Entberuflichung oder Vorruhestand?

Leben

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Auch der Ruhestand will geplant sein. So einfach in Rente gehen, ist keine gute Idee. Also, besser sich darauf vorbereiten. Denn die „Entberuflichung“ ist eine Herausforderung.

Wolfgang Schiele, der Coach für  Menschen vor und im Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand schreibt regelmäßig Beiträge beispielsweise beim Online-Magazin „Sein“. Er will den Vorruheständlern ein „authentisches Gefühl für die Chancen, aber auch für die Risiken vermitteln, die sich mit dem Übergang in die dritte Lebenszeit ergeben“. Sein aktueller Beitrag dreht sich um Fragen nach dem Sinn des Lebens. Es gehe darum, sich umzuprogrammieren, Position zu beziehen und den Ruhestand zu planen.

Entberuflichung als Herausforderung

Es sollte allen klar sein, so Schiele, dass wir mit dem Ausscheiden aus dem Beruf, der „Entberuflichung“, wie er das so schön formuliert, „statistisch noch mindestens 20 Lebensjahre vor uns haben“. 20 Jahre – das entspricht dem Zeitraum unserer Kindheit sowie Schulzeit, Ausbildung und Studium.

Sind wir darauf vorbereitet? „Wenn wir zurückblicken auf unsere Jugendzeit, dann erinnern wir uns an die vielen Hilfen, die uns für die Berufswahl zur Verfügung standen“, erinnert Schiele. Da gab’s Hilfen zur Berufsorientierung und Studienausrichtung. „Ja, es gab ein Berufseintrittsmanagement – aber wo ist das Berufstrennungsmanagement?“, fragt Schiele.

Vorbereitet in den Ruhestand

„Wer bereitet uns, die Vertreter der Generationen ’50plus‘ oder ’60minus‘, auf den Ruhestand vor, auf weitere 20 Lebensjahre berufsfreien Ruhestand?“ 40 Jahre oder mehr haben wir uns über den Beruf definiert. Schiele nimmt uns gleich die Hoffnung, dass „der Staat dies nicht tun wird“. Vater Staat „setzt auf die Selbstheilungskräfte der gesellschaftlichen Entwicklung und des Individuums“. Denn der Ruhestand sei nach wie vor positiv besetzt. Die Unternehmen seien sich kaum darüber im Klaren, „was der Abschied für die aus dem Beruf Scheidenden für einen nachhaltigen Einschnitt im Leben hinterlässt“.

Wie ein Fahrplan aussehen könnte

Schiele hält „es für existenziell wichtig, die Entberuflichten zu unterstützen und es ihnen leichter zu machen, ihren weiteren Lebensweg tatsächlich in Einklang mit sich, ihren persönlichen Umfeld und der Gesellschaft zu bringen“. Sein Fahrplan sieht so aus:

  • Den Ruhestand planen
    Wann jemand in Rente geht, weiß er meist schon lange vorher. Deswegen empfiehlt Schiele, sich einige Jahre vorher, schon einmal die Zeit zu nehmen und Szenarien durchzuspielen, die sich dann ergeben. „Denken wir zurück an die Zeit, in der wir noch Träume hatten und uns Wünsche versagen mussten, weil wir die Karriereleiter emporstiegen, für die Familie sorgten oder einfach nicht über die Mittel verfügten“, so sein Rat. „Gehen wir sie durch, die Etappen unseres zurückliegenden Lebens, und schauen uns um, was liegen geblieben ist oder was wir uns nicht trauten, offen auszusprechen oder gar zu tun.“ Nichts halte uns heute ab, unerfüllten Wünsche umzusetzen. Warum nicht einfach notieren, „denn jeder Gedanke ist ein Baustein der zukünftigen Realität“.
  • Sich selbst erkennen
    Dabei sei es wichtig zu wissen: „Wer bin ich wirklich und wer will ich noch sein?“ Das heißt, sich seiner  Stärken und Schwächen bewusst zu werden, die geistigen Fähigkeiten und materiellen Möglichkeiten auszuloten. Wir sollten uns fragen, „was wir noch brauchen, um unsere Ziele zu verwirklichen“. „Jetzt“, so Schiele, „haben wir die Möglichkeit, unsere wichtigsten inneren Werte mit viel weniger Rücksicht auf Job, Karriere und Kollegen zu leben, als vor dem Ruhestand“.

Jeder soll sich wohlfühlen können in der Zeit nach dem Beruf, schließlich seien wir es uns wert und haben es verdient.

  • Für Nachhaltigkeit sorgen
    Wir werden wohl zuerst „all die Dinge angehen, die liegen geblieben sind“. Jeder kann sich ausmalen, was das ist: Geldangelegenheiten regeln, Keller und Speicher aufräumen, verreisen. „Aber ergibt das einen Sinn für die nächsten 20 Jahre“, merkt Schiele an. Füllt das den „Restrentenzeitraum“ aus? Schiele meint, es sei besser, sich einer langfristigen, nachhaltigen und komplexeren Aufgabe zu widmen, die nicht nur nach innen in unser persönliches Umfeld hineinwirkt, sondern auch auf die Gesellschaft zurück? Das kann ein Ehrenamt sein oder sogar ein neuer Beruf.
  • Sich selbst umprogrammieren
    Schiele plädiert dafür, dass Ruheständler ihre Abläufe neu strukturieren, „denn die Struktur und Zwänge unserer Arbeitswelt existieren nicht mehr“. „Wir tragen eine neue Verantwortung uns selbst gegenüber: Wir sind gleichzeitig sowohl zum Chef als auch zum Mitarbeiter unseres Lebens geworden“, fasst es Schiele zusammen. Wenn wir den Freiraum nicht planen, „versinken wir entweder in den Banalitäten des Alltags oder verzetteln uns inmitten tausender Ideen und Angebote“, mahnt der Ruhestand-Coach. Im schlimmsten Fall stehen „wir Partnern und Freunden im Weg herum, als Nörgler oder auch als Zeitsaboteure“.
  • Position beziehen im Leben
    Der Ruheständler habe jetzt Zeit, sich mit den existenziellen Fragen im Dasein, der Frage nach dem Sinn im Leben zu beschäftigen. „Wer möchten wir sein in dieser neuen Welt? Welche Ziele möchten wir noch erreichen und zu wem oder was zugehörig fühlen?“ Es sei Zeit, „ein lebensübergreifendes Fazit ziehen“.

Wir müssen uns klar darüber sein, dass diese und ähnliche Gedanken mehr und mehr in den Mittelpunkt unseres Lebens rücken werden. Die Freiheit und der Abstand von daseinssichernder Arbeit bedeutet gleichzeitig auch mehr Freiräume für die eigene geistige Entfaltung zu haben. Unsere Existenz im Ruhestand ist mehr oder weniger abgesichert, tätiges Handeln wird abgelöst werden durch das Vordringen in mentale oder gar spirituelle Welten. Und schlussendlich wird er gekrönt vom Rückblick auf ein Leben, das wir hoffentlich erfüllt, nutzbringend, für uns sinnvoll und glücklich verbracht haben.“

 

 

 

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Helmut Achatz

Macher von vorunruhestand.de

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