Renten-Desaster schlimmer als gedacht

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Das Rentensystem ist marode und die Perspektiven düster – düsterer als viele ahnen. Allein in diesem Jahr muss der Bund 86 Milliarden Euro zuschießen, damit die Rentenversicherung nicht kollabiert. Dazu kommen 6,5 Milliarden Euro für die Grundsicherung im Alter. Das ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs, denn in den kommenden Jahren wird der Rentenzuschuss über die 100-Milliarden-Euro-Marke klettern. Dazu kommen Zuschüsse für die Kranken- und Pflegeversicherung von 13 Milliarden Euro. Alles zusammengenommen sind es damit bereits mehr als hundert Milliarden Euro für die sozialen Sicherungssysteme. Das heißt, heute schon muss der Bund jeden dritten Euro dafür ausgeben. Übrigens, dabei sind die Ausgaben für die Pensionäre noch gar nicht mit eingerechnet. Wenn erst der geburtenstärkste Jahrgang 1963 in Rente geht, steht das System auf der Kippe und das Renten-Desaster ist komplett.

Renten-Desaster verschlimmert sich

Warum? Weil die Ansprüche irgendwann von der Gemeinschaft nicht mehr zu finanzieren sind. Statt sich eines Besseren zu belehren, setzt Schwarz-Rot immer noch eins drauf – von der Mütterrente bis zur solidarischen Lebensleistungsrente. Das heißt, die Lücke zwischen den einklagbaren Rentenzusagen und ihrer Finanzierung wird immer größer. Was das letztlich bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen: entweder höhere Rentenbeiträge oder mehr Schulden.

Gigantische Rentenkrise droht

Übrigens ist Deutschland damit nicht allein – in allen Industrieländern droht eine Rentenkrise, die alles in den Schatten stellen wird, was wir bisher kennen.

Experten der Citigroup haben einmal hochgerechnet, was uns da erwartet. In ihrer Studie „The coming pensions crisis“ kommen sie auf ein Volumen der nicht gedeckten oder unterfinanzierten staatlichen Rentenansprüche in den 20 OECD-Ländern (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) von 68,5 Billionen Euro (68 500 000 000 000). Einfach unvorstellbar! Dagegen nehmen sich die öffentlichen Schulden der 20 Industrieländer von 38,6 Billionen Euro ja richtig harmlos aus.

Lücken bei Betriebsrenten

Wer jetzt glaubt, die private oder betriebliche Altersvorsorge wird es schon richten, der sollte sich die Zahlen der Citigroup verinnerlichen. Auch die Betriebsrenten sind längst nicht gedeckt und Lebensversicherungen werfen immer weniger ab. Den Berechnungen der Citi-Experten haben Konzerne in den USA und Großbritannien nur 82 Prozent ihrer Verpflichtungen finanziert.

„Rund um den Globus sind die sozialen Rentensysteme – sowohl staatliche als auch private – massiv unterfinanziert“, zitiert die „Welt“ Farooq Hanif, einer der Autoren der Citi-Studie. „Damit das Pensionssystem nicht explodiert, müssen Staatsausgaben gekürzt, Firmengewinne gekappt und die Ansprüche der Rentner reduziert werden. Das wird ein Kraftakt für Arbeitgeber, Beschäftigte und Politiker weltweit werden“, so die „Welt“.

Demographie größtes Problem

Hauptproblem ist der demographische Wandel, der zwar schon seit langem absehbar war, aber von den meisten nicht ernst genommen wurde. Vor allem wurden daraus keine – oder nur unzureichend – Konsequenzen gezogen.

In den kommenden Jahren wird die Politik sagen müssen, wem sie was wegnimmt, denn das Sozialsystem dürfte bald nicht mehr finanzierbar sein. „Wenn die ältere Generation mehr bekommt, muss die jüngere die Rechnung dafür bezahlen. Und solange die Bundesregierung nicht offenlegt, welche Generationen von ihrer Politik profitieren und welche darunter leiden werden, hat sie ihren Job nicht gemacht“, zitiert die „Welt“ den Bostoner Wissenschaftler Laurence Kotlikoff.

