Warum es lohnt, mit 20 über Geld nachzudenken

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Geld anlegen und Spaß haben – oder Geld anlegen als Challenge ansehen? Und das im Alter von 20 Jahren? Passt das zusammen? Ja! Mario Lochner, Finanzblogger, FOCUS-MONEY-Redakteur und das Gesicht des Videokanals Mission Money, fragt sich in seinem Buch „Was ich mit 20 Jahren gerne über Geld | Motivation | Erfolg gewusst hätte“

Was treibt uns an? Das „Warum“. Kinder löchern Mama und Papa, warum sie jetzt schon ins Bett gehen sollen oder warum sie kein Geschwisterchen haben. Wir gieren nach dem Grund. Das hat Mario, ich darf ihn als Ex-Kollegen so nennen, richtig erkannt. „Das Warum bildet den Kern aller Handlungen.“ Wer eine Mission hat – oder ist es eine Vision? – ist im Leben meist erfolgreicher als andere. Sie ist die treibende Kraft. Letztlich ist es die Suche nach dem Warum.

Aber was hat das mit Geld zu tun? Mario hat begriffen, dass diese treibende Kraft ausschlaggebend ist für Erfolg, der sich irgendwann in Geld ummünzt. Mario, Jahrgang 1989, hat in sich hinein gehorcht und in ihm reifte der Gedanke, nachzufragen, was ihn motiviert, warum er der geworden ist, der er ist. Warum er sich mit Geld beschäftigt. Was er hätte besser machen können.

Mit 20 über Geld nachdenken?

Das ist kein reiner Selbstzweck, sondern der Versuch, andere zu motivieren, es besser zu machen als er. Denn Mario hat sein Lehrgeld schon bezahlt. Warum sollen andere nicht davon profitieren. Das ist der Auslöser für dieses Buch, das sich an 20jährige richtet, geschrieben von einem 30jährigen. Genau das ist das Erstaunliche an dem Buch. Natürlich kommt an der Börse keiner ohne Lehrgeld davon, aber vielleicht lässt sich die Höhe ja dank Marios Tipps klein halten. „Fail better“ heißt seine Losung.

Mario Lochner So langsam hat Mario wohl erkannt, dass wir uns oft selbst im Weg stehen. Wer jung ist, sucht den Kick. Dumm nur, dass bei Aktien manchmal stillhalten besser ist als agieren. Wer sich eine Strategie zurechtlegt, muss sich selbst disziplinieren. Geduld sei eine der Grundtugenden von Börsianern, hat schon der mittlerweile verstorbene Altmeister André Kostolany gesagt. Ob uns Älteren das leichter fällt als den Jungen. Manchmal habe ich da meine Zweifel.

„Du brauchst eine Mission“

Marios Buch besteht aus drei großen Teilen: Motivation, Erfolg, Geld. Im ersten Teil erklärt er uns, dass wir eine Mission brauchen, etwas, das uns antreibt. Marios Mission lässt sich auf den Nenner bringen: Mach mehr aus deinem Money. Wer eine ähnlich Mission hat, dürfte angetan sein von Marios Gedanken. Er motiviert zur Motivation: einfach machen, heißt das Rezept. Das gilt für Geld und andere Lebensbereiche.

Mario wäre nicht Mario, wenn er sein Buch nicht mit Geschichten aufpeppen würde, wie die vom Flug München – Frankfurt – Toronto. Mario uns sein Kollege Sinan schaffen den Anschlussflug nur auf den letzten Drücker. Vielleicht war’s ein Spiel – und er hat das Spiel gewonnen. Gut fürs Ego. Sein Tipp für lethargische Zeitgenossen: „Überrasch die selbst!“. Schluss mit der Aufschieberitis, oder auf Latein „Prokrastination“. Probier’s mal mit: Wenn nicht jetzt, wann dann. Denkt dir eine positive Geschichte aus, denn dein Leben „wird von Geschichten zusammengehalten“. Wir brauchen ein sinnstiftende Erklärung, ein Narrativ, wie das so schön heißt. Mach dich zum Helden deines eigenen Lebens, „sei der Regisseur deiner Heldenreise“. Sein Buch besticht durch Ehrlichkeit. Dazu gehört auch die Geschichte über die Männer-Ausflüge mit seinem Vater, was mich sehr berührte, habe ich doch selbst zwei Söhne und zwei Töchter. Ja, stimmt. Es sind kostbare Momente zusammen, die alles andere als selbstverständlich sind. Sein Fazit „reich machen dich Erlebnisse“ kann ich nur unterschreiben.

