Was Bauzins mit hohen Mieten und Altersarmut zu tun haben

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Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank ist für die hohen Mieten verantwortlich, denn ein Bauzins fast für null treibt die Immobilienpreise und damit die Mieten. Schlecht für Alte und junge Familien, die nicht mehr mithalten können.

Des einen Freud‘, des anderen Leid – Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den Deutschen ein Kuckucksei ins Nest gelegt, indem er die Zinsen ins Minus drückte. Die Sparer verlieren real Geld, die Häuslebauer reiben sich die Hände, denn sie bekommen Hypothekenkredite quasi umsonst. Die Zinsen für 15jährige Hypothekenkredite sind mittlerweile unter ein Prozent gefallen, wie sich aus der Statistik des Finanzvergleichsportals FMH ablesen lässt. Bei einem Kaufpreis von 500 000 Euro und einem Darlehen von 400 000 Euro sowie einer Tilgung von drei Prozent ist der effektive Zins mit 0,94 Prozent deutlich unter die Ein-Prozent-Marke gefallen. Das gab’s noch nie.

Bauzins geht gegen null

Ja, richtig gelesen, die Banken akzeptieren mittlerweile Beleihungsquoten von 80 Prozent und offerieren einen Effektzins von weniger als einem Prozent (siehe Aufmacherbild). Für 400 000 Euro Darlehen zahlt ein Immobilienkäufer nur noch 240 Euro im Monat an Zins, einschließlich drei Prozent Tilgung sind es etwas mehr als 1300 Euro. Es ist doch klar, dass bei so viel spottbilligem Geld die Baufirmen die Preise nach oben treiben. Dank Niedrigzinspolitik können sich Bauherren höhere Preise leisten – und die verlangen Baufirmen auch. Denn Nachfrage bestimmt den Preis. Höhere Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot wirkt wie ein Turbo. Die Baufirmen müssen viele Bauherren mittlerweile schon vertrösten, weil sich gar nicht mehr nachkommen.

Statt die Negativzinspolitik der EZB zu geißeln, die hohe Mieten zur Folge hat, gehen die Mieter gegen vermeintliche Miethaie auf die Straße. Das ist ziemlich kurzsichtig, aber natürlich öffentlichkeitswirksam. Einige Sozialisten wie Juso-Chef Kevin Kühnert phantasieren ja schon von Enteignung, ohne auch nur ein Wort über Draghi zu verlieren, denn der EZB-Chef bestimmt letztlich die Mieten – und enteignet die Deutschen in großem Stil. Wo bleibt da der Protest?

Kühnert zu Enteignung und Verstaatlichung

Dazu kommt noch ein überbürokratisierter Staat, der Baugenehmigungen verschleppt, die Vorschriften verschärft und die Nebenkosten in die Höhe treibt. Die Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer sind laut „Welt“ von 2009 bis 2017 von 4,86 auf 13,1 Milliarden Euro in die Höhe geschossen. In den Demos auch davon kein Wort.

Volk von Finanzanalphabeten

Aber das ist auch kein Wunder, denn die Mehrheit der Deutschen sind Finanzanalphabeten, die wirtschaftliche Zusammenhänge nicht überblicken, weil das Thema in den allermeisten Schulen ausgeklammert wird.

Baugeld für lau auf der einen Seite, Realverluste auf der anderen Seite – in diesem Jahr verlieren die Deutsche 50 Milliarden Euro wegen der Nullzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB), seit 2010 sind es bereits mehr als 330 Milliarden – Geld, das uns in allen Bereichen fehlt. Aber wir nehmen das klaglos hin. Wo bleibt der Protest?

Massive Vermögensvernichtung

Und es wird sich so schnell nichts ändern, denn viele protestieren weiter gegen die Falschen, statt gegen Draghis vermögensvernichtende Politik auf die Straße zu gehen. Der Leitzins wird mindestens noch bis Mitte 2020 auf dem aktuell niedrigen Niveau verharren, schreibt das Vergleichsportal Biallo. Seit über zwei Jahren seien die Bauzinsen fast unverändert, schrieb das Vergleichsportal FMH noch im Februar 2019.

