Wie wohnen wir im Alter? WG, Mehrgenerationenhaus, Heim?

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Wie wohnen wir im Alter? Kann das auch eine WG sein oder ein Mehrgenerationshaus? Einsam oder gemeinsam? Warum sollen Senioren und Bestager nicht wie die Jungen in einer Wohngemeinschaft zusammenleben oder in einem Mehrgenerationenhaus – oder doch in ihrem Viertel bleiben, wenn denn das Umfeld stimmt?

Maria Al-Mana von unruhewerk.de hat sich mit dem Thema intensiv beschäftigt – und kommt zu erstaunlichen Einsichten.

Hier ihr Gastbeitrag:

Henning Scherf war von 1995 bis 2005 Bürgermeister und Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen. Noch während seiner Zeit als aktiver Politiker hat er sich – recht öffentlichkeitswirksam – immer wieder Gedanken gemacht über alternative Wohnformen im Alter. Und schon BEVOR er in Rente ging, gründete er 1987 mit zehn Freunden eine „Hausgemeinschaft“ in der Bremer Innenstadt, die er als seine „Wahlfamilie“ bezeichnet. Das Thema ließ ihn offensichtlich nicht mehr los. Inzwischen hat er viele Bücher zum Thema geschrieben, sein Credo für den Aufbau einer gelingenden „Hausgemeinschaft“ ist: „je bunter, desto besser! Wenn man nur unter Gleichen ist, werden die Geschichten langweilig. Besser sind möglichst verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Biografien“, schreibt er im „Netzwerk Nachbarschaft“ hier.

Drei Dinge finde ich daran interessant:

  1. Dass Scherf dieses Thema so wichtig fand und findet, dass er die „alternde Gesellschaft“ immer wieder thematisierte, meist eben unter dem Aspekt der alternativen Wohnformen im Alter. Die für ihn eine ganz große Chance gegen die drohende Vereinsamung im Alter ist. Dieses Anliegen unterschreibe ich zu hundert Prozent.
  2. Ein weiterer, interessanter Aspekt ist – wie ich finde – auch dies: Der Ex-Bürgermeister Bremens sieht sich mit seinem Wohnprojekt ganz klar in gewerkschaftlicher Tradition, eben als gelebte gesellschaftliche Solidarität – das erzählt er ver.di in einem persönlichen Erfahrungsbericht hier.
  3. Am Wichtigsten aber scheint mir, dass er bereits mit 52 Jahren diese Hausgemeinschaft gründete, seine Beschäftigung mit dem Thema dürfte noch einige Zeit davor begonnen haben. Er begann also SEHR frühzeitig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Den richtigen Zeitpunkt finden

Seit ich Scherf vor vielen Jahren zum ersten Mal über dieses Thema habe sprechen hören – engagiert und für mich sehr überzeugend -, verfolge ich das Thema durchaus interessiert. Ich gebe zu: leider auch ziemlich halbherzig. Und das ist nicht unbedingt schlau. Denn wenn da mal wirklich was draus werden soll, sollte man sich beizeiten drum kümmern. Eine geeignete Wohnung, besser noch ein Haus suchen. Und vor allem: den Freundeskreis durchforsten, unter Umständen ganz gezielt Kontakte knüpfen. Und zwar so frühzeitig, dass man sich kennenlernen kann, BEVOR der Ernstfall eintritt: das Alter. Aber dies ist vielleicht genau das Problem. Wie mit so vielen Dingen, die das Älterwerden betreffen…. man schiebt es gerne auf, denkt: Nein, so alt bin ich doch noch gar nicht! Andererseits: Auf Facebook werden Gruppen gegründet, die jetzt schon 15 oder 20 Jahre im Voraus zu planen versuchen, „Alten-WG ab 2030“ etwa. Ob das in 14 Jahren noch Bestand haben wird?

Aber es muss ja vielleicht auch gar nicht die ganz neu zu gründende Wohngemeinschaft sein. Inzwischen sind aus der Idee der Alten-WG wie aus dem „Konzept Mehrgenerationenhaus“ schon vielerorts solche Selbstläufer geworden dass man sich vielleicht auch ganz einfach in schon Bestehendes „einklinken“ könnte.

Das Mehrgenerationenhaus

Wer sich auf die Suche nach bestehenden, alternativen Wohnprojekten machen möchte, dem bietet zum Beispiel das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hier eine Karte mit Suchfunktion nach einem Mehrgenerationenhaus in der eigenen Umgebung an. Wichtig zu wissen: Mehrgenerationenhäuser können die verschiedensten Träger haben – häufig sind es Vereine oder (kirchliche) Gemeinden. Viele sind gemeinnützige Organisationen, manche gelten als Bildungseinrichtungen, integriert beispielsweise in Gemeindezentren oder Kulturprojekte. Und: Wer in einem Mehrgenerationenhaus wohnt, hat in der Regel immer – alleinstehend oder als Familie – eine eigene Wohnung, kann die Tür auch mal zu machen….aber man trifft sich, unterstützt sich, verabredet sich mehr oder weniger regelmäßig. Es geht um das Miteinander von Alt und Jung, manchmal auch um interkulturelle Dialoge, immer um die gegenseitige Hilfe.

