Crash & Glamour – wie sich die 20er Jahre gleichen

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Die „Goldenen Zwanziger Jahre” – sie waren eine Melange von Manie und Depression. In Deutschland folgte dem Rausch der Absturz. Deutschland erlebte 1923 die radikalste Geldentwertung aller Zeiten. Schlingern wir heute wieder geradewegs darauf zu? Wiederholen sich die 20er Jahre?

Die 1920er Jahren zeigen gegenüber den 2020er Jahren mehr Gemeinsamkeiten als gedacht – schon direkt am Anfang sind beide Jahrzehnte auf eine schwere Bewährungsprobe gestellt. Gehen vergangene wirtschaftliche Konflikte, gesellschaftliche Hoffnungen und Tugenden nun in eine neue Runde? Ob Hyperinflation oder Corona – die Parallelen.

Geld in den 20er Jahren

1918 – der Erste Weltkrieg ist zu Ende, Deutschland geprägt durch Armut und einem in Ruinen versinkenden Chaos. Die im Nachgang zum Krieg entstandene Hyperinflation erschütterte das Vertrauen der Bevölkerung in die Währung. Eine Weltwirtschaftskrise bahnte sich an. Sparen war das Gebot der Stunde. In Folge wurde die Bevölkerung auf die Bedeutung des Geldanlegens aufmerksam gemacht und durch die Regierung zum Sparen motiviert. Sparen sollte als volkswirtschaftliche Aufgabe gesehen werden, um eine schnelle Regeneration der deutschen Nation zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang beschloss der Erste Internationale Sparkassenkongress 1924 in Mailand, den deutschen Weltspartag ins Leben zu rufen.

2019 – 95 Jahre später hat sich Art und Weise wie und wofür wir sparen geändert, das Ziel ist das gleiche geblieben: durch regelmäßiges Sparen langfristig ein Vermögen aufbauen. Aufgrund der Niedrigzinsphase wird es für die Menschen jedoch immer schwerer, nachhaltige Rentabilität zu sichern. Tagesgeld und Festgeld sind zwar sicher, bringen aber keine Rendite. Die Tagesgeldzinsen haben fast den Nullpunkt erreicht. Wer mehr als Nullzinsen will, muss schon über die Landesgrenze schauen – auf der Zinsplattform „Weltsparen“ beispielsweise.

1923 – Der Geldschein mit der höchsten jemals in Deutschland aufgedruckten Summe war eine 100-Billionen-Mark-Note im November 1923. Das ist eine Eins mit 14 Nullen. Im Herbst 1922 kollabierten die Staatsfinanzen und der Wert der Mark löste sich in Luft auf. 1923 hantierten die Deutschen mit Millionen, Milliarden und schließlich mit Billionen. Am 5. November 1923 wurde die Mark im Verhältnis 1 : 1 Billion in die Rentenmark umgetauscht. Die alten Scheine wurden noch eine Weile als Notgeld weiter benutzt.

2020 – PEPP, ESM, OMT, PSPP, SURE: Europäische Zentralbank und Europäische Union sind überaus kreativ bei der Namensgebung von Kreditvermehrprogrammen. Die Rede ist nicht mehr von Millionen oder Milliarden, sondern von Billionen. Das erinnert fatal an die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Pepp heißt übrigens Pandemic Emergency Purchase Programme, ESM European Stability Mechanism, OMT Outright Monetary Transactions, PSPP Public Sector Asset Purchase Programme und SURE Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency. Geld wird, anders als in 1920er Jahren nicht mehr gedruckt, sondern am Computer per Knopfdruck generiert.

Sozialversicherung und Haltelinie

1925 – Die Einführung der gesetzlichen Rentenversicherung im Jahre 1889 markiert einen bedeutenden Schritt der sozialen Sicherung in Deutschland. Mit Inkrafttreten des „Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes“ waren alle gegen Gehalt beschäftigten Personen ab dem vollendeten 16. Lebensjahr pflichtversichert. Kurz nach Eintritt des Ersten Weltkrieges wurde das junge System der Sozial- und Rentenversicherung bereits auf die Probe gestellt. Die ersten Kriegsmonate waren von rasanten Entlassungswellen und steigender Arbeitslosigkeit geprägt – für die Versicherungsträger bedeutete dies zunächst schwindende Beiträge. Überdies belastete die wachsende Zahl der Gefallenen die Rentenkassen erheblich. Der Rentenbestand der Deutschen Rentenversicherung, sprich die Anzahl der ausgegebenen Renten im betrachteten Jahr, stieg in den ersten Kriegsjahren sprunghaft an und verdreifachte sich in den Jahren von 1913 bis 1925.

2025 – Bis 2025 gilt die „doppelte Haltelinie“ der deutschen Bundesregierung. Das heißt, der Beitragssatz darf 20 Prozent nicht übersteigen und das Rentenniveau 48 Prozent nicht unterschreiten. Nach 2025 wird es allerdings kein Halten mehr geben. Die Jungen müssen sich auf höhere Beiträge und die Alten auf ein niedrigeres Rentenniveau einstellen. Es ist kaum vorstellbar, dass bei der Festlegen der doppelten Haltelinie die Folgen der Pandemie bereits einkalkuliert wurden. Analyse des Munich Center for the Economics of Aging (MEA) sagt laut „Frankfurter Allgemeinen“ deswegen ab 2025 einen beschleunigten Anstieg der Beitragssätze und einen entsprechend erhöhten Zuschussbedarf aus dem Bundeshaushalt voraus. Dazu kommt, dass ab 2025 die „Babyboomer“, sprich die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und das Rentensystem aus den Fugen geraten wird.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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