Höhere Gebühren wegen ARD-Rentnern

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Weil die ARD überdurchschnittliche Betriebsrenten zahlt und die Pensionskasse wegen der Nullzinspolitik der Notenbank immer weniger erwirtschaftet, bitten die Öffentlich-Rechtlichen alle Bürger über höhere Rundfunkbeiträge zur Kasse bitten. ARD-Rentnerinnen und -rentner geht’s gut, Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger ganz besonders.

Die Bis 31. Juli 2021 zahlten alle 17,50 Euro Monatsgebühr für Radio und Fernsehen. Dieser Beitrag wurde zum 1. August 2021 um 86 Cent auf 18,36 Euro erhöht. Die ARD-Pensionskasse, sprich die Baden-Badener Pensionskasse, ist wegen der Nullzinspolitik der EZB (Europäische Zentralbank) in Schieflage geraten. Ihr fehlen mittelfristig zwei Milliarden Euro. Das sollen die Beitragszahler ausgleichen.

ARD und ZDF als Raupe Nimmersatt

Die „Thüringer Allgemeine“ spricht von der „Nimmersatten Gebührenraupe“. Tatsächlich geht es um gewaltige Beträge, denn 86 Cent pro Haushalt summieren sich laut Statista bei 45 Millionen Haushalten, die Rundfunkgebühren zahlen auf 38,7 Millionen Euro mehr. Insgesamt kämen nach der Erhöhung Gebühreneinnahmen von 8,25 Milliarden Euro pro Jahr zusammen. Im Geschäftsjahr 2020 lagen die Einnahmen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk laut „Bild“ bei rund 8,1 Milliarden Euro. Das Geld reicht den Anstalten dennoch nicht, da sie ihren Beschäftigten in der Vergangenheit großzügige Renten versprochen haben, die sie jetzt wegen der Nullzinspolitik nicht mehr bedienen können. Der Pensionskasse fehlen der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) zufolge insgesamt mehr als drei Milliarden für die betriebliche Altersvorsorge.  „Die Kommission erkennt für die betriebliche Altersversorgung 2017 bis 2020 insgesamt einen Nettoaufwand von 3.011,9 Millionen Euro an“, schreibt die KEF in ihrem Bericht vom Februar 2022.

Schon heute gehört der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk mit Einnahmen von 8,42 Milliarden Euro (Stand 2021) zum teuersten weltweit. In einer sich wandelnden Medienlandschaft, die fast überall Sparzwänge mit sich bringe, so die „Welt“ müssten auch ARD, ZDF und Deutschlandradio den Gürtel enger schnallen – und zumindest da sparen, wo andere besseres (Unterhaltungs-, aber auch Informations-)Programm bieten können. Am Ende würde davon in Zeiten hoher Inflation auch der Gebührenzahler profitieren.

ARD will mehr Geld von uns

Während andere Pensionskassen die Betriebsrenten schon eingedampft haben, will die Pensionskasse der ARD mehr Geld von ihrem Träger, sprich den Rundfunkanstalten – und damit von allen Gebührenzahlern, denn woher sonst soll das Geld kommen. Was Rentnerinnen und Rentner der Öffentlich Rechtlichen bekommen, zeigt der Fall Patricia Schlesinger. Bei der mittlerweile zurückgetretenen RBB-Intendantin geht es um eine Abfindung und Pensionsansprüche und da „reden wir von rund 15.000 Euro monatlich“, sagt Kayhan Özgenc, Chefredakteur von „Business Insider“ der „Welt“. Dagmar Reim, Schlesingers Vorgängerin, bekommt laut „Business Insider“ eine Pension in Höhe von 60 Prozent ihres letzten Jahresgehaltes (240.000 Euro) – das sind 12.000 Euro im Monat.

Wie gut die Beschäftigten der Öffentlich-Rechtlichen versorgt sind, belegt auch das Beispiel der MDR-Intendantin Karola Wille, die in einem Interview mit der Bild am Sonntag ihre Pensionsansprüchen bezifferte. Da kommt so einiges zusammen, denn sie bekommt maximal 75 Prozent ihres letzten Grundgehalts – und das sind 275 000 Euro im Jahr, was einem Anspruch von 206 250 Euro jährlich und 17.187 Euro monatlich entspricht. Einem internen Bericht der ARD-Anstalten zufolge liegt sie damit der Lausitzer Allgemeinen Zeitung zufolge deutlich hinter ihren Kollegen Tom Buhrow (399.000 Euro – mittlerweile 413.000) vom WDR, Ulrich Wilhelm (367 000 Euro) vom BR und Lutz Marmor (348 000 Euro) vom NDR und Peter Boudgoust (338 000 Euro) vom SWR. Der „anerkannte Nettoaufwand für die betriebliche Altersversorgung 2021 bis 2024“ der Sender beträgt laut KEF 2,5 Milliarden Euro. Davon entfallen insgesamt zwei Milliarden an ARD-Anstalten, 430 Millionen Euro ans ZDF.