Also, warum nicht selbst bauen oder kaufen? Die Banken akzeptieren Beleihungsquoten von 80 Prozent. Selbst Senioren kommen dank KfW-Darlehen günstig an Hypothekenkredite. Wer dem vermeintlichen Mietwucher entkommen will, sollte sich für den Immobilienkauf interessieren. Biallo hat sich des Themas „Baufinanzierung für Senioren“ angenommen. Einen Kredit zu bekommen, ist zwar für ältere Semester nicht mehr ganz so einfach, aber auch nicht unmöglich.

Foto: Biallo/Bild von Free-Photos auf Pixabay

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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Dipl.Ing Alexander M.
    10. Juni 2019 11:30

    Bravo!!!
    Sehr gut ausgedrückt,die Deutschen sind grösstenteils ein Volk von Finanzalphabeten,das sieht man an der hohen Mieterquote in DL,die höchste in EU…
    Das sind dann die Leute,die sich später als Rentner die Miete nicht mehr leisten können,aber auf der anderen Seite in 20 Jahren mindestens 120.000 Euro ausgegeben haben,in 40 Jahren 240.000 zuzüglich der jährlichen Mieterhöhung
    Was hätte man vor 40 Jahren für ca.300.000 Euro gleich 545.400 DM bekommen.
    Aber der Deutsche Michel zahlt lieber Miete und beklagt sich später bei den Altersarmuts-Sendungen im TV,dass er sich die Miete nicht mehr leisten kann…

    Antworten
  • Vielen Dank, lieber Helmut,

    ein sehr gelungener Artikel!

    Aber genau darum geht es wieder mal: um Geldvernichtung. 0% Zinsen, hohe Darlehen, hohe Beleihungsgrenzen, hohe Kaufpreise, hohe Mieten. Das alles hängt zusammen. Und bei einer Zinserhöhung sitzen dann die Menschen da, mit zu teuer gekauften Immobilien, zu hohen Mieten (Vermieter) und unbezahlbaren Darlehensraten. Das hatten wir alles schon öfter in good old Germany…

    Immobilien kaufen ist gut, allerdings würde ich es in dieser Zeit nur mit sehr hohem Eigenkapitalanteil. Denn bei einer evtl. Zinserhöhung der EZB werden hoch beliehene Immobilien unbezahlbar und die Zwangsversteigerung winkt.

    Und, dass wieder mal die Schuldzuweisungen an die Falschen gehen, dafür sorgt schon die mediale Berichterstattung.

    Gruß aus München-Pasing
    Barbara

    P.S. wer will schon ein mitdenkendes Volk 😉

    Antworten
  • Und Wohnen im Eigenheim inkl Tilgung, Finanzierung und Absicherung kostet nichts? Das ist ein Kommentar eines Finanzalphabeten, der wohl Mieter ohne SUV vor der „eigenen“ Einfahrt für arm bzw. blöd hält.
    Meine Frau und ich haben auch kürzlich nach 8 bzw 10 Jahren als gut verdienende Doppelverdiener in günstiger Miete einer 110m2 Altstadtwohnung eine Bestandsimmobilie mit großem Garten gekauft. Daher fasse ich mal zusammen, was aber eigentlich jeder weiß, der rechnen oder lesen (z.B. den Kommer) kann:

