreibt. Leider wurde Xanten im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, so dass von der alten Bausubstanz der Stadt nicht mehr viel übrig geblieben ist.

8. Köln | Koblenz

Jetzt geht es rheinaufwärts Richtung Köln und Koblenz. Köln macht es Wohnmobilisten nicht ganz einfach. An der Schanz, am Niederländer Ufer findet sich dann doch ein Wohnmobilstellplatz, direkt am Rhein. Mit dem Fahrrad sind es dann nur ein paar Minuten in die Innenstadt und zur Domplatte – immer am Rhein entlang. Der Dom ist ein Muss eines jeden Köln-Besuchers. Als dritthöchste Kirche der Welt mit seinen 157 Metern winkt der Kölner Dom schon von weitem. Er ist Kölns Wahrzeichen und entsprechend Touristenmagnet. Wer Köln erkunden will, sollte sich wenigstens zwei Tage Zeit nehmen. Die Stadt Köln hat einiges zu bieten, unter anderem das Römisch-Germanische Museum und das Museum Ludwig. Letzteres zeigt einen breiten Querschnitt der Kunst des 20. Jahrhunderts. Wer das Panorama Kölns in vollen Zügen genießen will, setzt sich in die Rheinseilbahn und schwebt über die Zoobrücke – der Ausblick muss phantastisch sein.

Nächstes Ziel ist Koblenz, am Zusammenfluss von Mosel und Rhein. Koblenz ist wie Köln und Xanten eine von den Römern gegründete Stadt. Sie trug damals den Namen Castrum ad Confluentes. Wir hatten uns schon, nach den schlechten Erfahrungen in Wismar, im Voraus einen Campingplatz ausgesucht und rechtzeitig reserviert. Vom Rhein-Mosel-Campingplatz aus ist Koblenz bequem zu erkunden, da eine Personenfähren den Teil der Stadt mit dem Deutschen Eck verbindet, dem Zusammenfluss der beiden Flüsse. Jeder wird gleich vom immerhin 37 Meter hohen Kaiser-Wilhelm-Denkmal eingenommen, das über der Landspitze thront. Sieht schon martialisch aus und drückt dem Deutschen Eck seinen Stempel auf. Das gleiche gilt für die Festung Ehrenbreitstein, die Koblenz von der rechtsrheinischen Seite überragt. Von linksrheinischen Ufer fährt eine Seilbahn zur Festung hoch – die Fahrt lohnt sich auf jeden Fall. Vom Festungsplateau aus hat der Besucher einen herrlichen Blick auf Rhein, Mosel und Koblenz.
Was wäre ein Besuch Koblenz ohne Burgenfahrt auf einem der Schiffe. Sie fahren am Schloss Stolzenfels vorbei, an der Burg Lahneck und der Marksburg. Die große Burgenrundfahrt dauert knapp zwei Stunden.