  • Weitere Beispiele kommen aus dem Bereich der kirchlichen Arbeit: In christlichen Netzwerken gibt es eine Reihe von Gemeinschaften, die ebenfalls das Zusammenleben von Alt und Jung propagieren und umsetzen, ein Beispiel ist „Es muss was Anderes geben“   – mehr dazu hier: http://www.emwag.net
  • Manche Kirchengemeinden betreiben eigene Mehrgenerationenhäuser. Auch diverse Beginenhäuser bieten Ähnliches, allerdings nur für Frauen. Ein Beispiel hierfür aus Berlin-Kreuzberg: http://www.beginenwerk.de/
  • In Bad Tölz betreibt das Bayerische Rote Kreuz (BRK) ein Mehrgenerationenhaus. Der Träger ist das BRK, der Kreisverband Bad Tölz-Wolfratshausen, der Fördermittel aus dem Bundesfamilienministerium und gezielte finanzielle Unterstützung für bestimmte Aufgabenbereiche von der Stadt Bad Tölz bekommt. Mehr dazu unter Mehrgenerationenhaus.

 

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16 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Bravo zu allen Modellvarianten, von denen die Rede ist. Drum prüfe, wer sich „ewig“ bindet, ob sich nicht doch was besseres findet…Dennoch: In der Tat kommt es auf die Planungszeit darauf an. Dann planen, wenn im Prinzip noch keiner „in unserem Alter“ wirklich daran denkt, seinen „Altersruhesitz“ anzupeilen. Hier liegt auch gleich die Krux. Wir, 60 und 56 haben das Haus im Auge, in dem wir Quartier fürs Alter platzieren wollen. Nun sprechen wir Freunde im gleichen Alter an, mit denen wir uns eine Alten-WG gut vorstellen können. Blöd nur, dass fast alle sagen:“tolle Idee, aber doch jetzt noch nicht…“Wir sind doch froh, dass die Kinder gerade aus dem Haus sind. Jetzt kommt die Zeit der unbeschränkten Freiheit. Es fällt offensichtlich schwer, ans Alter(n) zu denken. Hier schleichen sich Ängste mit in den gesunden Geist. Angesichts von Heim und Alleinsein ist nur jeder zu beglückwünschen, wer eine Lösung mit Gleichgesinnten unter einem Dach realisieren kann.
    Georg-W.Moeller, Gröbenzell, 15.2. 2016

    Antworten
    • Helmut Achatz
      16. Februar 2016 09:32

      Hallo Georg,
      ja das stimmt. Viele schieben es vor sich her und glauben, sie haben später Zeit – die läuft ihnen dann jedoch davon. Ich für meinen Teil, habe bereits einiges umgesetzt, was ich mir vorgenommen hatte. Viel Erfolg 😉

      Antworten
  • Wir denken auch darüber nach. Aber es ist echt schwer, sich mit knapp 50 einzugestehen, dass man JETZT handeln muss.

    Antworten
    • Helmut Achatz
      16. Februar 2016 09:30

      Das ist war. War am Wochenende bei Freunden in Franken – die sind umgezogen, haben ihr Haus verkauft und sich verkleinert. Ich fand den Schritt auch mutig. Aber offensichtlich fühlen sie sich in der neuen Umgebung ganz wohl.

      Antworten
  • Man weiß nicht, was das Leben noch so alles für Überraschungen für einen geplant hat und ich finde es einfach zu früh, jetzt schon zu planen, wie ich mit 70 oder 80 leben möchte. Wer weiß, wo ich dann bin und was grade so geht in meinem Leben!? Bin ich alleine und putzmunter oder pflege ich meinen Mann oder wohne ich dann doch schon in einem Altersheim?
    Ich werde in Kürze 45 und mein Leben liegt noch vor mir. Wenn es so weit ist, dann bin ich offen für alles, so wie es eben kommt und auch dann ist noch Zeit, sich zu kümmern, was man möchte. Ich möchte nicht jetzt schon wissen, wie und wo mein Leben endet.
    Vorstellen kann ich mir eine WG mit bis zu 10 älteren Damen, nicht nur 2-3, wenn man sich da nicht richtig mag und oft zurück steckt, dann kann es schnell zu Konflikten kommen, denn u.U. lebt man da auch 10-15 Jahre zusammen in einer Wohnung oder einem Haus.

    Viele Grüße,
    Moppi

    Antworten
  • Sehr guter Artikel, der mich darin bestätigt, dass ich in den nächsten 3 Jahren handeln sollte. Ich bin jetzt 52 und habe partout keine Lust mich später allein um Haus, Hof und Garten kümmern zu müssen. Danke für die Anregungen

    Antworten
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  • […] den Chancen und Risiken, die im Zusammenleben mit Kindern und Enkeln liegen. Natürlich darf da das Mehrgenerationenhaus nicht fehlen. Die Ausgabe enthalte eine Reportage aus Namibia über den 68-jährigen Hamburger […]

    Antworten
  • […] Pflegeheimplätze sind aber nicht nur teuer, sie genießen hierzulande auch nicht den besten Ruf. Darüber hinaus finden viele Senioren die Vorstellung schrecklich, nicht mehr in ihren eigenen vier Wänden leben zu können. Es ist wichtig, sich rechtzeitig Gedanken zu machen, wie und wo wir unseren Lebensabend verbringen möchte und welche Alternativen zum Pflegeheim zur Verfügung stehen. […]

    Antworten
  • […] Menschen, vom Kleinstkind bis zur 80-Jährigen, Alleinerziehende, Familien und Singles, sprich ein Mehrgenerationenhaus. Martina und Thomas fühlen sich sofort wohl, allerdings sind die Wohnungen im Altbau längst […]

    Antworten
  • […] ein schöner Traum. Eine Möglichkeit zur Finanzübersicht, die insbesondere für Paare, respektive Wohngemeinschaften, infrage kommt: das […]

    Antworten
  • […] Begegnungsräume oder zu wenig Chancen, mitzureden – oft werden ältere Menschen in ihrer Wohnumgebung einfach ausgeschlossen. Wer keine körperlichen Einschränkungen hat, denkt meist nicht darüber […]

    Antworten

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