Mittlerweile stoßen diese Luxus-Renten auf lautstarke Kritik, ablesbar an den Headlines der „Bild“, die über die „Luxus-Renten der ARD-Bosse“ schreibt: „Während ein Rentner im allerbesten Fall 2961,90 Euro Altersversorgung im Monat erhält, machen die Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Ruhestand weiter Kasse“, so die Rechnung der „Bild“

Millionen Euro von unseren Gebühren – Die Luxus-Renten der ARD-Bosse https://t.co/VKBS5ULupb

— BILD (@BILD) September 16, 2022

Höher Beiträge wegen ARD-Rentnern

Doch es seien nicht diese Spitzenverdienste, die am meisten Geld kosten, es sei die breite Masse, schreibt der „Versicherungsbote“ bereits im September 2016. Speziell in der Zeit vor 1993 seien den Journalisten und Angestellten teils hohe Renten versprochen worden. „So fließen große Summen des Rundfunkbeitrags nicht etwa in die Programmgestaltung, sondern in die Pensionen der früheren Mitarbeiter“, resümiert der „Versicherungsbote“, der schätzt, dass allein die ARD-Anstalten in den kommenden vier Jahren laut ihrer Finanzplanung knapp 1,4 Milliarden Euro an Pensionen auszahlen müssen und beruft sich dabei auf die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Die notwendigen Rückstellungen für künftige Rentner beziffere sich im selben Zeitraum auf weitere drei Milliarden Euro. Die FAZ hat es einmal hochgerechnet und kommt pro Bürger auf 13,50 Euro, die er allein für die Altersvorsorge der öffentlich-rechtlichen Beschäftigten zahlen muss.

GEHÄLTERDECKEL bei ARD und ZDF

GEHÄLTERDECKEL bei ARD und ZDF

HR gibt die Hälfte für Renten aus

Wie schlimm es um die betriebliche Altersvorsorge bei den Öffentlich-Rechtlichen steht, schildert „Tichys Einblick“: „Der Hessische Rundfunk etwa gibt jetzt schon mehr als halb so viel für die Altersversorgung seiner Mitarbeiter aus wie für Löhne und Gehälter.“ ARD und ZDF seien längst durch die Lasten der Vergangenheit blockiert, auch wenn sie vorsichtig Gewerkschaftlern und Pensionären Zusagen abrängen und, wie praktisch, aus der Rundfunkgebühr nicht mehr Programm, sondern Alterslasten finanziert würden.

Was Intendanten so verdienen

„Focus Online“ hat aufgelistet, wo es beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk hakt:

Der Fall Schlesingers, die mit Luxus-Dienstwagen und zwei Chauffeuren in eine Affäre rund um Korruption, Vetternwirtschaft und Spesenrittertum fuhr, aber ihren mit 300.000 Euro dotierten Posten als RBB-Intendantin offenbar behalten will, richtet den Scheinwerfer auf eine mediale Parallelgesellschaft, in der Effizienz und Transparenz, Kontrolle und Kritik, weitgehend unerwünscht sind. Der Gebührenzahler zahlt ja. Seit 2013 gibt es die Geräte-unabhängige Gebühr für das staatliche Medienangebot. Was WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn einst eine „Demokratieabgabe” nannte, ist auch eine Gebühr für ein System, das Werbung zur besten Sendezeit erlaubt, 215 Millionen Euro für die Übertragung von Fußball-Weltmeisterschaften und Millionen für Schlager-Shows, Telenovelas und Quizsendungen ausgibt. Und für Intendanten, die so viel verdienen wie der Bundeskanzler und sich Privilegien leisten, die Geschäftsführer eines mittelständischen Familienunternehmens aus Respekt vor ihren Beschäftigten ablehnen würden.

