Ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie – wie viel Privates verträgt ein Blog?

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Wie viel Privates verträgt ein Blog? Was kann, darf und muss ich erzählen? Was sollte ich besser für mich behalten? Wen interessiert das überhaupt? Warum blogge ich, was ich blogge? Warum blogge ich überhaupt? Vergebe ich mir etwas, wenn ich zu viel aus dem Nähkästchen plaudere? Kann das, was ich schreibe, möglicherweise gegen mich verwendet werden? Ja kann, muss nicht.

Auf diese Gedanken hat mich Maria Al-Mana hingestoßen mit ihrem Aufruf zur Blogparade auf ihrem Blog Unruhewerk. Es geht ihr um die Frage „Wie nackig und privat will ich mich in meinem Blog geben?“. Offensichtlich interessiert sie, wie andere Blogger es mit Privatheit halten. Was kommt besser an: neutral oder persönlich?

Journalist oder Blogger?

Als bloggender Journalist oder journalistischer Blogger habe ich, ja ich sage dieses Mal bewusst „ich“, einen anderen Ansatz, eine andere Vorstellung als vermutlich viele Blogger. Als Journalist bin ich es gewöhnt, zwischen Subjektivität und Objektivität zu unterscheiden – und möglichst klar zu trennen. Nachricht und Kommentar, Glosse und Reportage – Journalisten greifen zu anderen Stilmitteln, nehmen verschieden Perspektiven ein. Ein Kommentar muss persönlich und pointiert sein, angreifen und wenn nötig sogar anklagen. Eine Reportage darf oder soll sogar sinnlich sein. Wenn ich eine Geschichte erzähle, bin ich Mittler und versuche, andere am Geschehen teilhaben zu lassen – ich nehme mich dabei zurück, erzähle aber im besten Fall so spannend, dass dem Leser der Gulasch-Duft in die Nase steigt und ihm das Wasser im Mund zusammen läuft. Klar, spiele ich als erzählendes Subjekt eine Rolle, weil mir das Kessel-Gulasch auffällt und nicht die Curry-Bude. Aber muss ich erzählen, dass ich mich zuvor mit meiner Frau über den Küchenabwasch gestritten oder meine Tochter wegen ihres späten Heimkommens angeraunzt  habe?

Was will ich mit meinem Blog?

Natürlich frage ich mich, was ich mit meinem Blog will. Am Anfang war es der Wunsch, eben diese Zeit vor dem Rentenbeginn bloggend zu begleiten, um auch mir ins Bewusstsein zu rücken, was das heißt, aus dem Berufsleben auszusteigen. Mittlerweile ist es mehr – das Thema Rente liegt mir am Herzen, denn es läuft alles andere als rund in diesem Land. Vielen ist einfach nicht bewusst, was da auf sie zukommt. Sie glauben, sie könnten sich auf die gesetzliche Rente verlassen – und sind dann verlassen, bass erstaunt, dass der Ruhestand durch Geldprobleme zum Unruhestand mutiert.

Anstöße zum Nachdenken

Ich weiß, ich werde wohl kaum etwas ändern. Ich hoffe und erwarte es im Stillen, dass meine Blog-Beiträge den Einen oder Anderen zumindest zum Nachdenken anregen. Ich gestehe mir ein, dass ich dafür am besten konkrete Beispiele beleuchten sollte, wie es bei Neu-Rentner zugeht. Das große Bild lebt von Details.

Ich will, so viel zu meinem Anspruch, Tipps und Anregungen liefern, die Vorruheständlern und Rentner helfen, ihren Alltag zu meistern.


 

So, jetzt zu Marias Fragen:

Wie haltet ihr es mit der persönlichen Offenheit in eurem Blog?

A: Nomen est omen – Vorunruhestand beschreibt meinen momentanen Lebensabschnitt. Ich schreibe auch über das, was mich betrifft – aber nicht nur. Als Journalist mutiert der Blog eher zum Magazin, wobei die Übergänge fließend sind.

Lasst ihr euch von Emotionen leiten?

A: Wir sind alle vermutlich mehr Gefühls- als Verstandesmenschen. Die einen können ihre emotionalen Impulse besser steuern als die anderen – ich gehöre vermutlich zur ersten Gruppe.

… müsst ihr gar nicht mehr darüber nachdenken, was geht … womit ihr euch noch wohlfühlt?

A: Ich frage mich eher, ob das jemand interessiert. Manchmal wünsche ich mir, dass meine Blog-Beiträge etwas bewirken.

Gab es Situationen, in denen ihr persönliche Dinge gepostet habt, die euch unerwartet Bauchschmerzen gemacht haben – oder die dumme Situationen und Reaktionen hervorriefen?

A: Jein – ich wusste ziemlich genau, dass mein Blogbeitrag über „Wechseljahre und Sex“ zu spöttischen Bemerkungen führen würde, was auch tatsächlich passierte. Ich fand das Thema wichtig und notwendig.

Wünscht ihr euch mutiger im Netz zu sein, traut euch aber nicht?

A: Die Frage habe ich mir noch nicht gestellt.

Habt ihr eure Sichtbarkeitsstrategie jemals bewusst geändert?

A: Mit der Frage kann ich nicht so recht etwas anfangen.

Oder haltet ihr solche Strategien ganz grundsätzlich für völligen Blödsinn? Wenn ja, warum?

A: Ich war schon immer sichtbar. Unter meinen Artikel steht ein Name, wer will, googelt.

Und noch mal zum Rechnen: Gibt es so etwas wie ein Idealbild eurer Präsentation im Netz? Wie viel Offenheit enthält das? Und wie erreicht ihr dieses Idealbild?

A: Ich denke, ich neige eher zum Magazin. Aber ein Blog kann ja auch das sein.

Gibt es unter euch Blogger, die über diese Frage noch nie nachgedacht haben – und ich mache hier ganz unnötig die Pferde scheu?

A: Ich glaube viele denken eher über Marketing und Monetarisierung nach.

Oder habt ihr euer Blogthema von Anfang an schon bewusst so gewählt, dass ihr euch solche Fragen erst gar nicht stellen müsst? Wenn ja, wie geht es euch damit? Fehlt euch manchmal die „persönliche Note“?

A: Mein Blogthema spiegelt meine Lebenssituation wider. „Vorruhestand“ war leider schon vergeben. Insofern habe ich daraus vorunruhestand gemacht. Momentan erweitert sich mein Thema in Richtung Rente und 50plus.

Wenn ihr andere Blogs anseht – mögt und folgt ihr eher denen mit „persönlicher“ Note – oder lieber jenen, die soweit das geht, „neutral“ daherkommen?

A: Für mich ist die Themennähe ausschlaggebend – und das ist der Vorruhestand, 50plus und Rente.

Wie viel Sichtbarkeit im Netz verträgt das berufliche, private und persönliche Selbstbild? Wie wägt ihr ab? Was zeigt ihr, wie viel von euch? Und was warum nicht?

A: Ich bin immer noch Journalist und als solcher arbeite ich in einem Tendenzbetrieb, der seine eigenen Regeln hat. Das kann ich beim privaten Bloggen nicht völlig ignorieren. Insofern differenziere ich ganz automatisch. Mir ist das Thema wichtig.


Maria hat da einen Nerv getroffen, deswegen antworte ich auch. Das war ein Anstoß, über die eigene Position beim Bloggen nachzudenken. Prima!

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Helmut Achatz

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