„Sei nicht Wikipedia, sei ein Freak“

Positiver oder negativer Held? Kommt auch auf dich an. Wie werden wir erfolgreich? Dieser Frage geht Mario im zweiten Teil seines Buches nach. Sein Kernsatz ist: „Don’t tell it show it!“ Der Mensch ist das, wozu er sich macht, so die Erklärung. „Wir sind also die Summe unserer Handlungen“. So weit, so gut. Aber manchmal ist es besser, zuerst zu denken und dann zu handeln. Das gilt gerade für die Börse. Es lohnt sich, Skepsis walten zu lassen – weder den anderen noch sich selbst zu trauen. Jüngstes Beispiel ist der Corona-Crash. Nach Ausbreiten des Corona-Virus sind die Börsen weltweit abgestürzt. Viele haben panisch verkauft, um schon nach wenigen Wochen festzustellen, dass sich die Kurse wieder erholt haben.

Ich und ein Genie? Nicht überschätzen!

Mario beschäftigt sich im zweiten Teil mit den vielen Denkfehlern, denen wir im Leben aufsitzen. Wir halten uns für die größten, die schlausten, die ausgebufftesten. Manche halten sich geradezu für genial. Wir neigen ferner dazu, im Nachhinein vieles als schlüssig zu erklären, was jedoch oft nur auf Zufall beruht und versuchen ihn mit Bedeutung aufzuladen. Auch so ein Denkfehler. Mario geht im zweiten Teil auf einige dieser Denkfehler ein. So kluge Männer wie der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann haben sie bereits Revue passieren lassen. Kahnemanns Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ ist ein Muss für jeden, der mehr über sich erfahren will. Unser Gehirn stellt uns oft genug ein Bein. Das hat Mario erkannt und packt seine Erkenntnis in spannende Geschichten. Also einfach mitreißen lassen.

Guter Whisky muss reifen

Und jetzt kommt Mario wieder auf den 20jährigen zurück und auf das Thema „Zeit“. Motivation ist das eine, Zeit das andere. Wer an der Börse Erfolg haben will, sollte Zeit mitbringen. Denn, „beim Investieren gewinnt derjenige der den Faktor Zeit nutzt“ – und davon haben 20jährige noch ganz viel.

In Teil drei geht Mario auf das Thema Geld ein. Bei dieser Gelegenheit – einige Kapitalüberschriften: Geld funktioniert wie eine Ketchup-Flasche; die Börse torkelt wie ein Besoffener; Pass auf deine Chips auf; Zahlen können tödlich sein; Warum Gordon Gekko falsch lag oder warum Gier keine Rendite bringt; was ich gerne mit 20 Jahren mit meinem Geld gemacht hätte. Klar, Marios Erkenntnis zum Thema Geld sind wieder in kleine Geschichten verpackt, schließlich ging er durch die Schule von FOCUS-MONEY. Zu einer dieser Geschichten gehört beispielsweise das Gleichnis aus der Bibel über die fünf Talente, das in dem Satz mündet „Wer hat, dem wird gegeben.“ Oder anders ausgedrückt: Geld ist Freiheit.