    Anstelle unserer Kaufkosten von knapp 350t€ (100% EK) plus Kaufnebenkosten (auch EK) plus einigen Renovierungen (auch EK), hätte ich mit 4% unseres Depots unsere letzte Wohnung zweimal mieten können und hätte keine Verbindlichkeiten. Ich hätte jederzeit eine Mietwohnung nach unseren Bedürfnissen auswählen können, allein für die Kaufnebenkosten und Renovierungskosten hätte ich 10Jahre+ Warmmieten können.
    Zudem sind nun die NK und Rücklagen fast doppelt so hoch im Vergleich zur 40% kleineren Wohnung. Auch die Anschaffung von einem vielleicht zwei Autos wird gerade diskutiert, da wir 15km aus der Stadt rausgezogen sind und wir nicht jeden Tag mit dem Fahrrad die Firma fahren können/wollen, auch wenn es nur 5 bzw. 9km sind. Die Öffis in der Stadt konnten wir durch den Arbeitgeber kostenlos nutzen. Also es war keine finanzielle Entscheidung aus einer Stadtmietwohnung auszuziehen, sondern einfach Lifestyle angesichts Familienplanung (Haus mit Garten im Speckgürtel) und vielleicht etwas Diversifikation, wenn man sich das einreden möchte. Und genau aus diesem Grund reagieren die meisten so emotional auf das Thema Mieten/Kaufen. Wer mietet muss ja irgendetwas falsch machen, den ich… 😉
    Insgesamt sind dann immerhin die Schwiegereltern zufrieden, da es sich einfach so gehört.

    Das schlimme ist aber, dass die meisten außer dem Haus mit ihrem Namen an der Eingangstür leider keine nennenswerte Vermögenswerte haben. Nein, das finanzierte Auto zähle ich da , wie die meisten überteuerten 50Jahre alte Immobilien mit hohen NK oder den finanzierten Fernseher nicht dazu. Meine Kollegen schwärmen von den tollen Neubauten hier für 600k..800k, allein das 400m2 Grundstück kostet hier im 15..25km Stadtradius schon 250k ohne Erschließung. Aber die Bank finanziert das bei gutem Gehalt und etwas EK wie oben beschreiben zu 80..100%. Bravo, da ist der deutsche Michel bis hinter die Ohren für 30 Jahre verschuldet, braucht Zusatzversicherungen, ist in den meisten Dingen unfrei zu entscheiden und kann sich mit 60 Jahren kurz vor der Rente (oder auch nicht;) ) dann ja der privaten Vorsorge widmen. Aber nur wenn Faktor X (die Frau, die Finanzierung, die Gesundheit, die Haustechnik mit 2 Jahren Garantie und die Arbeit) auch 30 Jahre lang mitmacht.
    Viel eher sind dann aber nach 30 Jahren (bzw. Schon deutlich früher) Renovierungen bzw. barrierefreie Umbauten der „Altersvorsorge“ dran. Viel Spaß, wer da nicht selbst handwerklich begabt ist bzw. wer diese „Unkosten“ nicht aus den Rücklagen begleichen kann. Oder das Haus wird zwangsversteigert, da nach Scheidung keiner den Kredit alleine bedienen kann.

    Viele Studien, welche zu dem Schluss kommen, dass Häuslebesitzer am „Ende“ vermögender sind, verschweigen einige wichtige Sachen. Die wichtigsten Punkte sind:
    – Hauskäufer sind statistisch einkommensstärker
    – Hauskäufer werden Jahrzehnte zum Zwangsparen gezwungen, während der Mieter nicht immer das Delta seiner günstigeren Miete spart oder gar investiert

    Bravo für Deine Beispielsrechnung. Ich würde keine 300k mit weniger als 40% EK und weniger als 3k Netto als Familie finanzieren wollen. Und jetzt schaue mal das Median Vermögen (abzgl „Notgroschen“) und Netto des Durschschnittsmichels an… ja genau … der kann sich den Lifestyle „Eigenheim im Grünen“ finanziell oft gar nicht leisten ohne sich zu verschulden oder wenn, dann nur im Nirgendwo in der Pampa mit täglichem Pendeln. Und selbst wenn der gut bezahlte unbefristet Job es zulässt: wie soll das dann funktionieren, wenn man nicht vorher min 10Jahre plus Studium in Miete wohnt zwecks Humankapital und Eigenkapital? Bei Mutti/Oma wohnen? Im Lotto gewinnen/erben?

    Antworten
  • (Bezogen auf den Kommentar des Dipl. Ings.)

    Antworten
  • […] mehr zahlen muss für Hypotheken ist bereit, sich höher zu verschulden. Das wiederum treibt die Immobilienpreise, die dann zeitversetzt auf die Mieten durchschlagen. „Et voilà“ würde Lagarde […]

    Antworten

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Helmut Achatz

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