Erinnert ihr euch noch? … #schlesinger möchte ihre 15000€ Pension aber gerne behalten … und wird sie behalten … ihr werdet sehen! https://t.co/axrOxMWhMj.

— DrAdriana Radler-Pohl 🐭 (@ARadlerPohlDr) August 10, 2022

Ein gewisser #TomBuhrow, der über 400.000 € "Gehalt" bezieht und dem eine Pension von ca. 30.000 € winkt ermittelt gegen seinen eigenen Arbeitgeber in Sachen Betrug und Vorteilsnahme?! 🤦‍♂️

Kannst du dir in den wildesten Träumen nicht ausdenken…🤡#GEZabschaffen #Schlesinger https://t.co/awNPY4zhfQ

— minitrixer💉🍔💉🥩💉🖕🏻 (@minitrixer) August 13, 2022

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10 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Drastisch aber wahr! Irgendwann habe ich in meiner beruflichen Entscheidung falsch gemacht ?…so lebe ich als Frau und immer selbständig unterwegs gewesen von einer überschaubaren Rente und finanziere mit meinen Jetztsteuern Pesionäre ??

    Antworten
  • Eigentlich fehlen mir die Worte … Aber andererseits auch gut so; wer weiß, wie mein Kommentar dazu ausgefallen wäre …
    Einen geruhsamen Sonntag!

    Antworten
  • Hans-Peter Liedtke
    13. Januar 2019 16:14

    Was mich persönlich viel mehr ärgert ist, dass Drehorte für sogenannte Serien- „Soap operas“ heutzutage um den ganzen Globus gelegt werden. Drehorte wie England, Australien,etc. für irgendwelche Schnulzenfilme verschlingen ein Vermögen das wir alle finanzieren müssen.

    Antworten
  • Das lässt sich doch ändern !
    Bei meiner Direktversicherung hat das auch funktioniert, sogar rückwirkend.

    Antworten
  • Wenn denn Deutschland eine echte Demokratie wäre ließe sich dieses Thema perfekt mit einem Volksentscheid klären. Anhebung der Rundfunkgebühr wegen der Zusatzpension der Beschäftigten von ARD und ZDF ja oder nein. Es müssen immerhin alle Bürger unter den niedrigen Ertragszinsen leiden nicht nur die Beschäftigten von ARD und ZDF. Da müssen sich die Pensionskassen etwas einfallen lassen wie das Geld erwirtschaftet werden kann. Dem Bürger einfach in die Tasche greifen zu wollen ist eine Unverschämtheit. Diese Meinung vertrete ich obwohl ich in Malta keine Rundfunkgebühren bezahle und auch nicht ganz so arg unter der Niedrigzinspolitik leide, denn hier muß man höhere Zinsen bezahlen wenn man Geld leiht und bekommt wiederum höhere Zinsen wenn man sein Geld festlegt. Der Unterschied beträgt übrigens 1,5%.

    Antworten
  • […] drehen uns also im Kreis – und das aus den Rundfunkgebühren […]

    Antworten
  • Ich habe die Hoffnung aufgegeben
    Der kleine Mann wird abgezockt das die Balken biegen
    Was für eine Schande und die Regierung machen es vor und die können noch in den Spiegel schauen
    Schade .. Ralf heider

    Antworten
  • Der Herr Seitenbetreiber sollte nicht zu viel Bild lesen. Das verblödet nur.

    Antworten
    • Helmut Achatz
      25. September 2022 07:03

      Netter Rat, aber ich lese „Bild“ eher sporadisch, daneben „Welt“, „Spiegel“, „Zeit“ – Journalisten sollten sich vielseitig informieren 😉

      Antworten
  • Wir sollten uns auch mal auf die Straße kleben und gegen diese verkrustete Gebührensystem revoltieren. Einen guten Lohn zu zahlen, dagegen sagt ja keiner etwas. Aber > 10.000€ Pensionen? Das hat mein Chef nicht mal als Monatsgehalt und der trägt Verantwortung für eine Firma mit vielen Mitarbeitern. Das geleistete, die Verantwortung und das gezahlte Gehalt stehen bei den öffentlich rechtlichen aus meiner Sicht in einem Mißverhältnis. Wenn die das Geld durch Werbeeinnahmen etc. erwirtschaften sollen die damit machen was sie wollen. Bei einem durch Zwangsgebühren finanziertem System ist vieles nicht nachvollziehbar.

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