Less risk, more fun

Ich habe darauf gewartet, dass er auf das Thema Risiko eingeht. Ja, das tut er. Ich bin erstaunt, dass er erkannt hat, dass nicht „No risk, no fun“ gilt, sondern „Less risk, more fun“, zumindest für die Geldanlage. Das Deutsche Aktieninstitut hat vorgerechnet: Wer mindestens 14 Jahren angelegt hat, nie auf einem Verlust sitzengeblieben ist. Mario hat das richtig erkannt. Gerade 20jährige haben somit nichts zu befürchten, wenn sie in Aktien investieren, schließlich haben sie noch reichlich Zeit.

Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht. Wer aufs falsche Pferd setzt, verliert seinen Einsatz. Aussitzen hilft nicht immer. Mario bringt bei dieser Gelegenheit das Orakel aus Omaha, sprich Börsenguru Warren Buffett ins Spiel. Buffett gehört zu den reichsten Männer dieser Welt. Seine Regel Nummer eins lautet: „Verliere niemals Geld“ und „vergiss niemals Regel Nummer eins“. Damit ist er reich geworden. Wer das verstehen will, muss sich nur folgendes verinnerlichen: Um einen Verlust von 50 Prozent auszugleichen, muss eine Aktie um 100 Prozent steigen. So weit darf es erst gar nicht kommen. Mario klärt über Diversifikation auf und über den Home Bias, sprich den übertriebenen Patriotismus.

Diversifikation ohne Gold? Kaum vorstellbar. Mario geht in seinem Buch auch auf das Edelmetall ein, weil es einfach in ein breit gestreutes Depot gehört. Natürlich hat auch Mario Gold in seinem Depot.

„Warum Gordon Gekko falsch lag“

Gier und Angst sind die bestimmenden Gefühle an der Börse. Mario veranschaulicht schön die emotionale Achterbahn von Anlegern. Wir schalten unseren Verstand aus, wenn die Kurse nach unten stürzen. Wir können uns nur schwer dagegen wehren, denn die Verlustangst sitzt tief. Der Psychologe Kahnemann hat experimentell herausgefunden, dass uns Verluste doppelt so sehr schmerzen wie uns Gewinne im Gegenzug erfreuen. Wie wollen wir dann jemals rational handeln und dann Aktien kaufen, wenn sie am billigsten sind?

Deswegen schlägt Mario vor, Anlegen zu automatisieren. Wie das funktioniert? „Jeden Monat fließt ein fixer Betrag auf mein Verrechnungskonto bei jener Bank, über die ich meine Aktien kaufe; und dieser Betrag wird dann automatisch wie bei einem Dauerauftrag in Aktien investiert“, verrät Mario sein Anlageprinzip. Respekt vor so viel Konsequenz! Nicht viele halten das durch.

Lob für Aktiensparpläne

Er sagt auch, warum er sich Aktiensparplänen verschrieben hat: Weil er sich ersten Zeit und Stress spart und den Konflikt zwischen Emotion und Ratio ausschaltet, weil er zweitens sonst immer zu spät ist, weil er drittens zeitlich streut und Verluste wegzaubert. Um die Streuung auf die Spitze zu treiben, empfiehlt Mario, auf Exchange Traded Funds (ETF) zu setzen. Ein Aktienkorb wie der MSCI World beispielsweise enthält mehr als 1600 Unternehmen. ETFs haben dazu noch den Vorteil niedriger Gebühren, da die Anlage weitgehend automatisiert ist.

Mario erkennt, dass gerade wir Testosteron gesteuerten Männer an der Börse besonders gefährdet sind. Deswegen geht er in seinem Kapitel „Warum Gordan Gekko falsch lag oder warum Gier keine Rendite bringt“ eingehend auf das Verhältnis von Risiko und Rendite ein. Damit sind wir wieder beim Prinzip „Less risk, more fun“, das der Wirtschaftswissenschaftler Pim van Vliet sogar beweisen kann. Er bestückte zwei Depots: eines mit 100 Aktien mit den höchsten Schwankungen (Volatilität), ein zweites mit 100 Aktien mit der niedrigsten Vola. Welches hat sich besser geschlagen? Das mit den vermeintlichen Langweiler-Aktien. Wer also zu optimierten Streuung noch das Quäntchen mehr an Rendite will, der investiert in Niedrig-Vola-ETFs. Ein Aktiensparplan in Niedrig-Vola-ETFs ist das Nonplusultra für entspanntes Reichwerden.