9. Mittelrhein | Speyer

Loreley, Mäuseturm, Bingener Loch – jedem fällt sicher einer der Namen ein, wenn er an den Rhein denkt. Wohnmobilisten gegenüber zeigt sich das obere Mittelrheintal eher abweisend, denn es gibt kaum Stellplätze für größere Fahrzeuge. Einfach mal so stehen bleiben und eine Burg besichtigen, geht kaum. Wir wären gern mal beim Mäuseturm ausgestiegen, hätten Burg Klopp besichtigt oder Burg Rheinfels, aber der Mangel an entsprechenden Parkplätzen verleidet Wohnmobilisten einen Besuch. Bacharach, die „heimliche Hauptstadt der Rheinromantik“ hat zum Glück ein Einsehen mit dem fahrenden Volk und hält auch einen größeren Parkplatz für Wohnmobilisten bereit. Es lohnt, sich etwas Zeit für einen Bummel durch die historischen Gassen zu nehmen, in einem lauschigen Winkel einen Riesling zu trinken und die Fachwerkschönheiten zu bewundern. Über Bacharach thront die stolze Burg Stahleck. Wer Lust hat, wandert durch die Weinberge – ja, es sind wirklich Weinberge in Bacharach mit dem Postenturm in der Mitte. Von dort aus hat der Besucher einen einmaligen Panoramablick auf Stadt und Rhein, was wunder, dass Bacharach bei Malern des Biedermeier so beliebt war.
Die Zeit drängt, es bleiben nur noch wenige Tage, bis wir unser Wohnmobil abgeben müssen. Wir beschließen einen Zwischenstopp in Speyer. Wie auch in Xanten und Köln steht auch in Speyer der Dom im Mittelpunkt des Interesses. Die romanische Kathedrale steht schon seit 1981 auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes – zu Recht. Von außen ist der Bau wenig spektakulär, dafür imponiert das Innere des Kaiserdoms. Kaiserdom deswegen, weil acht deutsche Kaiser in der Krypta bestattet sind.
Am Dom startet die breite Maximilianstraße zum Altpörtel, einem beeindruckendem Torturm. Die Flaniermeile lädt zum Bummel und Verweilen ein – überall locken Cafés und Bistros, schneller als gedacht sitzt der Besucher an einem der Tische und lässt sich einen Flammkuchen mit Federweißem servieren oder einen Winzertopf.
Zweites Highlight ist das Technik-Museum, was uns nicht ganz so interessiert, weil wir Münchner ja das Deutsche Museum haben. Aber gleich beim Technik-Museum befindet sich der Wohnmobilstellplatz – eine ausgemusterte Transall schaut vom Museumsgelände herüber.

10. Schwarzwald

Zum Schluss führt uns unser Weg durch den Schwarzwald. „Mit seinen dunklen Wäldern, duftenden Bergwiesen, rauschenden Bächen ist der Schwarzwald Inbegriff einer heilen Welt“, schreibt Baedeker. Na, ganz so heil ist die Welt dann doch nicht mehr im Schwarzwald. In der Unterführung zum Schwarzwälder Freilichtmuseum  Vogtsbauernhof springt den Besucher gleich ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte mit einem stilisierten Totenkopf als Deko an, ein Werk des Offenburger Graffiti-Künstlers Stefan Strumbel. Traditionelles interpretiert er in Pop-Art-Manier. Die Museumspädagogen haben sich viel Mühe gegeben, den „Schwarzwald zu erleben, wie er damals war“, so ihr Credo.  Sie haben auf dem Areal im Gutachtal zwei Dutzend Häuser und andere Gebäude zusammengefasst – vom Hippensepphof, der Hammerschmiede bis zum Schlössle. Der Besuch bekommt einen Einblick, wie die Schwarzwälder gelebt haben. Handwerker lassen ihre Kunst wieder aufleben, Bauern berichten „über den Volksglauben“, Trachtenmädchen erzählen etwas über den typischen Schwarzwälder Bollenhut; auf der Koppel grasen Pferde und auf dem Wasserspielplatz vergnügen sich Kinder. „Wir bringen Ihnen die Vergangenheit ein Stück näher“, ist ernst gemeint – und der Vorsatz gut gelungen.

Heimfahrt

Es war gar nicht so einfach, einen Womo-Stellplatz im Schwarzwald in der Nähe des Vogtsbauernhofs zu finden – der eine war nur auf Vorbestellung zugänglich, der andere hatte die Saison schon beendet, erst beim dritten sind wir untergekommen. Wer durch den Schwarzwald kurvt, kann sich abseits der Hauptstraße schon manchmal verlassen fühlen, aber auch das hat seinen Reiz.

Der Urlaub in der Heimat brachte neue Erkenntnisse und Entdeckungen. Deutschland als Reiseland hat seinen besonderen Charme.

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6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Aber was, wenn ich in Berlin wohne und ab heute nicht mal mehr nach Brandenburg darf – da führen alle Wege durch!!!

