Sollen Kinderlose mehr zur Rente beitragen?

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Was läuft in Deutschland schief?

Irgendetwas scheint schief zu laufen in Deutschland. „Einer Studie zufolge ist Deutschland in punkto Geburtenrate auf den letzten Platz in der Welt gerutscht“, schrieb das Handelsblatt am 29. Mai 2015. In den „vergangenen fünf Jahren wurden (in Deutschland) im Durchschnitt 8,2 Kinder je 1000 Einwohner geboren; das liegt unter dem Niveau des bisherigen Schlusslichts Japan von 8,4 Kindern je 1000 Einwohner. Unter den EU-Ländern schneiden nur Portugal (9,0) und Italien (9,3) ähnlich schlecht ab. Die anderen großen EU-Länder haben dagegen deutlich höhere Geburtenraten; Frankreich und Großbritannien kommen im gleichen Zeitraum auf durchschnittlich 12,7 Geburten je 1000 Einwohner“ (Handelsblatt).

Alleinerziehende oft finanziell am Ende

Um welche Dimension es dabei geht, verdeutlicht das Statistische Bundesamt: 2014 zählte die Behörde rund 2,3 Millionen Alleinerziehende (Frauen stellen mit 90 Prozent die Mehrheit). Mittlerweile dürfte es vermutlich zweieinhalb Millionen sein. Das übliche Schema Vater-Mutter-Kind ist schon längst nicht mehr die Regel, was von der Politik gern übersehen wird. „Der Staat ist immer noch auf das Modell des männlichen Ernährers fixiert“, zitiert das Magazin „Lisa“ (Ausgabe 36/16) den Politologen Christoph Butterwegge. Das fange beim fehlenden Ausbau der Ganztagsbetreuung an – und höre bei schlechteren Job-Chancen für alleinerziehende Mütter auf.

Geringere Arbeitszeit, schlechter bezahlte Jobs – klar, dass am Monatsende unterm Strich wenig übrigbleibt. Viele Alleinerziehende schrammen an der Armutsgrenze vorbei. Wenn dann noch die Unterhaltszahlung des Vater – oder der Mutter – ausbleibt, sieht es düster aus. Das Leben wird so zum täglichen Kampf.

Leben ein ständiger Kraftakt

„Lisa“ hat mit drei Alleinerziehenden gesprochen, für die das Leben ein ständiger Kraftakt ist. Christine Finke gehört dazu, die seit der Trennung von ihrem Mann 2009 ihre drei Kinder (heute 7, 10 und 15) allein großzieht. „Die Bedingungen waren denkbar schlecht; mein Ex-Mann und die Großeltern wohnten mehrere Autostunden entfernt, ich verlor meinen Job“, so die Redakteurin. Christine bekomme Unterhalt, aber die vierköpfige Familie bewege sich dennoch gerade so über dem Existenzminimum. Nur mit Wohngeld und Unterstützung für die Kita-Plätze kommt sie über die Runden.

Wie prekär die Lage für berufstätige Alleinerziehende sei, zeige eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung. Dem Institut zufolge beziehen sogar gut ausgebildete Alleinerziehende deutlich länger Arbeitslosengeld II (Hartz 4) als Kinderlose. Christine schreibt ihre Erfahrungen im Blog „mama-arbeitet.de“ nieder und hat das Buch „Allein, alleiner, alleinziehend“ geschrieben.

Svenja Zirchow (34) – „Lisa“ hat den Namen geändert – geht es offensichtlich ähnlich. Sie hat einen Sohn: Ben. Das Geld sei trotz Jobs oft knapp. Und wehe, das Kind ist mal krank, dann müssen Alleinerziehende für ihr Recht und das Kankengeld kämpfen, dass ihnen nach §25 Sozialgesetzbuch zusteht. Längst nicht alle Arbeitgeber gleichen den Unterschied zwischen Krankengeld und normalem Gehalt aus. Manche Unternehmen setzen die Alleinerziehenden sogar unter Druck, so dass sie Angst haben, bei Krankheit des Kindes daheim zu bleiben.

Schließlich ist da noch Bärbel Gruner – auch ihr Namen wurde von „Lisa“ verändert. Die gelernte Krankenschwester lebe getrennt von den Vätern ihrer Kinder Dennis (17) und Sophie (14). Wie viele andere alleinerziehende Mütter kämpft sie um den Unterhalt. Dann muss der Staat mit Unterhaltsvorschuss einspringen sowie Sozialhilfe und Hartz 4. Ob sie wollen oder nicht, Alleinerziehenden bleibt gar nichts anderes übrig, als arbeiten zu gehen – und dann fangen die Schwierigkeiten an. Die Doppelbelastung führt irgendwann in den Burn-out, so auch bei Bärbel.

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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