29Jährige brauchen eine Viertelmillion für die Rente

Finanzen

Werbung

Ein heute 29Jähriger (Jahrgang 1990) muss mit 232 900 Euro annähernd eine Viertelmillion sparen, um im Alter einigermaßen über die Runden zu kommen. Das ist zu schaffen, aber nicht mit der gegenwärtigen Altersvorsorgepolitik von Schwarz-Rot-Grün.

CDU/CSU, SPD und Grüne gaukeln den Jungen immer noch vor, sie könnte mit der gesetzlichen Rente und betrieblicher Altersvorsorge der Rentenlücke entkommen. Das ist eine Täuschung, die sich für einen heute 29Jährigen bitter rächen wird. Denn für ihn klafft eine gigantische Rentenlücke, das hat die Prognos AG im Auftrag der Versicherungsbranche errechnet.

Versicherung Problem, nicht Lösung

Die Erkenntnis ist richtig, nur ist eine Versicherung der falsche Weg, um so viel Geld fürs Alter anzusparen, denn von einer Kapitallebensversicherung beispielsweise bleibt nach Abzug von Abschlussprovision, Vertriebsaufwand, Verwaltung und Todesfallschutz kaum noch etwas übrig an Rendite – und das bisschen Rendite wird aufgefressen von der Krankenkasse, denn der heute 29Jährige muss in der Rente den doppelten Beitrag (Arbeitgeber- plus Arbeitnehmeranteil, Zusatz- und Pflegebeitrag) zahlen. Die Betriebsrente wird so zum Minus-Geschäft.

Schwarz-Rot-Grün will nichts daran ändern; die Versicherungsbranche will weiter ihre Produkte verkaufen – der heute 29Jährige ist der Dumme. Aber keiner sagt ihm das. Die Versicherungsbranche, vertreten durch den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat zwar die Rentenlücke ganz richtig erkannt und auch für die Jahrgänge 1990, 1975 und 1960 richtig berechnet, aber sie empfiehlt die falsch Lösung: die Versicherung. Wer heute 29, 30, 40 oder älter ist, muss in Aktien oder Immobilien investieren, denn nur damit erreicht er die nötige Rendite, die ihm eine auskömmliches Leben im Alter garantiert. Denn die Versicherungen werden es nicht schaffen angesichts der Dauer-Niedrigzinsphase entsprechende Renditen zu erwirtschaften.

Wie die Rentenlücke ausgleichen?

Die Jahrgänge 1990 und später müssen deutlich mehr zurücklegen als frühere Jahrgänge, zum einen, weil das Rentenniveau mit Sicherheit sinkt, zum anderen, weil sie im Schnitt länger leben. Wer also über 67 Jahre hinaus arbeitet, kann die Rentenlücke etwas schließen. Aber selbst das wird nicht reichen.

In der Rente noch weiterarbeiten ist für viele wohl zwingend notwendig – oder zur Tafel zu gehen. Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, dann führt das zwangsläufig dazu. Das gilt insbesondere für Frauen. Bereits heute ist jede sechste Person im Rentenalter mittlerweile von sogenannter relativer Einkommensarmut bedroht, wobei die Armutsgefährdung von Frauen gegenüber der von Männern jenseits der 65 zuletzt deutlich gestiegen ist.

Viertelmillion fürs Alter

Zurück zur Studie: Die Versicherungsbranche fordert, dass der Staat den Vermögensaufbau stärker unterstützt. Der förderfähige Höchstbetrag bei der Riester-Rente liege seit 2002 unverändert bei 2100 Euro, was damals etwa vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze entsprochen habe, so der GDV. „Heute wären vier Prozent gut 3.200 Euro wert; auf diese Summe sollte die Fördergrenze mindestens angehoben werden und in Zukunft mit den Einkommen automatisch mitwachsen“, fordert GDV-Präsident Wolfgang Weiler.

Der Versicherungsverband hat anhand dieser Eckdaten den Sparbedarf für die unterschiedlichen Jahrgänge errechnet und kommt auf folgende Zahlen:

  • Der Jahrgang 1960, der bereits kurz vor Ende der Sparphase steht, hätte im modellierten Niedrigzinsszenario den geringsten Mehraufwand. Seine Nachkostenrendite beliefe sich auf 1,4 Prozent. Daraus ergibt sich ein nominaler Sparbedarf während der Sparphase von 30.000 Euro. Das entspricht 2,4 Prozent seines Bruttoerwerbseinkommens in dieser Zeit.
  • Der Jahrgang 1975 käme im unterstellten Niedrigzinsszenario auf eine Rendite nach Kosten von 0,3 Prozent. Er müsste etwa 123.000 Euro sparen – das wären bereits 6,7 Prozent seines Bruttoerwerbseinkommens während der Sparphase.
  • Der Jahrgang 1990 wäre am stärksten von sehr langen Niedrigzinsen betroffen. Seine Nachkostenrendite läge ebenfalls bei 0,3 Prozent. Er müsste annähernd 233.000 Euro oder 8,3 Prozent seines Bruttoerwerbseinkommens beiseitelegen.