Allein für diese Erkenntnis hätte sich der Kauf von Marios Buch schon gelohnt. Oder?

„Zahlen können tödlich sein“

Gegen Ende seines Buchs warnt Mario noch vor zu großer Zahlengläubigkeit und Experten. Wobei Journalisten auch gefährlich sind, weil sie gern Geschichten erzählen, die spannend klingen. Ich darf das sagen, weil ich selbst einer bin. Wir glauben nur allzu oft, wir hätten alles im Griff, könnten alles erklären und erliegen der Kontrollillusion. Wir unterschätzen den Faktor Zufall, worauf uns Mario mit der Nase hinstößt. Oder wir glauben Experten, die für alles eine Erklärung haben. Wer sich die zu Jahresanfang abgegebenen Prognosen für den Dax-Stand am Jahresende anschaut und mit dem tatsächlichen Endstand vergleicht, dürfte erstaunt sein über die miserable Treffsicherheit der Experten.

Sei dein eigener Sherlock

Schließlich zur Kernfrage des Buchs „Was ich gerne mit 20 Jahren mit meinem Geld gemacht hätte“. Was denn? Erstens, nicht zu viel zu erwarten; zweitens, sein Geld in die Hand zu nehmen; drittens seinen Plan umzusetzen; sein eigener Sherlock zu sein und sich und seine Entscheidungen zu hinterfragen; das Spiel zu genießen.

Mario versetzt euch einen Tritt in den Hintern in der Hoffnung, dass ihr selbst weiterlauft. Die Regeln habt ihr, Tipps für die Aktienauswahl auch – es liegt also an euch, das Beste draus zu machen. Genau das ist es, was diese Buch bewirken kann.

Übrigens, wem in Zeiten von Corona langweilig ist, sollte sich von Marios Buchempfehlungen inspirieren lassen. Da ist Daniel Kahnemanns „Schnelles Denken, langsames Denken“ darunter, aber auch Paul Austers „Leviathan“.

Ein paar konkrete Tipps gefällig

Ein bisschen formale Kritik muss ich dann doch loswerden. Zwischentitel hätten dem Text gut getan. Am Ende einiger Kapital fasst Mario seine „Learnings“ zusammen, aber eben nicht nach jedem Kapitel. Auch einige konkrete Hinweise auf ETFs beispielsweise wären nicht schlecht gewesen. Um sich abzusichern, hätte er ja einen Disclaimer à la „Dieses Buch stellt keine Anlageberatung dar. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen …“ Deswegen ein Tipp von mir: Wer in einen breit streuenden ETF mit niedriger Volatilität investieren will, schaut sich am besten den MSCI World Minimum Volatility (ISIN IE00BL25JN58) an oder den S&P 500 Low Volatility (ISIN IE00B802KR88). Sie haben sich tatsächlich besser entwickelt als der jeweils „normale“ Index, insofern hat van Vliet Recht mit seiner Theorie. Mehr Rendite bei weniger Risiko – „less risk, more fun“ eben.

Marios Buch ist das ideale Geschenk für Söhne und Enkel in diesem Alter, natürlich auch für Töchter. Wer als Vater – oder Mutter – um ein Geschenk verlegen ist – wie wäre es denn mit Marios Werk?

Was ich mit 20 Jahren gerne über Geld, Motivation, Erfolg gewusst hätte
Mario Lochner
304 Seiten
16,99 Euro
FBV Verlag
ISBN: 978-3-95972-277-3

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Helmut Achatz

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