Hier die Dimension einmal als Grafik:

Finanzierungslücke bei der Rente

Finanzierungslücke bei der Rente (78 tn = 78 Billionen Dollar/68,5 Bio. Euro) Quelle: Citi

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10 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Helmut Achatz
    31. März 2016 18:05

    Würde mich freuen, wenn ihr den Blog-Beitrag teilt. Danke. 😉

    Antworten
  • Leider sieht es so aus dass die deutsche Politik kein Konzept hat. Auch ein Staat sollte nicht mehr ausgeben als er einnimmt. Die beste Lösung für das deutsche Rentensystem dürfte wahrscheinlich in Dänemark zu finden sein. Einfach die Steuern und die Rentenversicherung zusammen einzahlen und mindestens 40 Jahre Beiträge entrichten. Das Rentenalter ist auch in Dänemark bereits seit Jahren auf 67 festgelegt. Natürlich kann man auch dort eher aufhören zu arbeiten und die Zeit vor dem 67 Lebensjahr mit einer Lebensversicherung überbrücken. So machen es auch viele Amerikaner.

    Antworten
  • Die Demografie? War schon weit schlimmer und die Produktivität bei weitem nicht so hoch wie heute. Werden aus mehr Kinder auch Einzahler? Aber ganz sicher mehr Alte. Und seltsam, demografische Entwicklungen gehen an Beamten, anders berufständisch Versicherten, Politiker und Selbständigen vorbei. Da sind die Ausführungen von Prof. Gerd Bosbach doch sehr erhellend:
    Lügen mit Zahlen: https://www.youtube.com/watch?v=vfWXWRkoJbc

    Wie sagte der Statistikprofessor Gerd Bosbach treffend,
    wenn die Versicherungswirtschaft es nicht auf eine Privatisierung der Rente abgesehen gehabt hätte, dann hätten wir nie ein „Demografie-Problem“ bekommen.

    Antworten
    • Wenn das Thema nicht zu ernst wäre könnte man sagen:“Wer hat uns verraten – Sozialdemokraten.!“ Mit Gerhard Schröders Agenda 2010 fing alles an. Walter Riester ist schnell auf das Pferd aufgesprungen und hat sich durch die Versicherungswirtschaft mit dem Namen Riester Rente bekannt gemacht. Was Ihm die Versicherungswirtschaft dafür bezahlt hat ist sicherlich ein Beitrag wert. Vielen Lesern ist noch bekannt dass Walter Riester ein führendes Mitglied einer Gewerkschaft war. Wenn der Gewerkschaftler Riester und der Hilfsarbeitersohn Gerhard Schröder etwas machen sollte man annehmen dass es auch den Arbeitern genutzt hat. Leider ist das Gegenteil der Fall gewesen. Beide Politiker haben den deutschen Arbeitern grossen Schaden zugefügt.

      Antworten
      • So ist es. Walter Riester wurde geholt! Er war und ist williges Werkzeug von Maschmeyer!
        Dazu sind diese Fragen an Gabriel aufschlussreich:
        http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/150414_lohest_brief_geld_macht_politik.pdf

        Und die Gewerkschaftshäuptlinge distanzieren sich immer noch nicht klar von Riester. Das mag damit zusammenhängen, dass sie ihren Mitgliedern aus Handel, Banken und Versicherungen und Beamtenschaft nicht auf die Füße treten wollen. Zum Riesterdilemma gab es schon frühzeitig fundierte Warnungen.
        Gert Flegelskamp hat das u.a. in diversen Beiträge sehr gut herausrecherchiert:
        http://flegel-g.de/index-rente.html

        Besonders perfide ist, dass auf sämtlichen Publikationen der Deutschen Rentenversicherung von einer externen Werbefirma Werbung für Riester, also für die Teilprivatisierung der gesetzl. Rente gemacht wird (illegal) und das mit Beitragsgeldern. So müssen zwangsweise die Beitragszahler die Werbung für die Konkurrenz bezahlen. Die gesetzl. Rente ist ja enstprechend geringer. http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=3436

        Wer die mit Riester und Hartz geöffneten Schleusen nicht schließen will, soll von der Bekämpfung der Altersarmut schweigen.

        Antworten
      • ach ja, Ulrike Mascher kam von der Allianz, wurde bei Riester Staatssekretärin und hat maßgeblich den Riesterrentenbetrug mit zu verantworten und damit die rentenkürzenden Faktoren. Heut ist sie Präsidentin des VdK – und beklagt die Altersarmut.

        Antworten
  • Antworten
  • […] Renten-Desaster schlimmer als gedacht […]

    Antworten
  • […] Renten-Desaster schlimmer als gedacht […]

    Antworten
  • Gerhard Peter
    17. August 2018 08:25

    Die sollen endlich über ihren eigenen Schatten springen und den § 33 des Grundgesetzes entsprechend ändern und endlich von allen Rentenbeiträge kassieren, das ganze Heer der Beamten !! Selbstständige usw. Wann passiert das endlich ! Die Rentendebatte geht schon so unendlich lange, jetzt wird es endlich Zeit, das die Regierung .
    Meine E-Mail. [email protected]

    Antworten

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