Provisionen fressen Rendite auf

Mit Versicherungen ist das aber nicht möglich, denn der sogenannte Garantiezins (Höchstrechnungszins) ist für Neukunden klassischer Lebensversicherungen zum 1. Januar 201 auf 0,9 Prozent gesenkt worden. Der GDV geht deswegen ganz realistisch von 0,3 Prozent Nachkostenrendite aus, denn dieser Garantiezins, wie es Sven Enger in seinem Buch „Alt, arm und abgezockt“ schreibt, bezieht sich auf den Sparanteil minus aller Kosten vielleicht noch 0,3 Prozent übrig. Der Versicherungskunde erfährt laut Enger in der Regel nicht, „wie hoch diese Kosten sind, kann also nicht wissen, welche Verzinsung er, bezogen auf seine Einzahlungen, tatsächlich garantiert bekommt“. Bei einer Inflationsrate von durchschnittlich zwei Prozent, macht der Versicherungskunde real ein Minus-Geschäft. Das Minus wird sogar noch größer, denn der Versicherungskunde muss ja noch die doppelten Krankenkasssenbeiträge zahlen. Versicherungen sind nicht die Lösung der Altersvorsorge, sondern das Problem. Da hilft auch ein Mehr an staatlicher Förderung nicht. Die Altersvorsorge muss komplett anders aufgestellt werden – nach dem schwedischen Modell beispielsweise.

Du kannst den Artikel teilen:

Werbung

Das könnte dich auch interessieren

5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • CDU/SPD in der Europawahl abgestraft. Natürlich hat die Europawahl erst einmal nichts mit der Doppelverbeitragung zu tun – aber Wahlen sind nun mal die einzige Möglichkeit, seinen Unmut zu äußern. Und das wurde mit Sicherheit wahrgenommen. Die genannten Parteien sind aber zu arrogant, diesen Zusammenhang (auch) zu sehen. Mich ärgert dabei nur, dass die Grünen die Gewinner waren. Die sind genauso verantwortlich. Allerdings haben sie sehr von jungen Wählern profitiert, die dem Friday for Future Trend folgen.

    Antworten
  • Krieger Edgar
    27. Mai 2019 13:59

    Zum Thema 1/4 Million zur Vorsorge.
    Heute ist ein Bericht in der Saarbrücker Zeitung zum Thema Lebensversicherung
    und Vorsorge.
    Da stellen sich die Haare auf, keine Information über die Abzocke nach der Auszahlung, keine Information zur Rendite, aber der Hinweis,es gibt nichts besseres als LV. …von einem Prof. Hochschule Ludwigshafen.
    Die „Verarsch…“ geht weiter.

    Antworten
  • Eugen Dinkel
    27. Mai 2019 18:56

    Den jungen Leuten kann ich nur raten:
    Kauft Aktien von Firmen, die schon 2 Weltkriege überlebt haben,
    oder vielleicht auch noch gute Fonds, aber Finger weg vom
    allem, was als Altersvorsorge angepriesen wird!
    Der Staat greift auch rückwirkend in bestehende Verträge ein, wenn
    er Geld braucht.
    Bestes Beispiel: 2004 wurden Kapitallebensversicherungen in
    Betriebsrenten umdeklariert, und das auch noch rückwirkend für
    alle Altverträge.
    Wer heute als Rentner sowohl eine Direktversicherung als auch eine
    Betriebsrente hat, wird mehrfach betrogen.
    Deshalb sollte man in Eigenverantwortung für das Alter sparen, aber
    keinesfalls diesem Staat trauen.

    Antworten
  • hanselmar
    27. Mai 2019 22:26

    Um der Verarmung im Alter zu entkommen gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nichts besseres als den Erwerb von Eigentum. Nach wie vor sind viele Spar-und Bauvereine eine gute Anlagemöglichkeit um zu mindestens 3-4% Zinsen zu bekommen. Es bietet sich auch der Kauf von Eigentum in Ländern wie Ungarn und Bulgarien an wo man noch mehr Ware für sein Geld bekommt. Das alles jedoch ändert nichts an der Tatsache daß Deutschland ein anderes Rentenkonzept für alle Berufstätigen benötigt. Vorbild kann hier neben Schweden und Norwegen auch die Schweiz und Dänemark sein. Hier ist die Politik weiterhin gefragt eine richtige Entscheidung für alle Bevölkerungsgruppen zu treffen. Von den Gewerkschaften hört man leider überhaupt nichts. Die schlafen wahrscheinlich immer noch den Schlaf der Gerechten.Einst hatten sie sich stark für die Abwahl von Helmut Kohl gemacht hatten um dann dem Sozialstaat Zerstörer Gerhard Schröder mit seinem Versicherungsfreund Walter Riester den Vortritt zu lassen. Unter dieser Politik leiden alle Deutschen. Die Beamten sind mit einer Pensionskürzung von 4% noch recht glimpflich davon gekommen während es die Arbeiter und Angestellten bei der Rentenkürzung spüren müssen. Damit bewahrheitet sich nach wie vor die Geschichte der Arbeiterverräter. Wer hat uns verraten? „Sozialdemokraten.“

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

null

Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

Newsletter

Erhalte regelmäßig News, Tipps und Infos rund um’s Thema Rente und Co. Du erhältst 14-tägig einen Newsletter.

Weitere Inhalte

Rentenplaner für Dummies

Werbung

Menü