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  • Helmut Achatz
    10. Oktober 2020 06:34

    Deutschland kehrt zurück ins Mittelalter mit seinem Flickenteppich an Grafschaften, Herzogtümern und Königreichen. Jedes Land, teilweise jede Stadt macht, was sie will in Corona-Zeiten. Hier eine aktuelle Information des ZDF: Durch die verschiedenen Regeln ist auch die Rechtslage unübersichtlich. Zimmermann erklärt jedoch, dass sich Menschen, die aus zwingend notwendigen beruflichen Gründen unterwegs sind, keine Sorgen machen müssen. Sie dürften – auch wenn sie in innerdeutschen Risikogebieten leben – weiterhin pendeln oder reisen.

    Antworten
  • Ristriktionen Campen Covid 19 beachten

    Es gilt auch in der Pandemiezeit hier plötzlich sich ändernde Situationen zu beachten:

    Liebe Camper,

    einige Wochen konnten wir ohne ständige Rundmails mit Informationen zu coronabedingten Einschränkungen auskommen.

    Leider steigen die Infektionszahlen wieder stärker an und es ist damit zu rechnen, dass immer wieder einige Landkreise zu Risikogebieten erklärt werden, da dort die Zahl der Neuinfektionen über den Wert von 50 je 100.000 Einwohner steigt.

    In Baden-Württemberg gilt bereits seit geraumer Zeit das nun bundesweit angekündigte Beherbergungsverbot für Menschen aus Risikogebieten. (Maßgeblich sind jeweils die Zahlen des RKI)

    Die Rücksprache mit dem Gesundheitsamt des Landkreises, das wiederum beim Regierungspräsidium nachgefragt hat, ergab ein niederschmetterndes Ergebnis: Das Beherbergungsverbot wird derart ausgelegt, dass ein generelles Betretungsverbot für Beherbergungsbetriebe herrscht. D.h. wenn Sie aus einem Landkreis kommen, der die Grenze von 50 Neuinfizierten je 100.000 EW übersteigt, dürfen Sie laut Regierungspräsidium nicht auf den Platz.
    Im Regierungspräsidium scheinen einige immer noch keine Vorstellung davon zu haben, was Camping ist….

    Das Betretungsverbot gilt tatsächlich für das ganze Gelände, es sei denn, Sie können glaubhaft machen, sich in den letzten 7 Tagen nicht dort aufgehalten zu haben oder Sie weisen mittels eines ärztlichen Attests nach, dass bei Ihnen keine Anhaltspunkte für eine Infektion vorliegen (d.h. ein negatives Testergebnis).

    Für uns ist diese Nachricht ebenso erschütternd und sind in Gesprächen mit den zuständigen Behörden, ob zumindest ein Betreten zur Sicherung des Eigentums (wie auch in der Zeit der Schließung) erlaubt ist.

    Bitte informieren Sie uns umgehend, falls Sie vom Beherbergungsverbot, was eben als Betretungsverbot für das gesamte Gelände ausgelegt wird, betroffen sind und dennoch zwingend notwendige Dinge vor Ort zu erledigen haben. Ein Zutritt ohne Rücksprache ist definitiv nicht möglich.

    Egal wie man die Regelung findet, wir müssen uns daran halten, um nicht gegen geltende Verordnungen zu verstoßen und womöglich empfindliche Strafen oder die Betriebsschließung zu riskieren. Verhalten Sie sich daher bitte genauso partnerschaftlich wie in den vergangenen Monaten. Seien Sie sich gewiss, dass wir wie auch in der Vergangenheit uns entsprechend dafür einsetzen, dass diese Regelung so nicht bestehen bleibt.

    Grüße

    Egon
    Baden-Württemberg

    Antworten
  • […] endlich Zeit, ihre Koffer zu packen und die Welt zu erkunden. Ob Wellnessurlaub an der Nordsee oder Erkundungstour mit dem Wohnmobil – die Möglichkeiten sind groß. Während es die einen in die Ferne zieht, bleibt die anderen […]

    Antworten
  • […] zählen auch diejenigen, die einen Kreuzfahrurlaub angetreten sind. Eigenartigerweise scheint das Wohnmobil bei Babyboomern aus der Mode gekommen zu sein: Von den Babyboomern waren nur etwa sechs Prozent in […]

    Antworten

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